Die SPD möchte das alte Lehrschwimmbecken in Friedrichsgabe erhalten. Der Leiter der Stadtwerke bezeichnet den Neubau dann als unwirtschaftlich.

Norderstedt. 2013 soll eine neue, drei Millionen Euro teure Schwimmhalle auf dem Gelände des Arriba für den Schul- und Vereinssport entstehen. Die Halle soll die beiden alten Lehrschwimmbecken in der Regionalschule Garstedt und der Grundschule Friedrichsgabe ersetzen. Laut den Berechnungen der Stadtwerke kann die Stadt mit dieser Planung erheblich sparen - mehr als 120 000 Euro im Jahr.

Doch die Forderung der SPD, das Lehrschwimmbecken in Friedrichsgabe auch nach dem Bau der neuen Schwimmhalle für die Nutzung durch Schule und Vereine zu erhalten (wir berichteten), bringt nun die gesamte Planung ins Wanken. So sieht es zumindest Jens Seedorff, Leiter der Stadtwerke: "Die Geschäftsgrundlage der neuen Schwimmhalle wäre obsolet, würde das Schwimmbecken in Friedrichsgabe erhalten." Die Kosten für den Unterhalt beider Standorte für das Schul- und Vereinsschwimmen seinen wirtschaftlich nicht tragbar für die Stadt.

Unterdessen üben die beiden Stadtvertreter der Fraktion Die Linke, Miro Berbig und Hans-Georg Becker, harsche Kritik an den Abgeordneten von CDU, SPD und FDP, die mit ihren Stimmen den Plan der Stadtwerke völlig unkritisch abgenickt hätten, und zwar auf Basis von nur ungefähren Kostenberechnungen. "Hier wurde eindeutig nach dem Motto verfahren: Erst beschließen, und dann mal sehen worüber", sagt Becker. Am 18. Januar hatte der Ausschuss für Schule und Sport mit den Stimmen von CDU, FDP und SPD den Bau der Halle auf dem Gelände des Arriba und die Schließung der alten Lehrschwimmbecken beschlossen. Die Sanierung und der Unterhalt der in die Jahre gekommenen Lehrschwimmbecken kommen die Stadt teurer als ein Neubau am Arriba, rechneten die Stadtwerke den Stadtvertretern vor. In einem Papier, das dem Abendblatt vorliegt, werden für die Sanierung der alten Becken 1,5 Millionen Euro veranschlagt. Daraus entstünden der Stadt pro Jahr Kapitalkosten in Höhe von 223 000 Euro. Der Neubau hingegen schlage sich mit nur 170 000 Euro nieder. Noch deutlicher sieht die Diskrepanz zwischen Neu und Alt bei den Betriebskosten aus: 226 000 Euro fallen laut den Stadtwerken bei den alten Becken an, lediglich 158 000 bei einem Neubau. Fazit: Die jährlichen Kosten liegen für die alten Becken bei 449 000 Euro, für den Neubau bei nur 328 000 Euro. Trotz dieser offenbar eindeutigen Zahlen rudert die SPD-Fraktion am vergangenen Donnerstag plötzlich zurück, revidiert ihre Entscheidung vom Januar und fordert den Erhalt in Friedrichsgabe, so wie der Schulelternbeirat und die Schulleitung dort.

+++ Erst entscheiden, dann informieren +++

"Wie man bei der Sachlage im Januar ein Drei-Millionen-Euro-Projekt einfach so durchwinken konnte, ist uns schleierhaft", sagt Miro Berbig, Fraktionsvorsitzender der Linken. Eine große Anfrage der GALiN zu den Details der Planung sei bis zu der Entscheidung im Januar ebenso unbeantwortet geblieben, wie die Nachfrage der Linken zum Thema Behindertengerechtheit der neuen Halle. "Das heißt doch nichts anderes, als dass weder die genaue Planung noch die genauen Kosten feststehen", sagt Stadtvertreter Hans-Georg Becker. "Und jetzt rudern ausgerechnet die Parteien zurück, die das Projekt nicht schnell genug beschließen konnten. Da ist eine gehörige Portion Unehrlichkeit und Oberflächlichkeit im Spiel." Durch den geforderten Erhalt des Standortes Friedrichsgabe und die Nachbesserungen bei der Planung der neuen Halle werde der Einsparungseffekt ins Gegenteil verkehrt, sagt Berbig.

Was diese Analyse angeht, ist Jens Seedorff einer Meinung mit Berbig. Über die Kritik der SPD und der Linken an mangelnder Information, zeigt sich Seedorff jedoch verwundert: "Die Information über die Halle war gut und ausführlich." Die Kosten für die beiden alten Lehrschwimmbecken basierten auf Summen, die das Amt für Gebäudewirtschaft taxiert habe. "Und die in unserer Vorplanung kalkulierten drei Millionen Euro für die neue Schwimmhalle decken auch die Einbauten für Behinderte ab", sagt Seedorff. Aus fachlicher Sicht könne es an der Sinnhaftigkeit der Planung keinen Zweifel für die Entscheidung des Ausschusses geben, sagt Seedorff. "Wenn es politischer Wille ist, Friedrichsgabe zu erhalten, dann müssen wir eingehend diskutieren. Empfehlen können wir es aus wirtschaftlicher Sicht nicht."