Immer mehr Gläubige machen gegen die jüngsten Entscheidungen des Harksheider Kirchenvorstands mobil

Norderstedt. Der Widerstand formiert sich. Innerhalb der offenkundig heillos zerstrittenen Kirchengemeinde Harksheide in Norderstedt (wir berichteten) machen immer mehr Gläubige gegen die jüngsten Entscheidungen des Kirchenvorstands um Pastorin Christina Duncker mobil. Zu den prominentesten Kritikern gehört Geschäftsmann Frank Groß, Sprecher der Kaufleute vom Harksheider Markt. Der ehemalige Vizechef der Norderstedter Feuerwehr gießt Öl ins Feuer, wenn er mit bissiger Ironie sagt: "Wenn es so weitergeht, haben wir hier am Falkenberg in Zukunft ein Einkaufszentrum statt einer Kirche!" Pastorin Duncker ("Was macht am Ende eine Pastorin ohne Gemeinde?") sei dabei, "einen Scherbenhaufen" zu produzieren. "Wir sehen das Gemeindeleben arg gefährdet", fasst Groß nach seinen Worten die Meinung vieler Harksheider zusammen.

Weniger polemisch, in der Sache aber ebenso kritisch betrachtet Oliver Frank das Vorgehen des Kirchenvorstands. Frank ist einer der Sprecher einer Elterninitiative, die um den Erhalt der bisherigen Gottesdienstordnung in der Falkenbergkirche kämpft - um den "beliebten und traditionellen" Kindergottesdienst zu erhalten. Der Kirchenvorstand hatte bekanntlich im Dezember entschieden, ab März den sonntäglichen 10-Uhr-Gottesdienst nur noch im 14-tägigen Wechsel in der Kirche am Falkenberg abzuhalten. Das würde auch den Kindergottesdienst betreffen, der laut Frank und seinen Mitstreitern seit mehr als 50 Jahren in der Falkenbergkirche einen festen Platz hat - "verlässlich jeden Sonntag um 11.15 Uhr im Anschluss an den normalen Gottesdienst". Die geplante "Kinderkirche", sonnabends und mehrstündig im Albert-Schweitzer-Haus, sei für die meisten Eltern keine Alternative, so Frank.

Unter der Überschrift "Bitte lieber Kirchenvorstand, erhalten Sie den Kindergottesdienst!" sammeln die Eltern Unterschriften. Wohl 150 Unterstützer werden es werden, so die Initiatoren, die die Unterschriftenlisten in mehreren Geschäften am Harksheider Markt ausgelegt haben. Noch bis zum 19. Januar können Unterstützer auf diesem Weg für den Erhalt des bisherigen Kindergottesdienstes votieren, zum Beispiel bei Blumen Peters und im Blickwinkel.

Am 20. Januar wollen Frank und die Mit-Initiatoren nochmals beim Kirchenvorstand vorsprechen - wenn sie denn zu Wort kommen. Vorige Woche habe der Kirchenvorstand den Eltern nicht das Wort erteilt. Im Kirchenvorstand herrsche "dicke Luft", beschreibt es Frank. Man habe das Gefühl, das Gremium sei weder an Kommunikation nach an Konsens interessiert. "Wir führen keine Personaldebatte, sondern kämpfen um den Kindergottesdienst", betont der vierfache Vater.

Frank Groß ("Der Kirchenvorstand bügelt Kritik ab, will gar keinen Dialog") indes gehört zu jenen, die auch um "ihren" Pastor Gunnar Urbach und dessen Erbe kämpfen. Groß war einst Konfirmand bei dem rührigen Pastor gewesen, arbeitet mit ihm im sogenannten Kriseninterventionsteam der Norderstedter Retter und Helfer zusammen: "Gunnar Urbach ist einer, der Tag und Nacht für die Leute da ist. Er hat die Kirche zu den Menschen gebracht." Für Groß ist es unbegreiflich, dass sich Urbach zum Ende des Monats aus der Falkenbergkirche verabschiedet, um zunächst "Landesgartenschaupastor" zu werden und dann beim Kirchenkreis für Medien-Darstellung und Fundraising tätig zu sein: "Wir waren sicher, dass Gunnar Urbach seine Stelle hier nur verlässt, um in den Ruhestand zu gehen."

Verabschieden müssen sich die Menschen um den Harksheider Markt wohl auch vom beliebten Kirchencafé. Noch bis zum 30. Juni geht es in bisheriger Form weiter, danach, so Groß, solle es dort keinen Mittagstisch mehr geben. Und keine regelmäßigen Veranstaltungen, weil Urbach als deren Initiator "nicht mehr erwünscht ist". Auch das bis dato federführend von Urbach organisierte Sommerspektakel solle ausfallen. "Es ist doch unsinnig: Wenn ich finanzielle Probleme habe, kann ich doch nicht auch die Projekte streichen, die für die Kirche etwas abwerfen", sagt Geschäftsmann Groß.

Christina Duncker hatte, auch im Gespräch mit der NZ, immer wieder die prekäre finanzielle Lage der Kirchengemeinde Harksheide (ehemals Gemeinden Falkenberg und Albert-Schweitzer) angeführt, um Veränderungen und Streichungen zu begründen.

"Viele, vor allem ältere Menschen in unserer Gemeinde, verstehen nicht mehr, was hier passiert", sagt der Harksheider Groß, "einige gehen mittlerweile lieber in andere Kirchen."