Die Standesämter im Kreis Segeberg haben noch Trau-Termine für den eigentlich begehrten 11.11. frei. Nur in Kaltenkirchen ist alles anders.

Kreis Segeberg. Landrauf, landrunter drängeln sich am Freitag, 11.11., auf den Standesämtern die heiratswilligen Paare. Der Traum der Hochzeiter ist das Jawort am 11.11.11 um 11.11 Uhr. Nur die Segeberger, die halten sich zurück. Trauen sich die Paare im Kreis Segeberg nicht? Sind die Verliebten zwischen Bornhöved und Norderstedt, Mönkloh und Pronstorf bindungsscheu? Oder interessiert die Paare das andernorts so beliebte Datum ebenso wenig wie der Karneval?

"Ich kann noch sieben Trau-Termine für den 11.11. anbieten", sagt Gabriele Wegner. Die Norderstedter Standesbeamtin bezeichnet den für den 11. November prophezeiten "Run" auf die Standesämter als "sehr verhalten". Acht Paare wollen in den zwei elegant eingerichteten Trauzimmern in Norderstedts neuem Standesamt am Rathaus den Bund fürs Leben schließen. Eheschließungen sind in Norderstedt auch zwischen malerischen, alten, roten Autos im Feuerwehrmuseum möglich. Blaulicht inklusive.

"Der Raum muss für die Trauung gewidmet sein", sagt Wegner. Trauzimmer dürfen nicht mit wirtschaftlichen Interessen gekoppelt werden und nicht unter freiem Himmel stattfinden. "Die Würde der Amtsausübung muss gewahrt bleiben", sagt Wegner, eine von sechs Standesbeamtinnen in Norderstedt. Dazu gehöre auch eine klassisch dezente Kleidung der Standesbeamtinnen, auch, wenn die Paare in Jeans, T-Shirts und Turnschuhen erscheinen.

"Zwei Anfragen habe ich noch, das sind Bleistift-Termine", sagt Wegner. Wer sich am 11.11., noch trauen lassen will, hat bis Montag Zeit, sich anzumelden. "Bleistift-Termine" gibt es auf nahezu jedem Standesamt. Erst, wenn alle Unterlagen auf dem Standesamt-Tisch liegen und die Trauung kurz bevor steht, wird aus dem Bleistift- ein Tinten-Termin.

Das bestätigt auch Wegners Kollege Jörg Hohmann aus Kisdorf. Es sei schon vorgekommen, dass Paare zwar ein Jahr vorher einen Termin buchen, dann aber nicht wiederkommen. Er hätte am 11.11. noch Zeit für zwei Hochzeitspaare. "Aber mit vier Paaren sind wir schon ganz gut besucht", sagt der Standesbeamte, der die Paare im Amtsgebäude in Kattendorf traut. "Bei sechs Paaren ist die Luft raus. Wenn man im Halbstunden-Rhythmus traut, dann leiert man die Zeremonie nur noch runter", sagt Hohmann.

Der Karnevals-Beginn ist allerdings auch bei seinen Paaren kein Argument für die Wahl des Datums. "Karneval ist bei uns kein Thema, der Tag wird gewählt, damit der Ehemann sich den Hochzeitstag besser merken kann", sagt Hohmann und schmunzelt. Die erste Anfrage erhielt er im Januar, vor einem Monat hätte das Paar dann "Ernst gemacht" und aus dem Bleistift- wurde ein Tinten-Termin.

Hohmann hat noch einen Kollegen in Kisdorf - Harro Schmidt. Der ehemalige ehrenamtliche Kisdorfer Bürgermeister (2003 bis 2008) traut die Paare im extra dafür eingerichteten Zimmer im "Margarethenhoff", dem Kisdorfer Treffpunkt mit Kuhstall für Konzerte und Theater, Tenne und Pferdeboxen unterm Reetdach.

Der ehemalige, traditionsreiche Ahrenssche Bauernhof am Sengel 1 in Kisdorf bietet eine besonders gediegene Atmosphäre, die viele Paare der Region schätzen. Schmidt hat eine Trauung am 11.11., und das noch nicht einmal um 11.11 Uhr, sondern um 14 Uhr. "Das Datum ist doch originell, ich habe mehr Heiratswillige erwartet", sagt der Ehrenbeamte. Am 7.7.07 habe er beispielsweise drei Paare getraut.

Nebenan, in Henstedt-Ulzburg, wird das Standesamt am 11.11. auch nicht gerade erstürmt. "Das hält sich in Grenzen", sagt Susanne Krüger. Sie ist seit 20 Jahren Standesbeamtin, seit zehn Jahren in Henstedt-Ulzburg. Sechs Pärchen würde sie vormittags am 11.11. trauen, da bliebe der Nachmittag frei, es sei denn, es traut sich noch jemand. Geheiratet wird im Rathaus. Angedacht sei einmal die romantische Kulturkate am Beckersberg als Trauort. "Doch die Termine der vielen Vereine, die dort arbeiten, lassen uns kaum Luft für eine gute Planung", sagt Krüger. Sie beobachtet ohnehin, dass sich immer weniger Paare zur Ehe entschließen.

"Drei Trauungen, das ist für ein solch' markantes Datum mager", sagt auch Lili Schreiber, Standesbeamtin in Bad Bramstedt. Die aber finden zumindest an einem malerischen Ort statt, gegenüber dem Bramstedter Rathaus im Schloss am Bleeck. Bramstedts Standesbeamtin hätte auch zehn Paaren das Jawort abnehmen können.

"Ich habe noch einen Bleistift-Termin", sagt Britta Thrun vom Itzstedter Standesamt. Wenn das Paar den Termin aber nicht bestätigt, bleibt es in Itzstedt bei nur einer Hochzeit am Traum-Datum 11.11. Dafür aber kann das Paar das Datum voll ausschöpfen und gibt sich pünktlich am 11.11. um 11.11 Uhr das Jawort. In Itzstedt mit den weiteren sechs Gemeinden Tangstedt, Kayhude, Nahe, Seth, Sülfeld und Oering halten sich die Eheschließungen mit 50 bis 60 Trauungen im Jahr konstant.

Nebenan in Leezen trauen Wilfried Daus und Holger Pirdzuhn. "Am 8.8.88 war mehr los", sagt Daus. Doch mit drei Eheschließungen sei das kleine Standesamt im Leezener Amtsgebäude gut ausgelastet.

In Kaltenkirchen allerdings ist wieder einmal alles anders. "Ausgebucht!" kann Jürgen Zuther melden. "Der Termin war kein Thema, 11.11. und dann noch der für Hochzeiten beliebte Freitag, bei uns haben sich die Paare schon lange angemeldet", sagt Zuther. Vormittags traut er vier Paare im Trauzimmer des Kaltenkirchener Rathauses, nachmittags zwei im Kaminzimmer des Bürgerhauses an der Friedenstraße, das von Mai bis Oktober als alternatives Trauzimmer dient. "Für dem 11.11. haben wir eine Ausnahme gemacht, sagt Zuther. Schließlich hätten alle sechs Paare "Tinten-Termine".