Private Sicherheitskräfte gehen drei Mal pro Woche in Norderstedt-Mitte Streife. Mit Erfolg: Kaum noch fühlen sich Bürger bedroht, Übergriffe zurückgegangen.

Norderstedt. Der Einsatz des privaten Sicherheitsdienstes in Norderstedt-Mitte hat sich bewährt. "Es gibt kam noch Übergriffe. Und bei uns rufen kaum noch Bürger an, die bedroht wurden oder sich bedroht fühlen", sagte Klaus Struckmann, Leiter des Norderstedter Jugendamtes, als er jetzt den Jahresbericht des Kriminalpräventiven Rates vorstellte. Wiederholt hatten vor allem ältere Norderstedter darüber geklagt, dass sie sich von den am Bahnhof "herumhängenden Jugendlichen" bedroht fühlen. Höhepunkt der Vorfälle war der brutale Überfall auf zwei 78 und 80 Jahre alte Senioren Ende Oktober 2010. Die beiden unbekannten Täter hatten die beiden krankenhausreif geschlagen und entkamen mit 20 Euro.

Schon vorher hatte die Stadt den privaten Sicherheitsdienst Pütz Security aus Kaltenkirchen eingeschaltet. Seit dem Spätsommer laufen zwei Mitarbeiter Streife, überwiegend am Wochenende und an einem Tag in der Woche. Die Maßnahme, mit der die Verwaltung den Bürgern mehr Sicherheit vermitteln wollte, hatte zu heftigen politischen Diskussionen um die Frage geführt, ob das Sicherheitsempfinden durch den Einsatz von privaten Sicherheitskräften oder städtische Mitarbeiter gestärkt werden muss.

"Das Ergebnis gibt uns recht, der Einsatz der externen Sicherheitskräfte hat sich ausgezahlt. In Norderstedt-Mitte ist wieder Ruhe eingekehrt", sagte Oberbürgermeister Hans-Joachim Grote, zugleich Vorsitzender des Kriminalpräventiven Rates. Daher sollen "Stadt-Sheriffs" ihre Kontrollgänge noch bis zum Frühsommer fortsetzen.

Noch vor Ostern werden die Politiker grundsätzlich entscheiden, wie es in Norderstedt-Mitte weitergeht. Die Verwaltung will die Ergebnisse der Sicherheits-Streifen vorlegen. Vor allem die SPD hatte dieses Modell als "rechtswidrigen Eingriff in den öffentlichen Raum" kritisiert. Zwar hatten auch die Sozialdemokraten Verständnis für das Unsicherheitsempfinden der Bürger gezeigt, aber für städtische Sicherheitskräfte plädiert - eine Überlegung, die der Verwaltungschef nachvollziehen kann. Er sieht sogar die Chance, die für die Überwachung nötigen zusätzlichen Mitarbeiter für weitere Aufgaben einzusetzen.

"Da geht es natürlich grundsätzlich um Sauberkeit, die Überwachung des Verkehrs und weitere Tätigkeiten, die dann auch nicht nur auf Norderstedt-Mitte konzentriert sein sollten." Dennoch favorisiere es die Verwaltung, wenn die Kooperation mit dem privaten Anbieter fortgesetzt wird.

Verwaltung will Kooperation mit der Sicherheitsfirma fortsetzen

Der Einkauf externer Leistungen biete grundsätzlich den Vorteil, dass der Vertrag jederzeit beendet werden könne. Zusätzliche Mitarbeiter könnten aber nicht befristet eingestellt werden. Dass lasse das öffentliche Dienstrecht nicht zu. Wenn die Stadt diesen Weg wähle, müsse sie die neuen Mitarbeiter über Jahre beschäftigen und bezahlen.

"Auch ein zweiter Brennpunkt ist durch eine enge Kooperation von Anwohnern, Polizei, Schulsozialarbeit, Jugend-, Betriebs- und Ordnungsamt inzwischen entschärft", sagte Jugendamts-Leiter Struckmann. Ende September 2010 hatten sich Anwohner des Spielplatzes am Ahrensweg in Glashütte über eine Gruppe Jugendlicher und junger Erwachsener beschwert, die, oft alkoholisiert, bis in den späten Abend Lärm machten, nachmittags Mütter und Kinder belästigten und zum Teil bedrohten und den Spielplatz verunreinigten. "Wir haben uns alle mit den Anwohnern getroffen und zunächst mal festgelegt, wer wen anruft", sagt Norderstedts Polizeichef Dieter Aulich. Innerhalb des Reviers sei das Vorgehen koordiniert worden, die Beamte gingen immer nach dem gleichen Schema vor und informierten das Jugendamt und die Eltern. "Die fallen oft aus allen Wolken, wissen gar nicht, was ihre Kinder machen und ziehen den Nachwuchs aus dem Verkehr", sagte Wolfgang Banse, Jugendsachbearbeiter bei der Polizei und treibende Kraft im Kriminalpräventiven Rat. Außerdem haben die Mitarbeiter der Schulsozialarbeit im Schulzentrum Süd den Zwölf- bis 20-Jährigen gezielte Freizeitangebote gemacht und sie so ins Jugendfreizeitheim geholt.

Zu einem Erfolgsprojekt hat sich die "Notinsel" entwickelt. Inzwischen gibt es in Norderstedt mehr als 200 Fluchtpunkte für Kinder. "Damit ist die Stadt bundesweit einzigartig", sagte Susanne Laskawy von den Norderstedter Lions Clubs, die die Anlaufstellen zusammen mit Norderstedt Marketing, der Sparkasse Südholstein, dem Herold-Center und dem Kriminalpräventiven Rat ins Leben gerufen hatte.

Allerdings haben die Initiatoren bisher einen entscheidenden Standort vergessen. Ausgerechnet an den Eingängen zum Norderstedter Rathaus fehlte bisher der Aufkleber, der Kindern sofort mitteilt, dass sie hier Hilfe finden. Susanne Laskawy hat die Info-Lücke nun geschlossen. "Bisher haben nur rund ein Dutzend Kinder die ,Notinseln' in Anspruch genommen. Das werten wir aber als positives Zeichen, dass in Norderstedt noch alles einigermaßen in Ordnung ist", sagte Banse.

Fast immer geht es in den "Notinseln" nur um ein Pflaster oder ein Telefonat

Fast immer gehe es nicht um Bedrohung oder Belästigung, sondern um Kleinigkeiten: Mal was trinken, mit den Eltern telefonieren, ein Pflaster fürs Knie oder einen Euro für den Bus. "Das Ziel der Kampagne ist ja die Prävention", sagte Susanne Laskawy.

"Uns geht es vor allem darum, die älteren Menschen dafür zu sensibilisieren, dass sie nicht zu Kriminalitäts-Opfern werden", sagte Reinhard Korehnke, Sprecher der Arbeitsgruppe Senioren im Kriminalpräventiven Rat. Die Mitglieder klärten in den Altenkreisen über Enkeltrick, dubiose Verkaufsfahrten und Schutz vor Betrügern und Einbrechern auf.