Mit dem Vorschlag, eine zentrale Schwimmhalle für Schulen und Vereine zu bauen, geht Stadtwerke-Chef Jens Seedorff bei der GALiN unter.

Norderstedt. Das Problem ist klar: Die Norderstedter Kinder wollen schwimmen lernen. Dafür benötigen sie selbstredend ein Schwimmbecken. Derzeit paddeln die Kleinen auf abgesperrten Bahnen im Arriba-Bad umher. Und in zwei sanierungsbedürftigen Lehrschwimmbecken in den Regionalschulen Garstedt und Friedrichsgabe. Der Unterhalt und Betrieb dieser Becken kostet die Stadt jährlich 201.117 Euro. Der Sanierungsbedarf liegt in Friedrichsgabe bei knapp 500.000 Euro, in Garstedt ähnlich hoch.

Die Schulen und die Vereine melden weiterhin einen hohen Bedarf an Schwimmzeiten vor 12 Uhr. "Und im Arriba fühlen sich dadurch zunehmend unsere Frühschwimmer gestört", sagt der Stadtwerke-Leiter Jens Seedorff. Die Stadtwerke könnten sich deshalb vorstellen, die Stadt "von dem Sanierungsdruck bei den Lehrschwimmbecken" zu befreien und für 3 Millionen Euro eine Schwimmhalle auf dem Gelände des Arriba-Bades zu bauen, die exklusiv den Schulen und Vereinen der Stadt zur Verfügung stehen könnte. "Die Stadt würde langfristig die Unterhaltungskosten für die Lehrschwimmbecken sparen. Und das Arriba würde attraktiver für die Schwimmer", sagt Seedorff.

Die Stadtwerke haben Spendierhosen an, während die Stadt sparen muss

Was sich zunächst wie eine gute Idee anhört, sorgt in der Kommunalpolitik für Entrüstung. "Politik und Verwaltung versuchen sich derzeit mit vereinten Kräften, um einen abgespeckten städtischen Haushalt zu bemühen. Und die Stadtwerke haben plötzlich die Spendierhosen an", sagt Maren Plaschnick, Fraktionschefin der GALiN. Sie ist empört darüber, dass sich die komplette Auslagerung des Schul- und Vereinsschwimmens aus dem bestehenden Arriba-Bad und der Neubau einer zusätzlichen Schwimmhalle hinter einem 3-Millionen-Euro-Posten im Wirtschaftsplan der Stadtwerke verbergen. Beides hätte im Hauptausschuss oder im Ausschuss für Schule und Sport beraten werden müssen. Wenn sich das Arriba nur noch als ausschließliches Spaß-Bad verstehe, wäre laut Plaschnick zu klären, "ob ein Teil der seinerzeit beim Bau geflossenen Zonenrand-Fördermittel rückerstattet oder die damalige steuerliche Bewertung korrigiert werden müssten".

Abgesehen davon habe eine zusätzliche Schwimmhalle für die GALiN Fraktion keine Priorität. 3 Millionen Euro könnte die Stadt besser für den Aus- und Umbau der Schulen verwenden. "Wir erwarten vom Oberbürgermeister, dass er solche frei schwebenden Kostenansätze der Stadtwerke, ohne die Mindestvoraussetzungen der Planung zu erfüllen, sofort per Anweisung unterbindet", fordert Plaschnick.

Die Stadtwerke sehen das Projekt als Win-Win-Situation für die Stadt

Über die Vehemenz der Kritik ist Jens Seedorff mehr als erstaunt. "Wir haben doch nur einen Vorschlag gemacht. Nichts ist entschieden. Die Politik kann in Ruhe beraten", sagt er. Es sei im Vorfeld der Haushaltsberatungen doch der Ruf aus Verwaltung und Politik zu hören gewesen, dass den Stadtwerken städtische Aufgaben übertragen werden sollen, um den Haushalt der Stadt zu entlasten. "Wir waren als städtischer Eigenbetrieb dazu aufgerufen, zur Konsolidierung des Haushalts beizutragen. Die Schwimmhalle ist ein denkbares Projekt", sagt Seedorff. Es würde ein zentrales Angebot für die Schulen und Vereine geschaffen. Gesperrte Bahnen vor 12 Uhr im Arriba wären Vergangenheit. Die Stadt wäre der Unterhalts- und Sanierungskosten für die alten Becken entledigt. "Und wir könnten die Halle günstiger als die Stadt bauen, in dem wir die Kapitalertragssteuer einsparen. Für mich ist das eine Win-Win-Situation", sagt Seedorff.

Als Standort schwebt Seedorff der südliche Freibad-Bereich vor, wo jetzt die Umkleidekabinen stehen. Die Finanzierung der Kosten würde über das Eigenkapital der Stadtwerke und einen Kredit erfolgen, sagt Seedorf. Die Politik könne über die Herbstferien das Projekt beraten. "Am 26. Oktober steht die zweite Lesung des Wirtschaftsplans im Stadtwerkeausschuss an. Wenn wir dann grünes Licht bekommen, müsste die Halle in den Fachausschüssen beraten werden", sagt Seedorff.

Für Oberbürgermeister Grote ist der Vorschlag "wirtschaftlich sinnhaft"

Die Stadtwerke würden noch weitere Übernahmen städtischer Aufgaben prüfen, etwa beim Gebäudemanagement für städtische Immobilien oder bei der energetischen Anlagenoptimierung. Oberbürgermeister Hans Joachim Grote spricht von einem Haushaltsposten in Höhe von 1,3 Millionen Euro im Bereich der Gebäudeunterhaltung, der in Zukunft auch von den Stadtwerken übernommen werden könnte. "Es ist unser klarer Wille, diese Aufgaben unserem Eigenbetrieb zu übertragen", sagt Grote.

Von der "wirtschaftlichen Sinnhaftigkeit" des Stadtwerke-Vorschlags für die Schwimmhalle ist Grote überzeugt. Der Vorwurf, die Investition würde sich quasi im Wirtschaftsplan des Eigenbetriebes verbergen, lässt Grote nicht gelten. "In einem Wirtschaftsplan kann man nichts verstecken. Und der Stadtwerkeausschuss ist kein Schattenkabinett, sondern ein öffentliches Gremium. Vielleicht hat Frau Plaschnick den Plan einfach nicht genau gelesen."