Ehemaliger Bürgermeister von Kaltenkirchen bewirbt sich als Nachfolger des Duisburger Verwaltungschefs Adolf Sauerland.

Kaltenkirchen/Duisburg. Kaltenkirchens Ex-Bürgermeister Stefan Sünwoldt sucht eine neue berufliche Zukunft in Nordrhein-Westfalen. Der Sozialdemokrat will Oberbürgermeister in Duisburg und damit Nachfolger von Adolf Sauerland (CDU) werden. Beide Männer eint ein ähnliches Schicksal: Sie wurden von den Bewohnern ihrer Kommune abgewählt. Sauerland musste wegen seines desaströsen Krisenmanagements nach der Katastrophe bei der Loveparade im Juli 2010 gehen. Sünwoldt hatte sich mit der Stadtvertretung überworfen.

"Ich habe meinen Hut in Duisburg in den Ring geworfen", sagt Sünwoldt, der bis zum Mai des vergangenen Jahres die Verwaltung der 20 000-Einwohner-Stadt Kaltenkirchen leitete und jetzt den Chefsessel im Rathaus von Duisburg übernehmen will - einer Stadt mit 490 000 Menschen. Sünwoldt: "Man kann mit mir rechnen."

+++ 2011: Ex-Bürgermeister Sünwoldt will keine Beileidsbekundungen +++

+++ Ex-Bürgermeister Stefan Sünwoldt packt aus +++

Er habe eine E-Mail an alle Mitglieder des Duisburger Stadtrats geschickt und sich als Kandidat vorgestellt. Auch zur Duisburger SPD hat der 51 Jahre alte Verwaltungsjurist Kontakt aufgenommen. Ihm gehe es jedoch nicht darum, auf der Parteischiene ins Amt zu gelangen. "Ich möchte von allen Menschen getragen werden", sagt Sünwoldt, der als erster hauptamtlicher Bürgermeister Schleswig-Holsteins vor dem Ende seiner Amtszeit von den Bürgern abgewählt wurde.

Nach seiner Abwahl im Mai 2011 hatte er sich quasi als eigener Nachfolger beworben und wollte bei den Wahlen zum neuen Bürgermeister ins Rathaus zurückkehren. Gegen vier Mitbewerber trat Sünwoldt an, holte sogar mehr Stimmen als Bürgervorsteherin Elke Adomeit (FDP), musste sich aber mit dem dritten Platz begnügen und sich dem Ahrensburger Hanno Krause (CDU) geschlagen geben. Krause trat sein Amt am 2. Januar an.

Sünwoldt hatte nach seinem Rauswurf stets betont, er wolle mit seiner Frau und seinen drei Kindern in der Region bleiben. Kaltenkirchen sei das neue Zuhause der Familie geworden, die sich am Stadtrand ein neues Einfamilienhaus gebaut hat. Doch inzwischen musste Sünwoldt offenbar einsehen, dass für ihn Angebote auf dem Arbeitsmarkt rar sind. "Realistisch gesehen warten hier nicht die Jobs auf mich", sagt Sünwoldt. "Aber das war mir schon vorher klar."

Die Duisburger wählen ihren neuen Oberbürgermeister am 17. Juni. Wer als Kandidat ins Rennen gehen möchte, muss in der Stadt mindestens 370 Unterschriften von Unterstützern sammeln oder sich von einer der Parteien aufstellen lassen, die im Stadtrat vertreten sind.

Der Posten des Oberbürgermeisters war frei geworden, nachdem die Bürger Adolf Sauerland am 12. Februar abgewählt hatten. 129 800 Wähler hatten sich für das vorzeitige Ende seiner Dienstzeit ausgesprochen, 21 500 stimmten dagegen. Dem Christdemokraten wird die Hauptverantwortung für die Katastrophe bei der Loveparade zur Last gelegt, bei der 21 Menschen starben und 540 verletzt wurden.

Sauerland hatte stets einen Rücktritt abgelehnt. Darauf hin gründeten SPD, Grüne, Linke, FDP, DGB und Ver.di sowie eine Bürgerinitiative ein Abwahlbündnis, das den Entscheid über die Zukunft des Oberbürgermeisters durchsetzte. Nach dem Rauswurf von Sauerland entstand aus dem Abwahlbündnis das "Bündnis OB-Wahl", das gemeinsam einen Kandidaten für den Chefposten im Rathaus sucht und sich auf ein Profil festgelegt hat: Der neue Oberbürgermeister muss Führungskompetenz nachweisen, ein hohes Maß an Kommunikationsfähigkeit besitzen und sich für die Interessen von Arbeitnehmern einsetzen. Bei der Suche versprechen die Teilnehmer, Parteiinteressen bei der Suche zurückzustellen.

Das Bündnis hat bislang darauf verzichtet, Namen von Bewerbern zu nennen. Außer Sünwoldt sind nur wenige Aspiranten im Gespräch, darunter der Buchautor und Ex-Bürgermeister von Zwickau, Dietmar Vettermann. Von seinem Wohnsitz auf der dänischen Insel Ærø schickte er an die Duisburger SPD einige seiner Bücher und einen Brief. Nach Zeitungsberichten ließ er die Genossen wissen: "Hier ist einer, der das auch schon mal 18 Jahre gemacht hat und durchaus kann."