Oberbürgermeister Grote und die Politik wollen das alternative Kulturzentrum am Friedrichsgaber Weg unterbringen. Die Nachbarn fürchten laute Konzerte und jede Menge zusätzlichen Verkehr.

Norderstedt. Das Soziale Zentrum soll ein neues Zuhause bekommen. Die links-alternative Gruppierung, die bis Ende 2005 an der Ulzburger Straße ihren Treffpunkt hatte, wird voraussichtlich in ein Haus am Friedrichsgaber Weg ziehen. Das geplante Domizil mit der roten Fassade gegenüber der Einmündung Stettiner Straße gehört zu den drei Häusern, die die Stadt gekauft hat. Das kleine weiße Gebäude soll abgerissen werden, das mittlere ist für den "Lichtblick" vorgesehen - die Mitarbeiter betreuen Jugendliche in Not und brauchen mehr Platz.

Während die Politiker den Vorschlag der Verwaltung mehrheitlich befürworten, regt sich unter den Anwohnern massiver Widerstand. "Wir sind nicht grundsätzlich dagegen, dass das Soziale Zentrum hier einzieht. Aber wir befürchten weitere Verkehrsbelastungen durch Besucher, die zu den Konzerten und anderen Veranstaltungen kommen", sagt Anlieger Karsten Wierecky. Die Anwohner des Friedrichsgaber Weges müssten ohnehin schon starke und ständig wachsende Belastungen durch Auspuffgase und Lärm hinnehmen. Wierecky hat mit anderen Betroffenen eine Interessengemeinschaft gegründet und 53 Unterschriften gegen das Projekt gesammelt.

Mitstreiter Klaus Wegener verweist auf die ursprünglichen Verkehrsplanungen: "Die Stadt hatte die Häuser doch gekauft, um den Unfallschwerpunkt durch einen Kreisverkehr zu entlasten. Warum wird dieses Ziel nicht mehr verfolgt?" Wenn ohnehin eine Ampelregelung geplant gewesen sei, hätte die Stadt auf den Kauf verzichten und Steuergeld sparen können. "Ich habe hier neu gebaut, weil ein A-7-Zubringer und der Kreisel die Anwohner entlasten sollten. Nun bekommen wir aber mehr Verkehr. Wenn ich das gewusst hätte, wäre ich nicht von Hamburg hierher gezogen", sagt Carsten Gelahr, der wie die anderen einen Wertverlust ihrer Immobilien befürchtet.

"Es ist richtig, dass hier ursprünglich ein Kreisel geplant war. Doch das lässt sich nicht realisieren", sagt Oberbürgermeister Hans-Joachim Grote. Um einen auch für Lkw ausreichend großen Radius bauen zu können, müsse der Kreisverkehr relativ weit in die Fläche westlich des Friedrichsgaber Weges gelegt werden. Das bedeute, dass ein relativ langer Straßenabschnitt südlich und nördlich ebenfalls nach Westen verschwenkt werden müssten. "Und das kostet viel Geld. Da ist die Ampellösung günstiger", sagt der Verwaltungschef, der in den Häusern ein Begegnungszentrum für alternative Kultur ermöglichen will. Er stellt sich die Nutzung ähnlich vor wie früher an der Ulzburger Straße. Und da hätten sich die Anwohner nicht beschwert. Schließlich solle hier kein "Woodstock-Revival" stattfinden, sondern eher Club-Konzerte wie am Harksheider Markt.

"Wir unterstützen das grundsätzlich, wenn ein geordneter Ablauf gesichert ist", sagt Günther Nicolai, Fraktionschef der CDU. Beim sozialen Zentrum handele es sich inzwischen um etablierte junge Leute und nicht um kriminelle Hausbesetzer. Diese Einschätzung werde auch dadurch gestützt, dass das Soziale Zentrum anerkannter Kulturträger werden wolle. Auch die anderen Parteien unterstützen Grotes Idee.

Nur die FDP steht auf der Seite der Anwohner: "Ich kann die Sorgen verstehen", sagt FDP-Chefin Marlis Krogmann. Es handele sich hier um ein städtebauliches Filetstück, das anders genutzt werden könne. "Und wieso müssen wir das Soziale Zentrum mit Steuergeld unterstützen? Ich würde mir wünschen, dass die jungen Leute selbst aktiv werden." Noch ist nichts entschieden. Das Projekt muss noch die politischen Gremien passieren.