800 Raver gedachten in Trappenkamp der Toten von Duisburg. Der Street Move verlief ohne Zwischenfälle

Trappenkamp. Um zwei Uhr morgens gingen bei der After-Move-Party auf einer Wiese in Trappenkamp die Lichter aus, aber 1500 technobegeisterte Raver und Raverinnen hatten ganz offensichtlich immer noch nicht genug. Für sie hätte der 8. Street Move in der Gemeinde im Norden des Kreises Segeberg ruhig noch bis zum Sonnenaufgang andauern können.

"Es gab keine Probleme", bilanzierte Arne Mundt am Sonntagmorgen. Der Sprecher des Arbeiter-Samariter-Bundes (ASB) hatte in seinem Bereich 13 Hilfeleistungen notiert: "Die Rettungswagen brachten sechs Personen ins Krankenhaus, unter anderem wegen Alkohol und Drogen. Es gab aber keine Schlägereien, keine Körperverletzungen. Insgesamt gesehen war es eine ruhige Veranstaltung."

Ähnlich positiv war das Echo bei den für den "Move" zuständigen Beamten der Polizei-Regionalleitstelle in Elmshorn. Die hatte 21 Beamte nach Trappenkamp geschickt, und die zählten 800 Menschen beim Street Move und später bei der After-Move-Party 1500 Personen" - viel weniger als in den vergangenen Jahren. Und statt der angekündigten zwölf Sound-Trucks waren nur sechs unterwegs.

Während der Veranstaltung gab es lediglich einige Platzverweise

"Alles blieb friedlich", sagte der diensttuende Beamte am Sonntag im Gespräch mit der Norderstedter Zeitung. "Wir haben während der Veranstaltung keine strafbaren Handlungen registriert, es gab lediglich einige Platzverweise."

So richtig still war es bei dem acht Stunden dauernden Spektakel nur einmal - und zwar exakt um 18.01 Uhr. Auf dem Marktplatz der Gemeinde hatten sich die Fans der synthetisch produzierten, rhythmisch orientierten Techno-Musik um sechs mächtige, bunt geschmückte Sound-Trucks geschart. Auf denen warteten die DJs auf ihren Einsatz. In einer Schweigeminute gedachten alle Raver den 21 Todesopfern der Duisburger Loveparade vom 24. Juli. Thorsten Schultz vom Organisationsteam ließ 21 schwarze Luftballons in den Himmel schweben, dann starteten Trucks und Raver langsam zum "Move" durch die Straßen von Trappenkamp.

An der Spitze gingen Hand in Hand Gaby Köbnik aus Kiel und Wolfgang Grabke aus Neumünster. "Wolle" trug eine schwarze Fahne über seiner linken Schulter. Darauf stand: "Wir trauern um die Opfer der Loveparade."

Gaby Köbnik und "Wolle" Grabke besuchen jede große Techno-Party

Vor einer Woche waren Gaby und "Wolle" in Duisburg gewesen. "Wir sind der Hölle entronnen", berichteten sie. "Wären wir eine Stunde später am Veranstaltungsort eingetroffen, wir würden heute vielleicht nicht mehr am Leben sein." Ihr Glück war, dass sie schon um 15.30 Uhr am Veranstaltungsort in Duisburg eingetroffen waren. "Da kamen wir noch problemlos auf die Rampe", erinnern sie sich. "Wenig später brach das Chaos aus. Um eine Million Menschen durch einen schmalen Tunnel zu bringen, hätte man zwei Tage benötigt. Das Unglück war vorprogrammiert, aber dieses Wissen macht die Todesopfer leider nicht mehr lebendig."

Gaby Köbnik und "Wolle" Grabke, die jede große Techno-Party in Deutschland besuchen ("In Essen und Dortmund waren auch eine Million Menschen dabei, und es passierte nichts"), dokumentierten bei ihrem Marsch auf der fünf Kilometer langen Strecke in Trappenkamp ihre Anteilnahme an den Geschehnissen von Duisburg.

Vor ihnen machte ein Streifenwagen den Weg frei, und hinter ihnen fuhren die Trucks im Schritttempo durch die Straßen. Vorneweg der Lkw mit DJ Marco an Bord, der als einziger Discjockey an allen bisherigen acht Umzügen in Trappenkamp teilgenommen hat.

Ein fetziger Song nach dem anderen brachte die Techno-Fans zusehends in Wallung. Die Raver, allesamt friedlich und gut gelaunt, fassten sich an den Händen und tanzten nach der ohrenbetäubend lauten Musik.

Die Trappenkamper schauten vergnügt von den Balkons auf den "Move"

Die Bürger von Trappenkamp ließen das Spektakel in aller Ruhe an sich vorbeiziehen. Sie schauten vergnügt von den Balkons auf den "Move" hinunter und winkten; sie saßen vor den Cafes im Freien, sie feierten auf den Bürgersteigen Grillpartys, und sie standen in Gruppen zusammen und beobachteten einfach nur das bunte und fröhliche Geschehen.

"Endlich ist hier mal was los", sagte stellvertretend für wohl die meisten Einwohner die Hausfrau Regina Hindemann. Sie lebt seit 50 Jahren in Trappenkamp, und jedes Jahr steht sie wieder am Straßenrand, wenn der "Street Move" läuft.

Die Mitarbeiter des ASB-Rettungsteams hatten am Sonnabend wenig zu tun. Kurz vor dem Start des Umzuges hatte Einsatzleiter Sven Meyer sein Team bei einem Briefing auf einen etwaigen Ernstfall vorbereitet. "Wir erwarten bis zu 10 000 Jugendliche und sind auf 18 000 eingestellt", sagte Meyer, der den "Move" aus einem ASB-Fahrzeug in der Gablonzer Straße beobachtete. Auf einem abgesperrten Stück Wiese neben dem Gelände für die After-Move-Party war für alles gesorgt: ein Zelt mit Feldbetten und drei Rettungswagen standen bereit.

Die Verantwortlichkeiten für das Spektakel waren genau geklärt

"Die Zuständigkeiten und Verantwortlichkeiten sind geklärt", versicherte ASB-Vorstand Folke Achterberg aus Bad Oldesloe, zuständig für die Abteilung Krisenintervention im Regionalverein Stormarn/Bad Segeberg. "Niemand hätte sich im Falle eines Falles herausreden können. Ein Glück, dass nichts passiert ist."