Die GALiN scheitert mit einem Antrag, am Stadtparksee nur ein kleines Naturbad zu bauen. Am Rednerpult vergriff sich so mancher Politiker im Ton.

Norderstedt. Im Norderstedter Stadtpark wird zur Landesgartenschau 2011 ein großes Strandbad mit 5000 Quadratmetern Fläche entstehen. Im Oktober wird die Landesgartenschau-Gesellschaft dafür mit der Zuschüttung des nördlichen Teils des Stadtparksees beginnen.

Die Grün Alternative Liste in Norderstedt (GALiN) hatte in der Stadtvertreter-Sitzung am Dienstagabend noch versucht, die "große Bad-Lösung" mit einem Antrag für ein "kleines Naturbad" zu verhindern. Doch der Antrag wurde mit den 24 Stimmen von CDU und FDP abgelehnt. Zehn Stadtvertreter der GALiN und der Linken stimmten für den Antrag. Für eine Überraschung sorgte die SPD-Fraktion, die eigentlich das große Strandbad verhindern wollte: Nur drei Stadtvertreter unterstützten den GALiN-Antrag, elf Genossen enthielten sich. Unter ihnen auch Hans-Joachim Zibell, der mit seinem kürzlichen Übertritt von der FDP- zur SPD-Fraktion eine Ein-Stimmen-Mehrheit für SPD, GALiN und Die Linke möglich gemacht hatte und von dessen Votum die Entscheidung abzuhängen schien. SPD-Fraktionschef Johannes Paustenbach sprach in der Sitzung von einer "verfahrenen Situation" und von einem "Dilemma". Sowohl die Planung eines kleinen Naturbades, als auch die für das große Strandbad verfolgten im Kern dasselbe Ziel, sagte Paustenbach: Die Schaffung einer zentralen Badestelle, die das Wildbaden in den Uferbereichen unnötig macht und den Norderstedter Familien ausreichend Platz für das Baden im See biete. Die Planungen für das große Strandbad seien von Oberbürgermeister Hans-Joachim Grote und der zwischenzeitlichen Mehrheit von CDU und FDP durchgepaukt worden, Kompromisse wurden nicht gesucht. "Der Oberbürgermeister hat es verpasst, frühzeitig für breite Mehrheiten zu sorgen", sagte Paustenbach. Jetzt müsse eine wichtige Entscheidung bei knappen Mehrheiten gefällt werden. "Und da geht es für uns um politische Glaubwürdigkeit. Die Planung für das Strandbad ist sehr weit und lässt sich kaum noch stoppen. Dem Bürger wäre diese Entscheidung kaum zu vermitteln. Wir wollen dieses Hin und Her nicht mehr mitmachen", sagte Paustenbach.

Vor der Rede des SPD-Fraktionschefs nannte Maren Plaschnick für die GALiN die Gründe für die Ablehnung des großen Strandbades. Die Zuschüttung des nördlichen Seeteils zerstöre wertvolle Fauna und Flora. Plaschnick: "Die Vorstellung, es könnten sich gleichgültige, empfindungslose Menschen zum Sonnenbaden auf zugeschüttetem Froschlaich oder erstickten Amphibien niederlassen, finde ich persönlich ziemlich ätzend." Das große Strandbad böte den Norderstedter Familien außerdem nicht mehr als das kleine Naturbad. "Denn im großen Strandbad würde sofort der Verdrängungswettbewerb durch die Sportvereine einsetzen", so Plaschnick. "Unverfroren" nannte es die grüne Stadtvertreterin, dass Stadtpark-Geschäftsführer Kai-Jörg Evers über die Norderstedter Zeitung versucht habe, Druck auf Hans-Joachim Zibell auszuüben. Evers hatte in der NZ die Hoffnung ausgedrückt, Zibell stehe zu seinem öffentlich gegebenen Wort, die Entscheidung für das Strandbad nicht zu kippen. Das habe "Anklänge gutsherrlicher Zeiten", sagte Plaschnick. Günther Nicolai von der CDU sprach vom Druck der Öffentlichkeit, dem die SPD nicht mehr standhalten konnte. "Sie haben gemerkt, dass sie komplett an der Bevölkerung vorbei geplant haben", sagte er in Richtung Johannes Paustenbach. Es sei schön zu sehen, dass die "Gutmenschen, die uns sagen wollen, wann wir baden sollen und wo wir baden sollen" mit ihrem Antrag scheitern, sagte Nicolai. Auch mit den Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) in Norderstedt, der sich vehement für die Erhaltung des nördlichen Sees eingesetzt und dessen Argumentation sich die GALiN angeschlossen hatte, ging Günther Nicolai hart zu Gericht: "Auch, wenn ich die Arbeit des BUND schätze - es kann nicht sein, das zwei Norderstedter BUND-Mitglieder gegen die Mehrheit der Bevölkerung sprechen und ein paar Neunmalkluge darauf hereinfallen."

Miro Berbig (Die Linke) appellierte mit Blick auf die Außenwirkung der Norderstedter Politik an die Stadtvertreter: "Es muss uns allen klar sein, dass wir uns mit dieser Ein-Stimmen-Mehrheit immer wieder der Lächerlichkeit aussetzen werden. Wir sollten uns in Zukunft zusammenreißen und uns wirklich bemühen, bei wichtigen Entscheidungen große Mehrheiten zu finden."