Der Ex-Bürgermeister präsentierte sich als Kandidat, der dazugelernt hat und stellte sein Programm für die Bürgermeisterwahl vor.

Kaltenkirchen. Stefan Sünwoldt glaubt fest an eine zweite Chance im Rathaus und hat aus der Vergangenheit gelernt. Diesen Eindruck will der im Mai von den Kaltenkirchenern als Verwaltungschef abgewählte Politiker im Rahmen seiner Kampagne zur Wiederwahl vermitteln und lud unter dem Motto "Sünwoldt packt aus" ins Bürgerhaus.

Die griffige Ankündigung ließ zunächst vermuten, dass Sünwoldt mit seinen Widersachern abrechnen und sich gegenüber den vier Gegenkandidaten positionieren wolle. Vielleicht hat es das Publikum auch vermutet - zumindest ist der Saal mit rund 90 Zuhörern gut gefüllt. Und wer mehr als einen trockenen Wahlkampfabend erwartet hat, sollte zumindest in dieser Hinsicht recht behalten. Stefan Sünwoldt bemüht sich, das von ihm über die Jahre entstandene spröde Bild zu beleben. Mit dem renommierten Bluesmusiker Georg Schröter als Untermalung setzt er auf Symbolik - ein Genre, das sich textlich mit Alltagsproblemen auseinandersetzt, als Vorbild?

Im Zusammenspiel mit Co-Moderatorin Gudrun-Ursula Reimers nimmt sich Sünwoldt tatsächlich einen Berg an realen Paketen vor. Und schnell wird eines deutlich: Sachthemen und nicht eine emotionale Debatte sollen im Vordergrund stehen.

Zu Weihnachtsmännern, die fromme Wünsche entgegennehmen und deren Erfüllung versprechen, taugen Politiker aber nicht. Daher verteilt der Kandidat auch keine Geschenke, sondern Botschaften und Pläne. Ein "Wir"-Paket sei das Fundament des öffentlichen Lebens in Kaltenkirchen - so beginnt der Exkurs, der gleichermaßen eine Aufzählung von Inhalten und eine Bilanz seiner ersten Amtszeit ab 2005 darstellt. Beim Paket "Finanzen" verweist er beispielsweise auf den Rückgang der Verschuldung, dann fordert er einen "roten Faden" für die Stadtentwicklung gemeinsam mit den Bürgern.

Immer fleißig mit Stichworten zur Hand ist Gudrun-Ursula Reimers. Das vorbereitete Skript lässt wenig Raum zur Spontaneität, doch dafür führt es ohne Ausrutscher durch das Programm. Ob Bildung/Ausbildung, Familie oder Wirtschaft - Sünwoldt lässt kein Politikfeld aus. Nach Umwelt, Dienstleistungen, Sicherheit, Sozialem und Freizeit ist das Konstrukt fertiggestellt. Die Botschaft lautet: Kompetenz in allen Bereichen. Auffällig: Sünwoldt betont das "Wir" und präsentiert sich als Teamplayer. Der vermeintliche Mangel an dieser Eigenschaft hatte noch vor einigen Monaten zu seiner Abwahl geführt. "Ich habe durch externe Beratungen dazugelernt", sagt er später.

Spannend wird es, als er auf eine mögliche neue Zusammenarbeit mit der Stadtvertretung angesprochen wird. Schließlich müsste er sich bei einem Wahlerfolg mit dieser neu arrangieren. "Ich bin kein Hellseher", räumt Sünwoldt ein. "Es ist sicherlich richtig, dass es nicht so einfach aus dem Fenster zu werfen ist." Kommunikativer in beide Richtungen müsse es werden, sagt der Kandidat.

Nachtragend ist Stefan Sünwoldt offenbar nicht. Dass es eine ungewöhnliche Situation wäre, ist ihm allerdings bewusst. "Wenn ich eine zweite Chance bekomme, sind immer noch die Vertreter da, die einen vor die Tür geschickt haben."

Geschlossen wurde die Tür jedoch erst durch die Bürgerinnen und Bürger selbst, die ihm in einer Abstimmung das Vertrauen entzogen. Diese sollen sich von seinem Appell angesprochen fühlen. "Ich lasse mir etwas sagen. Ich habe dazugelernt, der Neuanfang kann mit mir geschehen!"

Sünwoldt scheint mit sich im Reinen, egal wie das Votum bei der Bürgermeisterwahl am Sonntag, 6. November, ausfallen wird. "Ich kann nichts verlieren. Der Wahlkampf macht mir Spaß. Und ich kann so oder so einen Schritt nach vorne machen." Er möchte die Lösung sein für die von ihm mitverantwortete politische Situation in Kaltenkirchen. "Ich muss ins Amt rein. Mir jucken die Finger", ruft er in den Saal. Doch ob die Bürger auf diese Paket-"Steine" bauen wollen?