Laura-Sophie und Stephanie gehören zu den mehr als 1300 jungen Menschen, die mit Eifer in der kirchlichen Kinder- und Jugendarbeit aktiv sind.

Laura-Sophie und Stephanie werden von den Kindern bestürmt. "Können wir noch ein Lied singen? Gehen wir in den Bastelkeller? Warum müssen wir erst aufräumen?", schwirren die Fragen der sechs- bis zehnjährigen Mädchen und Jungen durch den Raum. Im großen Saal im Gemeindehaus der Kirchengemeinde Hamm ist gerade der Kindergottesdienst zu Ende gegangen. Den organisieren und leiten die beiden 16 Jahre alten Mädchen, singen und beten mit den Kindern. "Wir sind schon selbst hier in den Kindergottesdienst gegangen, die Gemeinde ist ein Teil unseres Lebens", sagen die Freundinnen, die gerade die zehnte Klasse auf der Wichernschule beendet haben.

Laura-Sophie Neumann und Stephanie Blaudow gehören zu den mehr als 1300 jungen Menschen, die in den evangelisch-lutherischen Kirchenkreisen Hamburg-Ost und -West in ihrer jeweiligen Kirchengemeinde Verantwortung übernehmen möchten und dafür sogar eine Ausbildung gemacht haben. Denn die staatlich anerkannte Jugendgruppenleiter-Card (Juleica) bekommt nur, wer in 50 Unterrichtsstunden Rechts- und Pädagogikfragen diskutiert hat, um dann selbst Gruppen leiten zu können oder Freizeiten verantwortlich mit zu begleiten. Die Juleica ist drei Jahre gültig, dann müssen wieder Fortbildungskurse absolviert und der Erste-Hilfe-Schein erneuert werden.

Wer die Juleica-Fortbildung für die kirchliche Jugendarbeit machen möchte, sollte sich in seiner Gemeinde an den Pastor, die Pastorin oder die Jugenddiakone wenden. Die Kosten für den Kurs übernimmt die Kirche, die Jugendlichen sind dann ehrenamtlich tätig.

Doris Hamer, Diakonin und Sozialpädagogin im Kirchenkreis Hamburg-Ost, freut sich über das große Engagement. "Es ist schön zu sehen, mit welchem Enthusiasmus die jungen Menschen diese Aufgabe angehen. Sie wollen etwas für andere tun, ein Teil der Kirche sein. Es macht immer wieder Spaß, sie auf diesem Weg zu begleiten."

Stephanie ist seit zehn Jahren in der Gemeinde aktiv. "Erst war ich selbst in den Kindergruppen, dann habe ich einfach weitergemacht, es hat sich so ergeben." Sie ist gern mit den Kindern zusammen, betet, musiziert und bastelt mit ihnen. Außerdem singt die Schülerin begeistert im Chor. Zwei Nachmittage pro Woche hat Stephanie für ihre Aktivitäten in der Kirchengemeinde Hamm reserviert. Dabei geht es ihr in erster Linie um die Gemeinschaft. "Über den Glauben denke ich nicht so viel nach, obwohl ich natürlich ein christliches Weltbild habe."

Laura-Sophie kann sich durchaus vorstellen, die kirchliche Jugendarbeit zum Beruf zu machen. "Vielleicht werde ich Diakonin." Sie hat den Glauben an Gott und die Aktivitäten in der Kirche "einfach so mit auf den Weg bekommen, das war nicht Programm in der Familie, es hat sich so ergeben". Im Sommer wird sie ihre erste Kinder- und Jugendfreizeit leiten.

Auch Ann-Katrin Fröstler hat sich klar für eine Freizeitbeschäftigung im kirchlichen Rahmen entschieden. "Hier ist nicht alles so oberflächlich", sagt die 15-Jährige über ihr Engagement in der Kirchengemeinde Großhansdorf vor den Toren Hamburgs. Nach der Konfirmation blieb Ann-Katrin der Gemeinde treu und geht regelmäßig sonntags in den Gottesdienst. "Da kann ich mich sammeln, das tut mir gut."

An diesem Nachmittag bastelt die Zehntklässlerin mit den Kindern ihrer Gruppe Blumen aus Pappe als Tischdekoration, hilft beim Ausschneiden und gibt Tipps zur Farbgestaltung. "Mir macht das wirklich viel Spaß", sagt Ann-Katrin, deren Ehrenamt auch schon ihre Berufswahl beeinflusst: "Ich möchte gern Grundschullehrerin werden."