Die erste offene Ganztagsgrundschule startet in Friedrichsgabe. Das Abendblatt hat Antworten auf die wichtigsten Fragen.

Norderstedt. Die erste Offene Ganztagsgrundschule in Norderstedt nimmt nach den Sommerferien den Betrieb auf. Die Wahl fiel auf die Grundschule Friedrichsgabe. "Der Umbau dort war relativ günstig zu machen", sagte Schuldezernentin Anette Reinders, die gestern das Konzept für die freiwillige Nachmittagsbetreuung vorstellte. Die bisher unterschiedlichen Betreuungsformen (Hort, Elternbetreuung, Betreuungsmodule) werden zu einem einheitlichen Konzept zusammengeführt. Die Eltern können Betreuungsmodule für ihre Kinder wählen.

In den nächsten zehn Jahren sollen alle weiteren elf Grundschulen zu Offenen Ganztagsgrundschulen umgewandelt werden. Die nächsten sind die Grundschulen Glashütte (2013) und Heidberg (2014). "Ich betone ausdrücklich, dass es noch keinen Beschluss gibt, die Kulturvereine aus dem Kunsthaus in Glashütte zu vertreiben und das Gebäude für den Ganztagsbetrieb zu nutzen", sagte Reinders. Kunstkreis, Kulturverein Malimu, Fotoclub, Neues Theater Norderstedt und Theater Pur befürchten, dass sie ihre Ateliers und Theaterräume verlassen müssen. Das Kunsthaus sei geeignet, so Reinders, die Stadt prüfe aber noch andere Lösungen.

Im Schnitt 1,3 Betreuer sollen im Ganztagsbetrieb für 15 Schüler zuständig sein. "Wir setzen auf qualifizierte Kräfte", sagte Reinders. Dazu zählten die Erzieherinnen aus den bisherigen Horten, die in die Ganztagsbetreuung, aber auch in die Kitas wechseln könnten. "In jedem Fall müssen wir was tun, damit wir auf Dauer ausreichend qualifizierte Betreuer haben", sagte die Dezernentin. Sie denkt an Qualifizierungsmaßnahmen für Menschen ohne Berufsabschluss und an Menschen mit Migrationshintergrund. Es gebe viele Migranten mit guten Abschlüssen, die hier aber nicht anerkannt werden. Da sieht die Dezernentin ein großes Potenzial - und ist damit nicht allein.

+++ Kommentar: Alle Hürden übersprungen +++

+++ Offene Ganztagsschule künftig flächendeckend +++

Was heißt Offene Ganztagsgrundschule?

Die Schule bietet nachmittags Betreuung und Kurse für die Schüler an. Wer will, kann teilnehmen. Verpflichtenden Unterricht gibt es nur vormittags.

Bekommt jeder, der möchte, einen Platz für sein Kind, und kann er sich das leisten?

Ja - wenn er bereit ist, die Kosten zu tragen. Sie liegen nicht höher als bei der Hortbetreuung. 65 Prozent der Kosten übernimmt die Stadt. Wer Elternbeiträge nicht bezahlen kann, fällt unter die Sozialstaffel. Es gibt sechs Betreuungszeiten (Module), die die Eltern für drei, vier oder fünf Wochentage buchen können. Mit 25 Euro pro Monat ist die Frühbetreuung (6.30 Uhr bis Unterrichtsbeginn) an drei Tagen am günstigsten, mit 125 Euro im Monat die Betreuung vom Unterrichtsende bis 16.30 am teuersten.

Kann die Stadt sich das System leisten?

Sie muss es sich leisten. Gesetzliche Vorgaben und die hohe Nachfrage an Kinderbetreuung zwingen sie dazu. Für den Ausbau der Schulen muss die Stadt zwischen zehn und 20 Millionen Euro aufbringen. "Genauere Zahlen können wir heute nicht nennen, da wir beispielsweise noch nicht wissen, wo wir neu bauen müssen", sagte Reinders.

Was ist der Unterschied zum Hort?

Die Betreuung findet in den Räumen der Schule statt. Schule und Betreuung arbeiten eng verzahnt (gemeinsame Konferenzen, Ausflüge, Planung). Es gibt nicht nur ausgebildete pädagogische Fachkräfte, sondern auch geeignete Laien, die die Fachkräfte unterstützen. Die Horte und Elternbetreuungen bleiben bestehen, bis die Ganztagsgrundschulen eingeführt werden, danach werden sie in das System integriert.

Welche Öffnungszeiten werden angeboten?

Es soll von montags bis freitags grundsätzlich eine Frühbetreuung von 6.30 Uhr an und nachmittags ein Angebot bis 16 Uhr geben. Spätbetreuung wird bis 17.30 Uhr angeboten.

Können die Eltern den Betreuungsumfang nach ihren Bedürfnissen wählen?

Das System wird auf den Bedarf reagieren. Allerdings: Je flexibler das System, desto teurer der Personaleinsatz. Das sinnvolle Betreuen oder das Spielen in der Gruppe wird erschwert, ständiges Kommen und Gehen stört die Kinder.

Welche Angebote gibt es am Nachmittag?

Es beginnt mit dem "pädagogischen Mittagstisch", also dem freien Spiel, und einer warmen Mahlzeit. Nach der Hausaufgabenbetreuung entscheiden die Kinder nach Lust. Ab 15 Uhr werden einstündige Kurse angeboten (Sport, Kunst, Musik, Handwerk), für die sich die Kinder für ein Halbjahr anmelden. Sportvereine, die Musikschule, Lehrer, Eltern und andere Interessierte sind die Anbieter. Gegen Gebühr können auch Kinder mitmachen, die die übrige Betreuung nicht brauchen.

Was ist in den Ferien vorgesehen?

Acht Wochen Betreuung im Jahr werden angeboten, wochenweise flexibel wählbar für die Eltern. Viele Ferienangebote sind in der Entwicklung, Umweltbildung und Naturerlebnis oder die Kinder-Uni im Stadtpark gehören dazu.

Wann kommt meine Schule dran?

Die Grundschulen Heidberg und Gottfried-Keller-Straße sind 2014, die am Immenhorst und in Harksheide-Nord 2015 dran. Die Niendorfer Straße und Falkenberg folgen 2016, zwischen 2017 und 2020 folgen Harkshörn, Pellwormstraße, Glashütte-Süd und Lütjenmoor. Jeder Stadtteil soll schnell mindestens eine Ganztagsgrundschule bekommen.