Schülersprecher übergeben Protestbrief an Bildungsminister. Der neue Weg zum Abitur bedeute eine extrem hohe Arbeitsbelastung.

Norderstedt. Zu hohe Arbeitsbelastung, zu viele Unterrichtsstunden, zu große Klassen, zu wenig Wahlmöglichkeiten - das sind die Kritikpunkte an der Profiloberstufe, die die Schülersprecher der vier Norderstedter Gymnasien in einem Brief an Schleswig-Holsteins Bildungsminister Ekkehard Klug (FDP) formuliert haben. Seit dem Schuljahr 2008/2009 ersetzt die Profiloberstufe das Kurssystem. Ziel der Reform war, den Abiturienten mehr Allgemeinbildung mit auf den Weg zu geben.Aus Schülersicht hat der neue Weg zum Abitur aber so viele Nachteile, dass er so schnell wie möglich wieder abgeschafft oder doch zumindest stark überarbeitet werden muss.

"Das neue Modell stößt an den Gymnasien auf breite Ablehnung. Viele Schüler befürchten, dass sich die Profiloberstufe negativ auf ihre Noten auswirkt", sagt Yannick Regh (18), stellvertretender Schulsprecher am Gymnasium Harksheide und stellvertretender Landesschülersprecher. 34 bis 38 Stunden Unterricht pro Woche, 32 Klausuren pro Schuljahr, Referate und Hausaufgaben. "Und das in 13 Fächern, das ist einfach heftig und kaum zu schaffen", ergänzt Nick Steiner (18), Schülersprecher des Lise-Meitner-Gymnasiums.

Man müsse für alle Fächer ackern, könne nicht, wie im alten System, Fächer abwählen oder vernachlässigen. Alle Noten zählten für das Abi. Die jetzigen Abiturienten, die noch von der Profiloberstufe verschont geblieben seien, müssten nur 26 Wochenstunden absolvieren. Das neue System bedeute, dass kaum noch Zeit zum Jobben und Geldverdienen oder für Hobbys bleibe. "Es sind sogar schon Beziehungen zerbrochen, weil die beiden keine Zeit füreinander hatten", sagt Nick. Durch die Profiloberstufe gehe die "komplette Jugend verloren".

Die Profiloberstufe benachteilige Schüler mit ausgeprägten Begabungen und Fähigkeiten. "Mein Freund zum Beispiel hat in den Naturwissenschaften 15 Punkte, in anderen Fächern aber nur vier. Er hätte beim alten Modell ein klar besseres Abi gemacht, weil die Zensuren in den Leistungskursen deutlich stärker gewichtet wurden, und andere Fächer abgewählt werden konnten", sagt Fynn Bachmann (17) Schülersprecher am Coppernicus-Gymnasium. "Die Schule soll uns zu mündigen Bürgern erziehen, hier aber werden wir komplett entmündigt", sagt Yannick Regh. Die Profiloberstufe sei alles andere als eine Vorbereitung auf ein Studium.

Weiteres Problem sei der Leistungsunterschied in den Fächern. "In Französisch schwanken Niveau und Einstellung erheblich. Die Lehrerin will, dass alle mitkommen. Das führt aber dazu, dass andere, die in diesem Fach Abi machen wollen, nicht genug können, um eine gute Note zu erzielen", sagt Yannick. Alle kritisieren die chaotische Organisation. So stehe immer noch nicht fest, ob es nun ein fünftes Prüfungsfach gibt.

"Wo Profil drauf steht, muss auch Profil drin sein", fordern die Schülervertreter. So dürften zum Beispiel nicht die naturwissenschaftlichen Fächer im entsprechenden Profil reduziert werden, vielmehr müssten im Sinne einer Spezialisierung die Stunden in anderen Fächer abgebaut werden.