Viele Gemeinden im Kreis Segeberg machen Ernst mit der Energiewende. Der Strom aus Wind und Solarenergie kommt aus norddeutschen Anlagen.

Henstedt-Ulzburg. Die evangelisch-lutherische Kirchengemeinde Henstedt-Ulzburg musste sich nur kurz beraten, ehe die Entscheidung feststand. Das Ja zum Ökostrom aus Wind- und Solarenergie ist für den Kirchenvorstand, der für Kreuzkirche und Erlöserkirche zuständig ist, ein Bekenntnis aus Überzeugung.

"Die Bewahrung der Schöpfung steht für uns ganz oben. Daher gab es bei uns keine große Diskussion, und wir haben beschlossen, uns einzubringen. Kirchen sollten mittel- und langfristig Großabnehmer sein für regenerative Energien", sagt Wolfgang Keuffel, Vorsitzender des 15-köpfigen Gremiums.

Der Vorschlag für den Umstieg kam vom überregionalen Kirchenkreis Altholstein. Bis zum Juni diesen Jahres mussten die insgesamt 57 Gemeinden mitteilen, ob sie an einem Sammelbezug teilhaben wollen. Neben Henstedt-Ulzburg gab es 22 weitere Zusagen - aus dem Kreis Segeberg kommen Schmalfeld, Rickling und Bad Bramstedt hinzu. Weitere könnten nachträglich noch folgen.

Nach einem rund zweimonatigen Bieterverfahren bekam der Versorger Hamburg Energie den Zuschlag und wird zunächst gemäß des Vertrages vom 1. Januar 2012 bis 31.12. 2013 Strom liefern. Dieser stammt ausschließlich aus norddeutschen Anlagen, was eine wichtige Bedingung war. Wolfgang Keuffel formuliert stellvertretend klare Erwartungen an die künftige Konstellation. "Wir müssen ökonomisch und ökologisch klarkommen. Es muss kostensparend und umweltfreundlich sein."

Doch ob die Gemeinden bald tatsächlich weniger Geld für Energie ausgeben, ist noch nicht endgültig gesichert. Die Vorsitzende des Umweltausschusses im Kirchenkreis Altholstein, Beate Jentzen, erklärt: "Wir haben einen Arbeitspreis . Aber ob es wirklich günstiger ist, wird sich erst zeigen, wenn wir die Energiepreise für 2012 kennen."

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Der Tarif ist allerdings schon aus zwei Gründen günstiger: Erstens hat Hamburg Energie einen Nachlass gewährt ob der garantierten Liefermenge, und zweitens ist auch die Laufzeit von zwei Jahren ein Vorteil.

Gleichwohl ist es unabhängig der finanziellen Rahmenbedingungen eine Grundsatzentscheidung. "Umweltschutz hat etwas mit Prinzipien zu tun. Manchen ist dies eben auch mehr wert", so Jentzen. "Der Wille zum Ökostrom ist schon eine ganze Weile da. Seit einem Jahr arbeiten wir aber konkret daran." Die Reaktorkatastrophe im japanischen Fukushima habe den Wunsch nach der Abkehr vom Atomstrom darüber hinaus verstärkt. Übrigens ist auch für den in Schleswig-Holstein eigentlich unwahrscheinlichen Fall vorgesorgt, wenn weder die Sonne scheint noch ausreichend Wind weht. Beate Jentzen: "Dann bekommen wir Strom aus Wasserkraft in Norwegen."

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Der Kirchenkreis Hamburg-West/Südholstein, dem die fünf Norderstedter Gemeinden angehören, bezieht bereits seit Januar diesen Jahres "grünen" Strom. Hierzu schlossen 80 Prozent der Gemeinde, sämtliche diakonischen Einrichtung sowie die Verwaltung einen Sammelvertrag mit den Stadtwerken Schwerin. Diese produzieren ihre Elektrizität im österreichischen Wasserkraftwerk Ybbs-Persenbeug. Aktuell bezieht nur Vicelin-Schalom in Norderstedt noch keinen Ökostrom, steht allerdings ebenfalls vor einem Abschluss mit einem Anbieter.

Im Kirchenkreis Plön-Segeberg gibt es noch keine gemeinsame Initiative zur Energiewende. Einzelne Gemeinden haben allerdings eigenständige Verträge abgeschlossen. Ein Beispiel ist Segeberg - hier liefern seit Juni die Elektrizitätswerke Schönau Strom aus Wasserkraft.