Das erste Bier nach sechs Wochen schmeckte sichtlich lecker. In der heißen Wahlkampfphase hatte Rolf Koschorrek (CDU) abstinent gelebt. Jetzt war endlich der Anlass zum Feiern gekommen.

Der Zahnarzt hat mit Erfolg seinen Wahlkreis verteidigt und wird auch in den kommenden Jahren Bad Bramstedt, die Dörfer des Amtes Bad Bramstedt-Land sowie Teile Dithmarschens und den Kreis Steinburg im Bundestag vertreten. Koschorrek holte 39,8 Prozent der Erststimmen. Deutlich weniger als vor vier Jahren, als der 53-Jährige 44,9 Prozent holte. Dennoch ist Koschorrek "hochzufrieden". "Der Erfolg bemisst sich im Abstand zum Konkurrenten", sagt der Gesundheitspolitiker, der genau zehn Prozentpunkte vor dem Sozialdemokraten Jörn Thießen liegt, der einen Wiedereinzug ins Parlament über die Liste ebenfalls verpasste.

Dass er nicht ganz an sein Ergebnis von 2005 herankam, begründet Koschorrek mit dem hohen Stimmenanteil, den der Bramstedter FDP-Politiker Jürgen Koppelin verbuchte. 12,8 Prozent der Wähler haben ihre Erststimme dem Liberalen gegeben. "Verschenkte Stimmen", meint Koschorrek, der sich auch künftig in Berlin auf die Gesundheitspolitik konzentrieren wird und heute nach Berlin fährt, um an der ersten Fraktionssitzung teilzunehmen.

Den Wahlabend hatte Koschorrek rustikal in einem Landgasthof in Wacken verbracht. Per Bus hatte er Parteifreunde aus dem Wahlkreis dorthin chauffieren lassen, die sich bei Rübenmus, Kochwurst und Kasseler gemeinsam die Berichterstattung im Fernsehen anschauten. Bis gegen 20.30 Uhr Klarheit über den Sieg herrschte, hatte Koschorrek sichtlich aufgeregt die kontinuierlich online einlaufenden Ergebnis aus dem Wahlkreis beobachtet - ohne Rübenmus, dafür bei Wasser und Käsehäppchen. Immer an seiner Seite blieb Koschorreks Lebensgefährtin Christina von Wedelstaedt (ebenfalls Zahnärztin mit CDU-Parteibuch).

Während in Wacken Jubel herrschte, leerte sich die elegante Bar "Bankers" in Itzehoe nach der Wahlparty von Jörg Thießen zügig. "Ich gehe erhobenen Hauptes", sagt der Sozialdemokrat, der den Verlust seines Mandats nicht auf seine politische Arbeit, sondern auf den Bundestrend zurückführt. Den Vertrag für einen neue Job hat er bereits in der Tasche: Er wird Professor am "Nato Defense College" in Rom.