Die Mitarbeiter des Ordnungsamtes in Henstedt-Ulzburg lassen nicht locker: Magda Lentfer soll nun ein zweites Kaninchen und einen zweiten Stall anschaffen.

Henstedt-Ulzburg

Ein echtes Kaninchen, ein Plüschkaninchen und ein unendliches Hin und Her: Der "Fall Muckel" erhitzt die Gemüter in Henstedt-Ulzburg. Die Auseinandersetzungen zwischen Magda Lentfer und dem Ordnungsamt gehen in eine neue Runde. Ein Ende des Streits ist noch nicht in Sicht. Ein kleiner Fall, der sich unendlich hinzieht und offenbar eine enorme Wirkung hat.

Was sich in Henstedt-Ulzburg abspielt, amüsiert inzwischen die Nation. Denn ein Beitrag im Satire-Magazin "extra 3" auf NDR, angeregt durch die Berichterstattung in der Norderstedter Zeitung, sorgt für Gesprächsstoff. Vor laufenden Kameras verlas Ordnungsamtsleiter Joachim Gädigk Anweisungen über die Größe eines Kaninchenkäfigs ("An der Längsseite das 2,5-Fache der Kopf-Rumpf-Länge eines sitzenden Kaninchens"), dann griff er zu einem vom Fernseh-Team bereitgestellten Plüschkaninchen auf seinem Schreibtisch, um dieses Spielzeug-Kuscheltier mit einem Zollstock zu vermessen und die Messdaten auf die Käfiggröße hochzurechnen. Treffender hätte es Loriot nicht inszenieren können. Eingeleitet wurde der Beitrag von einem Moderator, dem gegenüber ein Playboy-Häschen sitzt und sich die Fingernägel feilt.

Grundlage für den Kaninchen-Streit in Henstedt-Ulzburg war eine Anzeige von Tierschützern, die der Ansicht waren, dass "Muckel" in einem zu kleinen Käfig gehalten wird. Sie zeigten Magda Lentfer an und brachten damit den Behördenapparat in Bewegung. Zweimal fuhr eine Amtstierärztin von Bad Segeberg nach Henstedt-Ulzburg, bis gestern waren Mitarbeiterinnen des Ordnungsamtes sechsmal vor Ort. Magda Lentfer, die als ehemalige Bäuerin seit Jahrzehnten Kaninchen in Ställen versorgte, kaufte sich einen größeren Käfig und verließ sich dabei auf das Fachwissen der Mitarbeiter in einer Zoohandlung. Nach Ansicht der Behörde ist er aber immer noch zu klein.

Die meisten Betrachter mussten angesichts der beißenden Ironie dieses TV-Beitrages vermutlich mindestens schmunzeln, Magda Lentfer hingegen ist nicht zum Lachen zumute. Denn der "Fall Muckel", deren tragische Heldin sie inzwischen geworden ist, geht weiter und ist noch längst nicht ausgestanden. Kaninchen "Muckel" sitzt weiterhin in einem Stall, der vom Fachhandel als artgerecht verkauft wurde, von der Ordnungsbehörde aber als zu klein eingestuft wird. Gestern war eine Mitarbeiterin des Ordnungsamtes bei der ehemaligen Bäuerin und ordnete an, ein zweites Kaninchen in einem zweiten Stall unterzubringen und beide Ställe so aufzustellen, dass sich die Tiere sehen können. Davon allerdings will die Henstedterin nichts wissen. "Ich war schon zweimal in der Tierhandlung und habe mich erkundigt", sagt sie. "Mir wurde gesagt, der jetzige Stall sei genau richtig." Auch ihr Tierarzt unterstütze sie moralisch. "Mindestens sechsmal waren die vom Ordnungssamt inzwischen schon hier, jetzt können die mich mal." Sie leide unter ständigen Kopfschmerzen und könne nachts kaum noch schlafen.

Ordnungsamtsleiter Joachim Gädigk mag über den kleinen Fall, der sich zu einem großen Imageproblem für die Verwaltung entwickelt hat, nicht mehr mit der Presse sprechen. Auch nicht über das erneute Einschreiten seiner Mitarbeiterin im "Fall Muckel". Anfragen seien nur noch schriftlich an ihn zu richten, teilte er gestern mit.

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