Die Stadt will Beutel-Spender aufstellen und Bußgeld einführen. Viele Hundebesitzer lassen die Haufen einfach liegen

"Wir haben sehr gute Erfahrungen mit der Tütenstation gemacht. Seitdem ist es hier und im angrenzenden Park sauber", sagt Nadine Kuschnereit, 27, von der Norderstedter Tierklinik Magunna. Die Tierarzthelferin hat sich dafür eingesetzt, dass am Übergang vom Praxisbereich am Kabels Stieg zum angrenzenden Park eine weiße Hundestation aufgestellt wird.

Das Aufstellen weiterer Beutel-Behälter ist eine Maßnahme, mit der Norderstedt gegen den Hundekot auf Wegen, Straßen und in Parks vorgehen will. Die Verwaltung hat den Politikern im Umweltausschuss ein Paket von Maßnahmen vorgestellt, mit dem das Dauerproblem eingedämmt werden könnte. Nachgedacht wird über verstärkte Kontrollen, eine intensive Aufklärung sowie Verwarn- und Bußgeld für Hundebesitzer, die die Pflicht, den Dreck ihres Hundes zu beseitigen, ignorieren.

Hundekot im Stadtgebiet ist ein Dauerthema in vielen Städten und Gemeinden. Auch im Norderstedter Rathaus beschweren sich regelmäßig Bürger über die Verunreinigungen. In den tierischen Exkrementen steckt jede Menge sozialer Sprengstoff. "Hundekot ist ein urbaner Stressfaktor", heißt es im Bericht, den die Verwaltung im Umweltausschuss gegeben hat. Was so lapidar klingt, heißt: Die Haufen der Hunde provozieren Streit und Aggressionen. Sie tragen verstärken den Hass auf Hunde und spalten die Gesellschaft in Hundebesitzer, die den Kot entsorgen und solche, denen egal ist, was ihre Tiere wo hinterlassen.

Viele Hundebesitzer kümmern sich nicht um den Dreck ihrer Tiere

"Viele kümmern sich einen Dreck darum", sagt Wilma Griepha, die jeden Tag mit ihrer Dackelhündin Tina (5) im Willy-Brandt-Park unterwegs ist und gerade mit einer anderen Hundehalterin heftig diskutiert. Die beiden haben einen Mann beobachtet, der die Hinterlassenschaft seiner schwarzen Mischlingshündin mitten auf der Wiese liegen ließ. Als sie ihn angesprochen haben, sei er sofort aggressiv geworden und haben ihnen zugerufen, dass sie das überhaupt nichts angehe. "Das ist einfach unverantwortlich und bestärkt Hundehasser in ihrer Auffassung", sagt Wilma Griepha, die das Aufstellen weiter Tüten-Stationen in der Stadt begrüßen würde. "Ich glaube, dass dann mehr Leute den Hundekot wegmachen würden", sagt die Norderstedterin.

Die Verwaltung ist da skeptischer: "Viele Hundehalter scheuten sich, den Kot per Hand mit einem dünnen Beutel aufzuheben und in den nächsten Abfalleimer zu schmeißen." Leider habe sich das Entsorgen der Exkremente mit einer Plastiktüte noch nicht eingeschliffen. Das ei noch keine "alltägliche Kulturtechnik" wie das Mülltrennen. Wer den Hundedreck ignoriere, gefährde aber kleine Kinder und schaffe eine Infektionsquelle. Hundekot sei ein idealer Nährboden für Bakterien und Würmer.

Die Nachlässigkeit vieler Hundebesitzer sei möglicherweise in einem Irrtum begründet. Sie gehen davon aus, dass sie mit dem Zahlen der Hundesteuer ihre Pflicht erledigt haben. Das sei aber falsch, die Steuer werde wie alle Steuereinnahmen nicht zweckgebunden verwendet. Das Geld verschwinde im allgemeinen Haushalt der Stadt.

Wer die Reinigungspflicht ignoriert, muss mit Bußgeld rechnen

Weiter weist das Betriebsamt darauf hin, dass das Beseitigen von Hundekot nicht nur eine moralische Pflicht sei. Auch rechtlich seien Hundebesitzer verpflichtet, die Hinterlassenschaften zu beseitigen. Wer diesem Gebot nicht folge, kann laut Straßen- und Wegegesetz zur Kasse gebeten werden, wenn Mitarbeiter der Stadt die Straßen und Wege säubern. Um das Problem einzudämmen, schlägt die Verwaltung vor, dem Verursacherprinzip höhere Priorität einzuräumen. Kontrollen und Sanktionen könnten verstärkt, eventuell Ein-Euro-Jobber als Hundekontrolleure eingesetzt werden. Nach dem Straßen- und Wegegesetz handelt es sich um eine Ordnungswidrigkeit, wenn Hundebesitzer die Hinterlassenschaften nicht entfernen. Dieser Verstoß kann mit einer Geldbuße von bis zu 511 Euro geahndet werden. In anderen Städten und Gemeinden werde meist erst ein Verwarngeld in Höhe von 35 Euro ausgesprochen. Bei wiederholter Missachtung der Reinigungspflicht müssten die Hundehalter deutlich mehr zahlen. Um die Verantwortlichen zur Rechenschaft ziehen zu können, sei allerdings ein "gerichtsfester Nachweis" nötig. Das sei in der Praxis nicht immer einfach.

Auf der anderen Seite müsse die Aufklärung ausgebaut werden. Tierschutzvereine, Tierärzte, Hundeschulen, Futterhäuser und Hundesalons könnten Info-Flyer an die Hundebesitzer verteilen. Denkbar sei auch, dass die Verwaltung Info-Blätter zusammen mit dem Hundesteuerbescheid an die Hundehalter verschickt.

Laut Verwaltung gibt es ab 285 Euro praxistaugliche Tüten-Stationen

1981 habe sich der damalige Ausschuss für Umweltschutz und Erholung zwar gegen die Tüten-Stationen ausgesprochen. Die heutigen Beutel-Spender seien allerdings deutlich besser als die früheren, wie die Vorrichtung nahe der Norderstedter Tierklinik zeigt. Oben können Hundebesitzer schwarze Plastiktüten ziehen, um die Hinterlassenschaften ihres Vierbeiners aufzusammeln. Im unteren Bereich hängt ein Papierkorb, in den die Hundebesitzer die gefüllten Beutel schmeißen können.

Laut Norderstedter Verwaltung gibt es ab 285 Euro praxistaugliche Modelle. Ein Karton mit 5000 Tüten koste rund 100 Euro. Es sei zwar schon personell nicht möglich, das ganz Norderstedter Stadtgebiet flächendeckend mit etwa 100 Stationen auszustatten. Dennoch will die Verwaltung zusätzlich zu den drei schon vorhandenen Hundestationen weitere aufstellen, um Erfahrungen zu sammeln und herauszufinden, ob sich die positiven Ergebnisse vom Bereich der Tierklinik Magunna übertragen lassen.