Grapscher im Arriba: Nachdem der Mann im Schwimmbad drei Mädchen befummelt hatte, gelang ihm die Flucht vor den Sicherheitsleuten.

Norderstedt. Ein noch unbekannter Täter hat am vergangenen Sonnabend im Arriba-Erlebnisbad drei Mädchen im Alter zwischen 13 und 14 Jahren sexuell belästigt. Nachdem die Jugendlichen den Mann noch im Wasser identifiziert hatten, wurde er von den Sicherheitsmitarbeitern des Bades festgehalten. Doch als diese im Kassenbereich des Bades die Personalien des Mannes feststellen wollten, kam es zu einer schweren Panne: In einem unbeobachteten Moment flüchtete der Täter aus dem Bad und entkam. Aufgrund von Zeugenaussagen konnte die Polizei jedoch am Dienstag einen Tatverdächtigen identifizieren. Die Ermittlungen dauern aber noch an.

Die Mädchen sprangen aus dem Wasser und zeigten auf den Mann

Christa W. aus Hamburg ist die Mutter von Pauline*, 14, die mit ihren Freundinnen Emilie*, 12, und Cilia*, 14, (*Namen geändert) am Sonnabend einen lustigen Nachmittag im Erlebnisbad verbringen wollte. Jetzt ist der Ausflug zum Albtraum geworden. Und Christa W. hat Anzeige bei der Polizei erstattet. "Für die Mädchen wäre es schockierend, wenn der Täter einfach so davonkommt", sagt Christa W.

Gegen 16 Uhr am Sonnabend planschen die Mädchen im kleinen Wildwasserkanal des Erlebnisbades, unterhalb des Bad-Restaurants. Sie haben zwei weitere Mädchen im fast gleichen Alter kennengelernt. Gemeinsam lassen sie sich immer wieder vom Wasser durch den Kanal ziehen. Doch plötzlich findet der Spaß für die 14-jährige Cilia ein jähes Ende. Sie steigt schnell aus dem Wasser und setzt sich an den Beckenrand. Als die anderen Mädchen nachfragen, was los sei, antwortet Cilia nur, dass ihr schlecht sei und sie sich übergeben müsse. Sie beginnt zu weinen. Den Grund für den Stimmungswechsel bekommt die 14-jährige Pauline im selben Moment am eigenen Körper zu spüren. "Sie bemerkte, wie sie unter Wasser abgetastet wurde und jemand mit der Hand in ihr Höschen wollte", sagt Christa W. Neben Pauline und Cilia spüren auch die beiden anderen Mädchen Griffe unter Wasser.

Sofort verlassen alle Mädchen das Wasser und suchen Hilfe bei einer Bademeisterin. Gemeinsam mit ihr halten sie Ausschau nach dem Täter. Etwas entfernt vom Wildwasserkanal taucht ein etwa 25 bis 27 Jahre alter, schlanker Mann mit dunklen Locken im Wasser auf. Für die Mädchen ist sofort klar, dass er der Täter sein muss. Schon bevor sie ins Wasser gegangen waren, war ihnen der Mann aufgefallen, weil der sie ständig seltsam gemustert habe. "Der da ist es!", rufen sie nun und zeigen mit den Fingern auf den Mann. Die alarmierten Sicherheitsmitarbeiter des Bades greifen zu und nehmen den Mann mit. "Der Täter wurde in einen Raum abgeführt. Die Mädchen mussten aus dem Wasser und wurden lange befragt. Der Badetag war vorbei", sagt Christa T.

Im Kassenbereich entkommt der Täter den Sicherheitsmitarbeitern

Arriba-Geschäftsführer Ruud Swaen bestätigt den Übergriff im Erlebnisbad. "Leider passieren solche Belästigungen, obwohl wir versuchen, alles dagegen zu unternehmen", sagt Swaen. Während des Badebetriebs im Winter seien permanent vier Sicherheitsleute in der Anlage unterwegs. Warum diese nicht in der Lage waren, den identifizierten Täter am Sonnabend bis zum Eintreffen der Polizei festzuhalten, kann Swaen nicht erklären. "Der Mann wurde in den Kassenbereich geführt. Dort wollten wir die Personalien feststellen. Dann ist er uns entwischt. Die Sicherheitsmitarbeiter machen sich selbst die größten Vorwürfe", sagt Swaen. Die Kriminalpolizei konnte aber anhand der Zeugenaussagen eine heiße Spur aufnehmen und nun einen Tatverdächtigen ermitteln.

Das Bad mit seinen etwa 600 000 Besuchern im Jahr verzeichne etwa vier Fälle von sexueller Belästigung im Jahr. "Wir haben prinzipiell ein sehr gutes Sicherheitskonzept. Wer bei uns erwischt wird, bekommt grundsätzlich eine Anzeige und natürlich Hausverbot", sagt Swaen. Die Mitarbeiter an den Kassen seien darauf geschult, die Gäste mit Hausverbot zu erkennen und abzuweisen. Wer unter Verdacht stehe, müsse Ausweispapiere vorlegen und könne so über den Namen identifiziert werden.

Die Polizei spricht momentan noch von einem Fall der "sexuellen Beleidigung", unter den auch Beschimpfungen mit sexuellem Hintergrund fallen. "Welche Bewertung der Fall am Ende erhält, das ist nicht unsere Aufgabe. Die Kriminalpolizei ermittelt nun die Fakten und wertet die Aussagen der Betroffenen aus", sagt die Polizeisprecherin Sandra Rüder.

Vor drei Jahren wurde ein Grapscher gefasst und verurteilt

Ein ganz ähnlicher Fall aus dem Jahr 2009 im Arriba-Bad wurde abschließend vor Gericht als sexueller Missbrauch bewertet. Ein 39-jähriger Mann hatte im August 2009 drei 13-jährige Schülerinnen aus Sievershütten und Stuvenborn im Erlebnisbad begrapscht. Er nutzte das Gedränge rund um eine Wasserrutsche, um die Mädchen im Gesäßbereich zu befummeln. In einer Warteschlange rieb er schließlich sogar sein Geschlechtsteil an einem der Mädchen. Der Mann wurde zu einer Freiheitsstrafe von neun Monaten verurteilt, ausgesetzt auf Bewährung, und zu einer Geldbuße an den Kinderschutzbund von 240 Euro verurteilt.

Die Mädchen sagten damals im Prozess aus, welchen enormen Ekel sie noch immer verspürten und dass sie nicht mehr unbefangen in ein Schwimmbad gehen könnten - nur noch in Begleitung eines Erwachsenen. Wie sich das Erlebte bei Pauline, Emilie und Cilia auswirken wird, ist noch unklar. "Auf jeden Fall haben sie ihre Naivität eingebüßt, dass ihnen so etwas nicht passieren kann", sagt Paulines Mutter Christa W.