16 Kulturträger besichtigten zum ersten Mal die künftige Spielstätte am See. Freude über die voraussichtliche Einweihung im Frühjahr 2012.

Norderstedt. Die Spannung war spürbar. Worüber seit fast zwei Jahren nur geredet wurde, konnte zum ersten Mal besichtigt werden. Norderstedts Kulturträger gingen erstmals durch ihr neues Zuhause, durch das "Kulturwerk am See", das im ehemaligen Kalksandsteinwerk, dem Potenbergwerk an der Stormarnstraße, entsteht. Gleich nebenan wird die Musikschule Norderstedt gebaut. Sie ist direkt mit dem "Kulturwerk" verbunden.

Die drängendste Frage, ob das "Kulturwerk am See" zur Eröffnung der Landesgartenschau am 21. April fertig wird, beantwortete Norderstedts Oberbürgermeister Hans-Joachim Grote mit einem eindeutigen "Ja". Ohnehin nutzt die Landesgartenschau das "Kulturwerk am See" nur als Haupteingang und als Halle für eine große Blumenschau. Direkt nach der Landesgartenschau folgt die Inneneinrichtung des "Kulturwerks am See" mit zwei bespielbaren Bühnen im großen Saal und in der "Studiobühne" und einem rekordverdächtig langen Foyer von fast 100 Metern. Im Frühjahr 2012 soll die neue Spielstätte der Kulturträger eingeweiht werden. 7,35 Millionen Euro lässt sich die Stadt die neue Kulturstätte kosten.

Das Norderstedter Kulturamt hatte die Kulturträger der Stadt, den Aufsichtsrat der Mehrzweckssäle GmbH ("TriBühne", "Meilenstein" mit "Kleines Restaurant", "Bargespräch", "Tafelraum" und "Blumenwerk" und "Kulturwerk am See") und den Kulturausschuss zur Baustellenbesichtigung gebeten. Von 32 Kulturträgern folgten 16 Kulturvereine der Einladung und ließen sich von Norderstedts Oberbürgermeister Hans-Joachim Grote, Kulturamtsleiterin Gabriele Richter, Rajas Thiele (Geschäftsführer Mehrzwecksäle), Kilian Lembke (Kulturprojekt-Assistent) und Bernhard Schwarz (Projektsteuer-Unternehmen "Sinai") das Gebäude und den Neubau der Musikschule erklären.

Vor allem Norderstedts Amateurtheater nutzten fast ausnahmslos die Chance, hinter die Bau-Kulissen zu gucken. Die meisten waren fasziniert vom spröden Charme der industriellen Architektur, die möglichst erhalten wird. Nahezu alle Räume sind mit geweißtem Kalksandstein ausgekleidet und weisen schon mit diesem Material auf den Ursprung des Gebäudes als Kalksandsteinwerk hin. An die Ruinenzeit des Werks erinnern die künstlerischen Verewigungen einiger ungebetener Besucher. Sowohl im Foyer als auch im ersten Rang des großen Saals werden die Graffiti an den Wänden erhalten und teilweise ein- bis zweimal mit weißer, transparenter Farbe gestrichen.

Im großen Saal, in dem bis Dezember 1988 Kalksandsteine hergestellt wurden, hängt noch eine Laufkatze von der Decke, als Erinnerung an das alte Harksheider Werk. In den Boden des Foyers werden die Schienen der Loren, die den Kalksand aus der Kiesgrube, dem heutigen Stadtparksee, ins Werk transportierten, wieder eingefügt. An der Außenwand bleiben die alten Förderbänder und -türme erhalten. In einen Trog am oberen Gebäude sollen Bäume gepflanzt werden. Spektakulär sind die künftigen Zuschauer-Garderoben, die in den ehemaligen drei raumhohen Rohren der Kalksandstein-Brennöfen eingebaut werden.

"Wir wollen bewusst die industrielle Atmosphäre erhalten, um an die alte Nutzung als Kalksandsteinwerk zu erinnern", sagte Grote. Norderstedts Oberbürgermeister hofft, dass "das 'Kulturwerk am See' die neue Heimat der Kulturträger wird, und dass sie die Räume mit ihrer Kreativität bespielen". Hintergrund: Vor allem die Amateurtheater und -chöre nutzen bis jetzt die Bühnen der Schulaulen. Die aber werden von den Schulen immer mehr belegt, darunter auch der Festsaal am Falkenberg, die Aula des Gymnasiums Harksheide.

"Ich bin sehr skeptisch und finde das alles etwas ungemütlich", sagte Angy Wermke. Die Vorsitzende des Norderstedter Amateur-Theaters (NAT) befürchtet, dass die NAT-Zuschauer lieber im "kuscheligen" Festsaal am Falkenberg bleiben würden: "Unsere Zuschauer lieben das Ambiente mit Tischbestuhlung, wenn wir das im 'Kulturwerk' machen, haben wir zu wenig Platz. Außerdem erscheint mir die Bühne kleiner als im Festsaal."

Michael Scharbert vom Amateurtheater Pur hingegen freut sich auf die neue Spielstätte: "Das Gebäude ist sehr reizvoll und inspirierend fürs Theater, eine tolle Mischung aus Alt und Neu, durch die viele Ideen entstehen können. Wir werden sehen, wie wir es bespielen. Auf jeden Fall wird der große Saal gemütlicher als die 'TriBühne'." Das Theater Pur sei "sehr froh über die neue Spielstätte". Auch das Amateurtheater "Life", in dem Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene spielen, freut sich. "Das ist ein sehr gutes Konzept, sowohl fürs Foyer als auch für die beiden Säle. Ich glaube, dass wir das 'Kulturwerk am See' gut nutzen können", sagt Jan-Philipp Koch von "Life".