Bürgermeister Torsten Thormählen hofft auf Belebung des Zentrums. Kindergarten soll Krippenplätze auf Spielplatz Dreangel bekommen.

Henstedt-Ulzburg. In diesem Jahr wird in Henstedt-Ulzburg nur noch sparsam investiert, aber in Sachen Kinderbetreuung muss Gas gegeben werden. Es fehlen immer noch 110 Krippenplätze. Torsten Thormählen verhandelt auch mit freien Trägern.

Hamburger Abendblatt:

Es gibt viele wichtige Themen, die in den nächsten Monaten angepackt werden müssen. Welches ist besonders schwerwiegend?

Torsten Thormählen:

Das Thema Kinderbetreuung steht ganz oben. Wir sind noch nicht so weit, wie es eigentlich nötig wäre. Am 1. Februar werden der Kindergarten Tiedenkamp und die neuen Krippenplätze im Kindergarten Am Wöddel freigegeben, aber es fehlen dann immer noch 110 Krippenplätze, um den Rechtsanspruch bis zum Stichtag, dem 1. August 2013, erfüllen zu können. Der Waldkindergarten soll Krippenplätze auf dem Spielplatz Dreangel bekommen, es wird einen Anbau am Kindergarten Moorweg geben - diese Mittel sind im Haushalt 2012 bereits eingeplant. Wir verhandeln mit freien Trägern über Finanzierungsverträge.

Wird die Gemeinde am Stichtag ausreichend Krippenplätze haben?

Thormählen:

Wir werden es schaffen, aber wir müssen es mit Hochdruck verfolgen.

Wie stellt sich die Finanzsituation der Gemeinde dar?

Thormählen:

Henstedt-Ulzburg ist keine arme Gemeinde, aber auch keine reiche. Der Haushalt 2012 ist zwar ausgeglichen, wir müssen aber 3,5 Millionen Euro zusätzliche Schulden aufnehmen, um investieren zu können. Ich hoffe, dass wir 2014 besser dastehen.

In welchen Bereichen wird denn hauptsächlich investiert?

Thormählen:

Die Kanalarbeiten verschlingen viel Geld. Dafür geben wir 2012 alleine knapp 1,4 Millionen Euro aus. Die Kanalisation im nördlichen Bereich des Kirchweges muss zum Beispiel erneuert werden, aber auch die Theodor-Storm-Straße ist in dieser Hinsicht fällig.

Die Anlieger der Theodor-Storm-Straße protestieren gegen die voraussichtlichen Ausbaubeiträge, weil diese Straße ihrer Ansicht stark öffentlich genutzt wird. Auch die Anlieger der Wilstedter Straße wehren sich gegen einen Ausbau. Wie ernst nehmen sie diese Proteste?

Thormählen:

Ich höre mir die Proteste aus der Theodor-Storm-Straße an, aber wir werden nicht auf den Ausbau verzichten können. Mit der Bürgerinitiative Wilstedter Straße werde ich mich demnächst treffen, um mir ihre Wünsche anzuhören. Ich werde aber auch klar machen, dass gewisse Vorschläge zum jetzigen Zeitpunkt nicht umzusetzen sind. Zum Beispiel die Anbindung der Straße in Höhe Kringelweg.

Wie sieht es mit dem Schulbau aus?

Thormählen:

Die ganz großen Maßnahmen sind abgeschlossen. Die Gemeinschaftsschule Rhen bekommt neue Fachräume. Sie sollen unterhalb des Ständerbaues entstehen. Im Alstergymnasium sind Sanierungsmaßnahmen im Rahmen des Brandschutzes fällig. Aber das sind laufende Maßnahmen.

Wie geht es mit dem CCU weiter?

Thormählen:

Der Bebauungsplan liegt aus, Bürger können Einwände hervorbringen, was wahrscheinlich keine gravierenden neue Erkenntnisse bringen wird. Dann kommt es zum Satzungsbeschluss, sodass im April mit den Abrissarbeiten des alten Ulzburg-Centers begonnen werden kann. Ich gehe nach wie vor davon aus, dass der Neubau zu einer Belebung des Zentrums führen wird. Eigentlich kann man sagen, dass alles, was dort entsteht, besser sein wird als das, was heute ist.

Sie sehen Probleme für die Geschäfte in der unmittelbaren Umgebung. Zum Beispiel für den Edeka-Markt auf der anderen Straßenseite?

Thormählen:

Nein, ich glaube nicht, dass das CCU eine negative Auswirkung haben wird, da sich, wie gesagt, das ganze Zentrum beleben wird.

In Kisdorf entsteht ein Rewe-Markt, der auch Käufer aus Henstedt-Ulzburg anziehen könnte.

Thormählen:

Den werden wir hier nicht spüren.

Ihr Vorgänger war immer stolz auf die dünne Personaldecke im Rathaus. Sehen sie das ähnlich?

Thormählen:

Henstedt-Ulzburg ist immer mit einer günstigen Verwaltung ausgekommen. Jetzt stößt sie aber an Grenzen, hier und da muss nachgebessert werden. Wir werden ein Personalentwicklungskonzept erstellen.

Was halten sie von einem Bürgerhaushalt?

Thormählen:

Ich bin nicht dagegen. Es darf aber nicht so weit kommen, dass bei den Bürgern Erwartungen geweckt werden und die Vorschläge dann in den Schubladen bleiben. In Norderstedt zum Beispiel werden ja noch keine Vorschläge der Bürger umgesetzt. Wir sollten die dortigen Erfahrungen für uns auswerten.

Wie hat sich das Verhältnis zwischen dem Bürgermeister und der Politik entwickelt? Unter ihrem Vorgänger war es ja häufig recht angespannt.

Thormählen:

Nach meiner Wahrnehmung läuft es gut. Es ist ein gegenseitiges Vertrauensverhältnis vorhanden, wobei es bei bestimmten Dingen natürlich immer Verbesserungsmöglichkeiten gibt. Ich habe auch das Empfinden, dass sich das Verhältnis zwischen den Politikern in den letzten Monaten verbessert hat.

Wie steht es um die Gewerbeansiedlungen? Die Telekom sucht ja in der Metropolregion Gewerbeflächen, um ein Gebäude für 3000 Mitarbeiter errichten zu können. Ist Henstedt-Ulzburg im Gespräch?

Thormählen:

Wir haben sehr viele Nachfragen von ernsthaften Interessenten. Namen nenne ich jetzt nicht, aber ich bin guter Hoffnung, dass 2012 interessante Betriebe nach Henstedt-Ulzburg kommen.

Wie kann Henstedt-Ulzburg sich für die Zukunft wappnen? Was fehlt in der Gemeinde?

Thormählen:

Wir brauchen bezahlbare Wohnungen und seniorengerechte Wohnungen. Es fehlen jede Menge Möglichkeiten des betreuten Wohnens.

Sie sind ja noch nicht sehr lange Bürgermeister, machen aber einen stets gut informierten Eindruck. Wie halten sie sich eigentlich auf dem Laufenden?

Thormählen:

Ich bin jetzt nicht der große Aktenleser, lieber lasse ich mich mündlich informieren. Außerdem rede ich viel mit Einwohnern.

Wie steht es um ihre Umzugspläne?

Thormählen:

Das ist nicht so einfach. Ich versuche, unser Haus in Ellerau zu verkaufen, aber das hat bisher noch nicht geklappt. Der Anfahrtsweg von Ellerau nach Henstedt-Ulzburg ist nicht weit, aber natürlich ist es besser, wenn ein Bürgermeister auch im Ort wohnt. Man bekommt einfach mehr mit.