Der Widerstand gegen die Schließung des Schul-Schwimmbeckens in Friedrichsgabe wächst. Es soll offenbar im Frühjahr 2013 dichtgemacht werden.

Norderstedt. Kindergekreische erfüllt die Schwimmhalle in Friedrichsgabe. Grundschüler springen vom Beckenrand ins warme Wasser. Am Rand stehen Schwimmmeister Klaus Schneiders und die Rektorin der Grundschule Friedrichsgabe, Anette Korn, barfüßig und stolz auf ihr kleines Schwimmbecken. Dass es mutmaßlich im Frühjahr 2013 geschlossen werden soll, macht sie fassungslos. "Die Wände sind frisch isoliert, der Hubboden im Becken neu gefliest, die Lüftungsanlage saniert, eine Solaranlage auf dem Dach heizt das Wasser - und jetzt lässt man uns das Wasser ab?" Klaus Schneiders schüttelt verständnislos den Kopf.

Die Beschlusslage der Politik ist eindeutig. Die sogenannten Lehrschwimmbecken in Friedrichsgabe und das in der Regionalschule Garstedt werden dichtgemacht. Stattdessen bauen die Stadtwerke bis Anfang 2013 eine Schwimmhalle auf dem Gelände des Arribas, die nur für das Schul- und Vereinsschwimmen genutzt werden soll. Kostenpunkt: drei Millionen Euro. Ein Becken soll entstehen, mit vier 25-Meter-Bahnen und einem Nichtschwimmerbereich.

Der Unterhalt und Betrieb der beiden alten Becken in Garstedt und Friedrichsgabe kosten die Stadt jährlich etwa 223.000 Euro. Außerdem sprechen die Stadtwerke von nötigen Sanierungen an beiden Standorten, die mit etwa 1,5 Millionen Euro zu Buche schlagen sollen - Geld, das die Stadt nicht hat.

Anette Korn und Klaus Schneiders bestreiten die Höhe der Sanierungskosten. Sie haben das Gefühl, dass ihr Schwimmbecken schlecht geredet wird. "Wir hatten früher Probleme mit Schimmel in den Duschen. Doch mit der neuen Lüftungsanlage ist das behoben. Nur die Decke über dem Becken muss noch saniert werden."

Gemeinsam mit dem Schulelternbeirat hat sich Korn mit einer Eingabe an die Stadt gerichtet. Der Beiratsvorsitzende Jürgen Schäfer formulierte alle Argumente, die für den Erhalt des Beckens sprechen. Der in Norderstedt einzigartige Hubboden, der Wassertiefen von 30 Zentimetern bis zu 1,80 Meter zulässt, mache das Becken für Baby- und Kleinkinderschwimmen ebenso nutzbar, wie für das Rettungs- und Tauchtraining. In der neuen Halle des Arribas sei kein Hubboden vorgesehen. Das kleine intime Becken in Friedrichsgabe eigne sich auch besser für das therapeutische Schwimmen mit geistig Behinderten oder Angebote wie das Schwimmen für muslimische Migrantinnen.

Mit der SPD Norderstedt bekommt das Becken jetzt einen weiteren Fürsprecher. Die Genossen wollen die politische Diskussion über den Erhalt des intakten Beckens in Friedrichgabe anschieben. Stadtvertreter Thomas Jäger will nach der ausführlichen Diskussion mit der Schulleitung und den Vereinen und Initiativen, die das Becken nutzen, erst jetzt erkannt haben, dass das Becken in gutem Zustand ist. Die Politik sei unzureichend informiert worden. "Hier jetzt einfach den Stöpsel zu ziehen, das kommt einer Steuergeldverschwendung gleich", sagt Jäger. Mit den gleichen Argumenten hatte die SPD im Januar noch für den Bau der Schwimmhalle und die Schließung der Lehrschwimmbecken gestimmt. "Wären wir rechtzeitig über den Zustand des Beckens in Friedrichsgabe informiert worden, hätten wir anders abgestimmt. Der Ausschuss hat eine Fehlentscheidung getroffen", sagt Jäger. Er betont, dass die Schwimmhalle des Arribas nicht infrage gestellt werden soll. Man wolle aber bei den Stadtwerken auf den Einbau eines Hubbodens in der neuen Schwimmhalle drängen.

Bei der Stadtverwaltung trifft der Vorstoß der SPD auf Zurückhaltung. "Die Beschlusslage ist eindeutig. Und daran halten wir uns", sagt Stadtsprecher Hauke Borchardt. Wenn die SPD das Becken erhalten wolle, müsse sie auch sagen, woher das Geld dafür kommen soll. Borchardt: "Im energetischen Bereich muss dort einiges gemacht werden."

Bei der CDU besteht die grundsätzliche Bereitschaft, über den Erhalt des Beckens zu diskutieren. "Wir sind da ganz offen", sagt Stadtvertreterin Heideltraud Peihs. Es könne allerdings nicht die Rede davon sein, dass die Politik nicht ausreichend über die Zustände in Friedrichsgabe informiert gewesen sei, wie Thomas Jäger sagt. "Es besteht Einigkeit, dass der Aurikelstieg abgängig ist. Friedrichsgabe ist in recht gutem Zustand", sagt Peihs. Nun müsse die Diskussion mit der Stadt zeigen, ob das Geld für den Weiterbetrieb und den Unterhalt des Beckens aufzubringen ist.

"Klar ist nur, dass wir damit nicht auch noch die Stadtwerke als Träger des Schulschwimmens in unserer Stadt belasten können. Die engagieren sich mit einer Investition von drei Millionen Euro schon genug", sagt Peihs. Das Geld für Friedrichsgabe müsse aus einem ganz anderen Topf kommen - fragt sich nur, wo der steht.