Staatssekretär Volker Dornquast wird in Henstedt-Ulzburg zum Landtagskandidaten der CDU nominiert. Wengler muss seinen Platz räumen.

Henstedt-Ulzburg. Bürgermeister, Staatssekretär - Landtagsabgeordneter? Die Lebenswege sind oft kompliziert und überraschend. Volker Dornquast will diesen Weg beschreiten und erhält Unterstützung von der Basis: Die Mehrheit der 184 CDU-Mitglieder, die zur Wahlkreisversammlung im Henstedt-Ulzburger Bürgerhaus erschienen waren, wählte ihn als Landtagskandidaten für den Wahlkreis Segeberg-West (Wahlkreis 26). Damit ist der bisherige Landtagsabgeordnete der CDU aus dem Rennen: Für Dornquast stimmten 102 CDU-Mitglieder, für den 67 Jahre alten Wilfried Wengler 81 - eine Stimme war ungültig.

Als die CDU am Montag in Norderstedt den Landtagsabgeordneten für den Wahlkreis 28 (Norderstedt) wählte, war das Ergebnis trotz aller vorauseilenden Stimmungsmache vorher abzusehen. Gewählt wurde die Landtagsabgeordnete Katja Rathje-Hoffmann, die sich gegen Dirk Bruster sehr deutlich durchsetzte. In Henstedt-Ulzburg waren die Voraussetzungen anders: Hier traten zwei Partei-Schwergewichtige an - und niemand hätte eine Prognose gewagt, wer von beiden am Ende die Nase vorne haben würde.

Sicher, Volker Dornquast, 60, ist ein bekannter Mann im ganzen Kreis Segeberg: 21 Jahre Bürgermeister in Henstedt-Ulzburg, dem zweitgrößten Ort im Kreis Segeberg, dazu Vorsitzender auf Kreis- und Landesebene von zahlreichen Verbänden, jetzt Staatssekretär im schleswig-holsteinischen Innenministerium. "Er hat den Ruf eines Machers", sagte sein Fürsprecher Udo Gandecke aus Bad Bramstedt. Manchen aber gefällt und gefiel gerade diese mit Machtbewusstsein gepaarte Durchsetzungskraft nicht.

Wilfried Wengler wirkt gegen den "Bulldozer" Dornquast eher wie ein Feingeist. Er hat sich als Abgeordneter in Kiel durchgesetzt, genießt in seiner Fraktion hohes Ansehen und war als Vorsitzender des parlamentarischen Untersuchungsausschusses zur HSH-Nordbank-Affäre fachlich anerkannt. Aber das hat in seinem Wahlkreis kaum jemand gemerkt. Bei seinen Wählern war der freiberufliche Unternehmensberater eine eher unbekannte Größe, weil er es sechs Jahre sorgfältig vermied, Öffentlichkeitsarbeit in irgendeiner Form zu betreiben. "Auf ihn ist Verlass", sagte aber sein Fürsprecher Hauke von Essen, CDU-Chef in Kaltenkirchen.

In ihren eigenen Vorstellungsreden machten die Kandidaten - beide geübte Redner - gute Figuren. Leichte Punktvorteile vielleicht für den rhetorisch noch etwas wendigeren Wengler - was auch am Applaus abzulesen war.

Aus dem Stegreif beantworteten die beiden Kandidaten Fragen zum Ausbau und zur Elektrifizierung der AKN. Hier überraschte vor allem der amtierende Landtagsabgeordnete mit außerordentlichen Detailkenntnissen.

Volker Dornquast kündigte in seiner Bewerbungsrede an, er werde im Falle seines Einzuges in den Landtag in allen Orte während der ganzen Legislaturperiode eine stete Präsenz zeigen. "Darauf können sie sich verlassen." Wilfried Wengler empfahl sich mit seinen Erfolgen bei den beiden vergangenen Landtagswahlen und befand: "Never change an winning team." Das sei für ihn der Grund, sich erneut für eine Kandidatur zu bewerben.

Eng geschlossen saßen die Mitglieder der CDU-Ortsverbände an den langen Tischen im Bürgerhaus. Wer für welchen Kandidaten stimmen würde - darüber konnte nur spekuliert werden. Die beiden Kandidaten saßen sich am Tisch direkt gegenüber, klatschten auch höflich nach Redebeiträgen des jeweils anderen, vermieden aber ein längeres Gespräch. Das war folgerichtig: Wengler und Dornquast waren nicht nur an diesem Abend Konkurrenten, sondern auch im wirklichen politischen Leben, als der eine noch Bürgermeister und der andere Fraktionsvorsitzender im Gemeinderat war. Der Graben zwischen Dornquast und den "Rebellen" um Wengler war so tief, dass die örtliche CDU bis ins Mark getroffen wurde und die damaligen Schäden bis heute noch nicht wirklich verheilt und überwunden sind.

Das Ergebnis der geheimen Abstimmung war schließlich recht eindeutig, aber niemand hätte sich gewundert, wenn es genau andersherum ausgefallen wäre. Volker Dornquast badete im Applaus, ließ sich von seiner Frau und von der Landtagsabgeordneten Katja Rathje-Hoffmann küssen, bekam den obligatorischen Blumenstrauß vom Kreisvorsitzenden Gero Storjohann. Wilfried Wengler gratulierte halbherzig, ohne sich von seinem Platz zu erheben. Sein Lächeln wirkte gequält. Er muss im nächsten Jahr seinen Sessel im Parlament räumen.

Die großen innerparteilichen "Wahlschlachten" sind bei den Christdemokraten im Kreis Segeberg jetzt abgeschlossen. Alles Weitere ist eigentlich nur noch Formsache: Heute Abend wird im Gasthof Zur Doppeleiche in der Gemeinde Rickling der CDU-Kandidat für den Wahlkreis Segeberg-Ost (Wahlkreis 27) gewählt. Einziger Bewerber ist Axel Bernstein, 37, der es auf der politischen Karriereleiter schon recht weit gebracht hat: Er ist seit 2009 parlamentarischer Geschäftsführer der CDU-Landtagsfraktion.