Das Umspannwerk wird bis 2016 modernisiert und ausgebaut, damit es die Aufgaben im regenerativen Energie-Konzept bewältigen kann.

Norderstedt. Die deutsche Energiewende nimmt in Norderstedt jetzt Formen an: Das Umspannwerk Hamburg-Nord wird in drei Bauabschnitten bis Ende 2016 ausgebaut. Wenn alle Genehmigungen vorliegen, sollen die Arbeiten in Friedrichsgabe im Juli beginnen. Hintergrund für den Ausbau sind die umfangreichen Erweiterungen des Stromnetzes im Norden, die für den Transport der regenerativen Energie, etwa aus den Off-Shore-Windparks in der Nordsee, notwendig geworden sind.

Der Betreiber des Umspannwerkes ist die 50 Hertz Transmission GmbH mit Sitz in Berlin. Die Planung sieht die komplette Modernisierung des Werkes vor. Die seit den 70er-Jahren bestehende 380-Kilovolt-Schaltanlage ist nicht mehr zeitgemäß und wäre mit den neuen Aufgaben überfordert. Veraltete Netzkuppeltrafos müssen gegen neue, leistungsfähigere Netztransformatoren ausgetauscht werden. Zu den geplanten Baumaßnahmen gehören der Abbruch von Altanlagen sowie die Errichtung von 13 Schaltfeldern, fünf Trafostandorten, acht Relaishäusern und einem Betriebsgebäude. Die Flächen für die Erweiterung sind im Flächennutzungsplan 2020 der Stadt Norderstedt bereits vorgesehen. Sie erstrecken sich im Norden des Werkes, östlich der Kothla-Järve-Straße und südlich des Schleswiger Hagens.

Die Genehmigung für den Ausbau erteilt das Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume (LLUR). Die Stadt wurde zu dem "privilegierten Vorhaben" lediglich angehört. Für Norderstedt sind ohnehin nur die Auswirkungen auf das Umfeld des Umspannwerkes interessant und die Frage, ob das ausgebaute Werk noch mit der in der Nähe geplanten Wohnbebauung vereinbar ist.

Das neue Umspannwerk soll leistungsfähiger und leiser sein

Südlich des Schleswiger Hagens zur Ulzburger Straße hin sind mehrere Wohngebiete vorgesehen. Könnte der Lärm von riesigen Transformatoren das Wohnen dort beeinträchtigen? "Das schöne an der neuen Technik ist ja, dass sie nicht nur leistungsfähiger, sondern auch leiser ist", sagt Christine Rimka vom Norderstedter Amt für Stadtentwicklung, Umwelt und Verkehr. Ein lärmtechnisches Gutachten kam zu einem erstaunlichen Ergebnis. Der Lärm, der nach dem Umbau des Werkes zu erwarten ist, sei geringer als die heutige Immission. Die neuen Transformatoren seien nicht nur leiser. Zusätzlich wird der Betreiber sie mit sieben Meter hohen Lärmschutzwänden umbauen. Außerdem hat die Stadt mit dem Betreiber Einigkeit bei einer anderen, lange verfolgten und nie umgesetzten Planung erzielt: Die Fuß- und Radwegverbindung westlich der AKN-Trasse in Richtung Meeschensee. "Der Bereich um das Umspannwerk war da immer schon das Nadelöhr. Da verläuft zwar ein Trampelpfad, der von den Leuten genutzt wird. Aber der ist eigentlich illegal", sagt Christine Rimka. Jetzt werde die wichtige Wegeverbindung ganz regulär ausgebaut.

Waldflächen und Amphibien müssen für den Ausbau weichen

Für den Ausbau muss die Natur weichen: Kleinere Waldflächen und die Lebensräume von geschützten Arten wie den Moorfröschen oder den Kreuzkröten sind betroffen. Der abgeholzte Wald wird an anderer Stelle vom Betreiber wieder ersetzt: An der Mühlenau sollen knapp 11 Hektar, in Höllenbek-Lutzhorn knapp 3 Hektar und in der Gemeinde Dreggers etwa 5 Hektar Wald angepflanzt werden.

Für den Moorfrosch wurden westlich der Kothla-Järve-Straße neue geeignete Gewässer angelegt, dieses Jahr sollen die Tiere dorthin umgesiedelt werden. Für die Kreuzkröte laufen schon seit 2008 ähnliche Projekte im Glasmoor. Kreuzkröten und auch Moorfrösche wurden bereits in dort neu angelegte Gewässer umgesiedelt. Unmittelbar nach Herstellen der Baustelle am Umspannwerk wird durch Leiteinrichtungen ein erneutes Einwandern von Amphibien vermieden.