In Norderstedt wurde der Grüne Harald Hattendorf für einen Angriff mit der Maurerkelle auf einen Mann zu einer Geldstrafe verurteilt.

Norderstedt. Harald Hattendorf, 46, Klempner aus Norderstedt, würde den 1. Oktober 2009 sicher gerne aus seinem Leben streichen. Es war der Tag, an dem er völlig die Beherrschung verlor, im Streit mit einem Mann zu einer Maurerkelle in seinem Wagen griff und zuschlug, danach die Frau seines Kontrahenten würgte und sich nach vollbrachter Tat wie ein kompletter Idiot fühlte, wie er sagt.

Am Montag verurteilte ihn das Amtsgericht Norderstedt wegen Körperverletzung zu einer Geldstrafe von 1650 Euro. Was aus dem Fall mehr macht als einen eskalierten Streit: Harald Hattendorf sitzt für die Fraktion der Grün Alternativen Liste in Norderstedt (GALiN) als Stadtvertreter im Norderstedter Plenum. Am Tag der Tat war er gerade dabei, grüne Wahlplakate für die Landtagswahl in der Stadt zu verteilen.

Ein Wort gab das andere, dann flogen die Fäuste - und die Maurerkelle

Aus diesem Grund war er am 1. Oktober 2009 mit seinem VW-Transporter auf den Privatparkplatz des späteren Kontrahenten Peer R., 41, aus Norderstedt, gefahren. "Ich wollte nur schnell die Plakate ausladen, in drei Minuten wäre ich wieder weg gewesen", sagt Hattendorf. Peer R. gibt sich als Grundstücksbesitzer zu erkennen und fordert Hattendorf auf, den Wagen weg zu fahren. Hattendorf sagt, Peer R. habe das sehr aggressiv getan und mit der Polizei gedroht. Peer R. sagt, Hattendorf hätte gefragt, wer er den sei und ob er ihm mal einen Grundbucheintrag für das Grundstück zeigen könne. Dann flogen die Fäuste - und die schließlich die Maurerkelle. Hattendorf will einen Schlag auf den Hinterkopf bekommen haben, er griff zu einer Maurerkelle in seinem Transporter und schlug damit auf Peer R. ein. Beobachtet wurde die eskalierende Schlägerei von zwei Frauen: Ariane Last, ebenfalls Stadtvertreterin der GALiN, die mit Hattendorf auf Wahlkampftour war. Und Susanne R., die Frau von Peer R. Während Ariane Last sich laut Hattendorf gleich um etwa 50 Meter vom Ort der Schlägerei entfernte, ging Susanne R. zwischen die prügelnden Männer. Sie wollte schlichten und die Brille ihres Mannes aufheben. Dabei schlug Harald Hattendorf der Frau ins Gesicht, würgte sie am Hals und warf sie zu Boden. Soweit der Tathergang, der Amtsrichter Reinhard Leendertz als Grundlage für die Verurteilung zu einer Geldstrafe diente.

Eine peinliche Kurzschlusshandlung, wie sie jedem mal passieren kann?

"Ich bedauere das alles zutiefst. Das habe ich Peer R. gegenüber auch ausgedrückt. Es war eine Kurzschlusshandlung. Es ist alles sehr peinlich", sagt Harald Hattendorf zwei Tage nach dem Urteil. Trotzdem scheint sich der grüne Stadtvertreter immer noch ein wenig ungerecht behandelt zu fühlen. "Wir haben beide geprügelt. Auch bei mir ist das Blut geflossen. Wenn ich die Situation nicht mit der Maurerkelle verschärft hätte, wäre die Sache eingestellt worden", sagt Hattendorf. Wenn, hätte, wäre - die Fakten stehen gegen ihn.

Hattendorf sieht das Geschehene als einen persönlichen und privaten Fehltritt, für den er eine Strafe bekommen habe, die er voll akzeptiere. Mit seiner Funktion als Stadtvertreter für die GALiN, die in ihren Grundsätzen für Pazifismus und gegen Gewalt in allen Lebensbereichen eintritt, habe dies überhaupt nichts zu tun. "Ich bin doch keine Killermaschine, die durch die Stadt läuft. So etwas kann doch jedem Menschen passieren. Eine idiotische Lappalie ist zu einer schlimmen Schlägerei ausgeartet. Ich bin eigentlich ein überlegter Mensch und nicht aggressiv", sagt Hattendorf.

Eine Einschätzung die auch seine Fraktionschefin Anette Reinders teilt. "Ich kenne Harald Hattendorf schon so lange und habe ihn nie aggressiv erlebt. Ich kann mir das alles gar nicht vorstellen." Das Geschehene könne sie nicht gutheißen, das gehe gar nicht. "Aber Herr Hattendorf hat mir gegenüber versichert, dass so etwas nie wieder vorkommen wird und dass er sich entschuldigt habe", sagt Reinders. Ihn jetzt deswegen aus der Fraktion zu schmeißen, das wäre "ziemlich heftig" und einmalig in der Geschichte der Stadtvertretung. "Es wäre eine ganz andere Hausnummer, wenn sich unser Fraktionskollege nicht entschuldigt und das ganze herunter gespielt hätte", sagt Reinders. Selbstverständlich werde über das Thema intern bei der GALiN noch zu sprechen sein. Aber mit drastischen Konsequenzen für Harald Hattendorf rechnet die Fraktionschefin nicht.

Hattendorf sitzt für die GALiN im Stadtwerkeausschuss, ist seit 2008 als Stadtvertreter aktiv. "Mich wegen dieses persönlichen Fehltrittes als Stadtvertreter infrage zu stellen, empfinde ich als politische Häme und als übles Nachtreten. Ich habe meine Strafe bekommen, Reue gezeigt und das Recht darauf, wieder resozialisiert zu werden", sagt Hattendorf.