Das Geld wird dringend für Investitionen, die Sicherung von Arbeitsplätzen und die Konkurrenzfähigkeit mit dem europäischen Ausland gebraucht.

Kreis Segeberg. Von einer überfälligen Unterstützung für die Hotellerie sprechen die einen. Von einem für die Konjunktur effektlosen Steuergeschenk für eine Branche die anderen. Seit gestern gilt: Hotels müssen bei ihren Preisen nicht mehr mit 19 Prozent, sondern nur noch mit 7 Prozent Mehrwertsteuer kalkulieren. Laut dem Deutschen Hotel- und Gaststättenverband spült das den Hoteliers im Lande etwa eine Milliarde Euro mehr in die Kassen. Auch die Direktoren der Herbergen im Kreis Segeberg versprechen sich von der Steuersenkung einen spürbaren Effekt. Doch wer nun ganz selbstverständlich auf günstigere Übernachtungspreise hofft, der wird von den Hoteliers eines Besseren belehrt. Das Geld wird dringend für Investitionen, die Sicherung von Arbeitsplätzen und die Konkurrenzfähigkeit mit dem europäischen Ausland gebraucht.

Die Zimmerpreise werden allenfalls gering sinken, eher ermöglicht es die Steuersenkung den Hoteliers, die Preise nicht zu erhöhen. Eine Umfrage der NZ: Hotel Garni Heuberg , 40 Einzel- und Doppelzimmer (70 bis 90 Euro) und fünf Suiten (95 Euro): "Ich bin zurzeit froh, ein Garni-Betrieb zu sein. Die Gastronomie ist bei den meisten Kollegen das Problem", sagt Direktor Thorsten Hatje. Für seinen Hotelbetrieb mit Frühstück ist die Steuersenkung insofern förderlich. Hatje geht guten Mutes und mit Optimismus ins neue Jahr. "Die Zimmerpreise bleiben stabil, gewerblichen Kunden werde ich je nach Gruppengröße im Preis entgegenkommen - so haben alle was von der Steuersenkung", sagt Hatje. Hotel Dreiklang Kaltenkirchen , 60 Zimmer und Suiten (117 bis 243 Euro): Küchenchef Philipp Heymann, der zusammen mit seinem Vater Uwe Heymann das Dreiklang betreibt, spricht von einer "kleinen, überraschenden Erleichterung" für die Branche. "Von der Krise wurden wir hier hart getroffen. Die Leute gehen nicht mehr so oft essen", sagt Heymann. Familienfeste würden zu Hause gefeiert, was Heymann durch ein Mehrgeschäft im Catering spürt. Doch im Hauptgeschäft, im Restaurant und Hotel, sorgt dieser Trend für Umsatzsorgen. "Die Energie- und Personalkosten sind stark gestiegen. Wir haben 130 Angestellte. Die Steuersenkung sorgt effektiv dafür, dass wir zwei Stellen erhalten können", sagt Heymann. An Preissenkungen sei nicht zu denken. "Natürlich fragen die Kunden, und wir diskutieren oft. Ich erkläre den Leuten dann ruhig unsere Situation - die meisten akzeptieren das dann", sagt Heymann. Viel effektiver wäre aus seiner Sicht eine Mehrwertsteuersenkung im Restaurant. "Hier müssen wir zwar eisenhart kalkulieren, eine Steuersenkung würde sich aber sicher auf die Preise auswirken", sagt Philipp Heymann. Mercure Köhlerhof Bad, Bramstedt , 268 Betten in 134 Zimmern (50 bis 100 Euro): Direktor Sven-Olaf Weber hat aus der Mercure-Zentrale noch keine Anweisung bekommen, wie die Preisgestaltung mit dem gesenkten Steuersatz aussehen soll. "Für den Privatmann wird sich aber kaum was ändern. Bei den gewerblichen Kunden wird es Verhandlungen geben", sagt Weber. Er sieht die Steuersenkung als überfällig an, da sie im Zuge der Konjunkturprogramme im europäischen Ausland längst Usus seien. "Wir bieten in Deutschland eine hohe Servicequalität zu einem guten Preis. Aber wir müssen mit dem Ausland schon noch konkurrieren können", sagt Weber. Norderstedter Hof, 120 Betten (65 bis 75 Euro, Einzelzimmer): "Wir wollen zufrieden sein, dass der Gesetzgeber an uns gedacht hat", sagt Direktor Hans Ebert, aber: Es sei schade, dass die Gastronomie nicht berücksichtigt worden sei. Nun gebe es die kuriose und für die Gäste unverständliche Situation, dass für die Zimmerpreise sieben Prozent, für Speisen und Getränke aber nach wie vor der 19 Prozent Mehrwertsteuer anfallen. Ebert will das Geld aus der Steuersenkung verwenden, um zu modernisieren, neue Fenster einbauen zu lassen und Flachbildschirme anzuschaffen. "Wir lassen die Preise konstant, werden aber mit Kunden, die größere Kontingente buchen, verhandeln", sagt der Hotelier. Vitalia Seehotel, Bad Segeberg, 111 Zimmer (115 bis 178 Euro mit Frühstück und Wellness-Bereich): "Wir werden die Preise grundsätzlich konstant halten und auf die eigentlich fällige Erhöhung verzichten", sagt Hoteldirektor Guido Eschholz. Seit sieben Jahren seien die Zimmerpreise stabil, im kommenden Jahr sollten sie eigentlich steigen. Investitionen seien nicht nötig, da der Standard des Hauses aktuellem Niveau entspreche. Eschholz wird die Steuersenkung nutzen, um den Gästen mit speziellen Arrangements wie drei Nächte buchten, zwei bezahlen, finanziell entgegenzukommen.