Internationale Wettanbieter treffen sich in Norderstedt, um Lizenz nach neuem Glücksspielgesetz zu ergattern. 150 Vertreter erwartet.

Norderstedt. Mit dem Jahreswechsel gilt das in Deutschland einzigartig liberale schleswig-holsteinische Glücksspielgesetz. Und für die internationalen Anbieter von privaten Online-Wetten beginnt die heiße Phase für die Beantragung der Lizenzen. Zum Hotspot für die internationale Wettspiel-Szene wird am Montag, 16. Januar, die "TriBühne" in Norderstedt. Die britische Agentur Awedacity erwartet zu einem eintägigen Online Gaming Forum international anerkannte Experten des deutschen und europäischen Glücksspielrechts und etwa 150 Vertreter von Wettanbietern aus ganz Europa.

"Das Interesse an unserem Forum war riesengroß, obwohl wir dazu erst ganz kurzfristig vor Weihnachten eingeladen hatten", sagt Rory Credland, Sprecher der Agentur Awedacity in London. Bei dem Forum sollen die wichtigsten Bestimmungen der Verordnung diskutiert werden, die Schleswig-Holstein aus Sicht der Kritiker zu einem Zockerland macht. Befürworter wie der CDU-Abgeordnete Hans-Jörn Arp, der schon an der Seite von Online-Poker-Werbeträger Boris Becker im Landeshaus für eine Liberalisierung des lukrativen Geschäfts warb, rechnen aber mit mindestens 60 Millionen Euro an Einnahmen pro Jahr für das Land.

+++ Schleswig-Holstein startet Alleingang beim Glücksspiel +++

"In Norderstedt erfahren die Wettanbieter nicht nur die einzelnen Schritte der Antragstellung beim Land, sondern auch, welche technischen Verfahren sie gewährleisten müssen, um die Vorgaben des Ministeriums zu erfüllen", sagt Credland.

Auf den neusten Stand der Dinge wird die Wettanbieter Regierungsdirektor Guido Schlütz von der Glücksspielaufsicht des Innenministeriums bringen. In den letzten Wochen hat das Ministerium an zwei Rechtsverordnungen gearbeitet, die die allgemeinen Reglungen des Glücksspielgesetzes in Bezug auf die Zulassung und die Überwachung von Glücksspielanbietern konkretisieren. Diese Verordnungen werden in der Branche mit großer Spannung erwartet. "Die Verordnungen werden bis zum 16. Januar vorliegen, Regierungsdirektor Schlütz wird sie in Norderstedt den Teilnehmern des Forums präsentieren", sagt Thomas Giebeler, Sprecher des Innenministeriums. Die Bewerbungsphase für die Lizenzen läuft bis März, ab dann können die ersten privaten Wettanbieter frühestens den Geschäftsbetrieb aufnehmen.

+++ Kiel beschließt Änderung des Spielbankgesetzes +++

Zwei deutsche Anwälte, denen von der Glücksspielbranche hohes Renommee und ausgewiesene Marktkenntnis attestiert wird, werden in Norderstedt laut Veranstalter das erste Mal gemeinsam über die Sach- und Rechtsfragen des Online-Glücksspiels referieren: Dr. Jörg Hofmann von der Kanzlei Melchers in Heidelberg und Dr. Wulf Hambach von Hambach & Hambach in München. Hofmann leitet ein auf Glucksspielrecht spezialisiertes Expertenteam. Er tritt regelmäßig als Referent und Moderator bei internationalen Glucksspielkonferenzen auf und ist Mitglied des Beirates des Forschungsinstituts für Glücksspiel und Wetten der Universität Bonn-Rhein-Sieg sowie Dozent an der Universität Heidelberg. Wulf Hambach ist Mitbegründer des europäischen Portals für Glücksspiel und Glücksspielrecht www.gaminglaw.eu und gilt wie Hofmann als einer der führenden Rechtsexperten für Glücksspielrecht weltweit. Ebenso beleuchtet werden Fragen zum Jugendschutz, zur Kriminalitätsbekämpfung, zur Spielerverifikation, zur Versteuerung und zum transparenten Zahlungsverkehr. Rory Credland. "Auch dafür konnten wir ausgewiesene Experten gewinnen." So wird der Landeskoordinator Glücksspielsucht von der Landesstelle für Suchtfragen, Patrick Sperber, am Forum teilnehmen, ebenso wie der bei der Ausarbeitung des Glücksspielgesetzes beteiligte Kieler Anwalt Henrik Bremer oder der Experte für IT-Sicherheit und Geschäftsführer der TÜV Rheinland I-Sec GmbH, Olaf Siemens.

+++ Länder einigen sich auf neuen Glücksspielvertrag +++

Besonders umstritten ist der Vertrieb von Lotterie-Losen über das Internet. Seit 2008 ist das verboten. Unternehmen wie Tipp24 SE oder die Jaxx Ag aus Flintbek bei Kiel setzten mit dem Tipp im Netz zuvor Millionen an Euro um und stehen jetzt in den Startlöchern, um das Geschäft wieder anzukurbeln. Mit Helmut Stracke, dem Geschäftsführer von Nordwestlotto, und Mathias Dahms (Jaxx Ag) treffen in Norderstedt wichtige Vertreter des Staatlichen Lotto-Monopols und der privaten Wettanbieter aufeinander. Gemeinsam will man über Geschäftsmodelle beim Online-Vertrieb der Lotterie-Lose diskutieren.

Wer eine Lizenz erhält, braucht übrigens keine Angst vor einem möglichen politischen Machtwechsel in Kiel nach der Landtagswahl im Mai zu haben. Falls die SPD die Regierung stellt und, wie angekündigt, das Gesetz kassiert, gilt für die bestehenden Lizenzen sechs Jahre Rechtsschutz.