Verkehr auf der Schleswig-Holstein-Straße belastet die Anwohner. Ein Grundstückseigentümer am Gräflingsberg will kein Grundstück für eine Schutzwand zur Verfügung stellen. Die Gemeinde hat das Projekt vorerst auf Eis gelegt.

Henstedt-Ulzburg. Als Tanja Zipprich mit ihrer Familie vor 15 Jahren in die Straße Gräflingsberg in Henstedt-Rhen zog, war die Schleswig-Holstein-Straße natürlich keine Oase der Ruhe. Die Zipprichs hörten den Autolärm von der Straße. "Aber das war damals immer noch im Bereich des Normalen." Inzwischen hat sich die Situation entscheidend geändert: Der permanente Verkehrslärm verfolgt die Anwohner Tag und Nacht. Denn die Schleswig-Holstein-Straße ist jetzt eine Zubringerstraße für die Autobahn. Der gesamte Schwerlastverkehr aus dem Gewerbegebiet Oststraße in Norderstedt rauscht hier in Richtung Autobahn. Die Gemeinde wollte eine Lärmschutzwand bauen, doch vor wenigen Tagen beschlossen die Ortspolitiker, diesen Plan nicht auszuführen.

In der Straße Gräflingsberg kocht die Volksseele. Aber die Bewohner, deren Häuser in der Nähe der Schleswig-Holstein-Straße liegen, lassen nicht locker. Ein Wort im Beschluss des Umwelt- und Planungsausschusses nährt ihre Hoffnung: Der Ausschuss hat beschlossen, auf die Umsetzung der Lärmschutzmaßnahme "vorläufig" zu verzichten. Das klingt wie "aufgeschoben ist nicht aufgehoben". Dennoch sieht es derzeit so aus, dass die angedachte 3,50 Meter hohe und 25 Zentimeter breite Wand nicht kommen wird.

Zu dem Beschluss musste es kommen, weil sich die Anlieger nicht einig sind. Mitte Mai hatte die Gemeinde die betroffenen Grundstückseigentümer angeschrieben und um Zustimmung für den Bau der Lärmschutzwand und der dafür nötigen Grunddienstbarkeit gebeten. Alle schickten das Schreiben zurück, ein Anlieger aber verweigerte die Unterschrift. Einer der ersten Bewohner dieser Straße stellt sein Grundstück nicht zur Verfügung. Würde die Gemeinde die Lärmschutzwand trotzdem bauen, müsste sie auf etwa 20 Meter unterbrochen werden. Aus lärmschutztechnischen Gründen ist das nicht zu vertreten, stellt das beauftragte Ingenieurbüro fest.

Die Anwohner vom Gräflingsberg wissen, wer seine Zustimmung verweigert hat. Und sie ärgern sich über die Haltung des Nachbarn. Brita Delfs, die direkt an der Schleswig-Holstein-Straße wohnt, ist mit den Nerven so fertig, dass sie es vorzieht, häufiger in ihrer Zweitwohnung zu schlafen. "Der Verkehr rollt praktisch die ganze Nacht, es gibt keine Pause." Georg Schlaikier lebt bereits seit 38 Jahren am Gräflingsberg und hat deshalb hautnah erlebt, wie der Verkehr im Laufe der Jahre stetig zugenommen hat: "Jetzt fahren die ganzen Lkw aus dem Gewerbegebiet bei uns vorbei." Der Nachbar, der die Zustimmung verweigert hat, ist derzeit im Urlaub und kann sich zu dem Konflikt nicht äußern.

Dafür äußert sich der Vorsitzende des Umwelt- und Planungsausschusses, Horst Ostwald (SPD), der sich gestern am Gräflingsberg ein Bild von der Situation machte. Derzeit sei die Gemeinde am Ende, denn eine Enteignung könne hier nicht vorgenommen werden. Horst Ostwald will aber versuchen, die betroffenen Anlieger, die Gemeindeverwaltung und die Politik zu einem gemeinsamen Gespräch zusammenzuführen. "Vielleicht führt das ja doch zu einer Lösung."