Für das Projekt will die Stadt Norderstedt möglichst viele Pendler gewinnen. Beim Bundeswettbewerb “ZukunftsWerkStadt“ soll so gepunktet werden.

Norderstedt. Wenn es um eine lebenswerte Zukunft geht, mischt Norderstedt ganz oben mit. Im bundesweiten Wettbewerb "ZukunftsWerkStadt" hat es die Stadt unter die letzten 16 geschafft. Das bedeutet Geld und Herausforderung. Rund 250.000 Euro vergibt Bundesforschungsministerin Annette Schavan an die Stadtverwaltung. Dafür sollen die Norderstedter neue Ideen liefern, wie Städte und Gemeinden nachhaltig entwickelt werden können.

+++Der schnellste Weg zur Arbeit+++

"Es geht um Lebensqualität für die Zukunft", sagt Herbert Brüning, der im Rathaus in der neu geschaffenen Stabsstelle "Nachhaltiges Norderstedt" die Zukunftsprojekte koordiniert. Die Stabsstelle ist direkt Oberbürgermeister Hans-Joachim Grote unterstellt - der Verwaltungschef hat eine Stadtentwicklung, die Ressourcen und Umwelt schont und sich im Gleichklang von Ökonomie, Ökologie und Sozialem vollzieht, als wichtigen Standortfaktor und ein Schlüsselthema im Wettbewerb der Kommunen in der Metropolregion Hamburg ausgemacht.

Norderstedt hat im Bundeswettbewerb mit zwei Projekten gepunktet: dem Klimaschutz und der Bürgerbeteiligung. 38 Preise und nackte Zahlen belegen den Erfolg im Klimaschutz. Seit 1990 hat die Verwaltung den Ausstoß des Klimakillers CO2 bei den öffentlichen Gebäuden um 60 Prozent reduziert - Rekord in Deutschland. Stadtweit sei der Ausstoß um 30 Prozent und damit leicht über dem Bundesschnitt gesunken. "Und seit 2008 verdienen wir mit Klimaschutz Geld, 2010 rund eine Million Euro", sagt Brüning.

Europaweit Furore hat Norderstedt als Vorreiter im Lärmschutz gemacht. Die Bürger haben mitdiskutiert, Maßnahmen vorgeschlagen und beispielsweise die ruhigen Gebiete in der Stadt definiert. Seit sechs Jahren reist Brüning durch Europa, war sogar schon in der Türkei, um in Städten und Gemeinden zu erklären, wie ein derart breiter Beteiligungsprozess organisiert und erreicht werden kann.

+++So klappt der Wechsel vom Auto aufs Rad+++

Brüning und sein Team setzen auch jetzt wieder auf die Norderstedter und ihre Kreativität. "Wir brauchen neue Ideen für den Klimaschutz, die über das Dämmen von Fassaden hinausgehen", sagt Brüning. Natürlich seien diese Maßnahmen nötig und willkommen, die Stadt zahle schließlich sogar Zuschüsse. Doch im Wettbewerb mit den anderen Kommunen könne Norderstedt nur mit Innovation punkten. Der offizielle Startschuss für die Ideenbörse soll nach den Sommerferien fallen. "Wir wollen vor allem mit jungen Eltern ins Gespräch kommen. Sie sind offen für Veränderungen und sehen sich in der Pflicht, die Zukunft ihrer Kinder verantwortungsbewusst mitzugestalten", sagt Brüning. Da gehe es um Ernährung, Mobilität, Energie. Wer auf tierische Produkte verzichtet, könne seinen eigenen CO2-Ausstoß halbieren. "Vielleicht findet sich ja da eine Versuchsgruppe", sagt der Projektsteuerer.

Regionale Produkte kaufen oder besser noch da anbauen, wo sie verzehrt werden, das ist eine weitere Zukunftsperspektive. Es gebe Kleingärten in Norderstedt und Architektenentwürfe, die Wohnhäuser mit Extra-Etagen für den Anbau von Gemüse vorsehen. Mit einem Produkt hat Norderstedt bundesweit die Vorreiterrolle übernommen: "Wir waren die ersten, die den fair gehandelten Kaffee Fairflixt goot! in Zusammenarbeit mit dem Handel und dem Stadtmarketing in die Regale der Supermärkte gebracht haben", sagt Herbert Brüning.

Die Mobilität werde sich komplett verändern - weg vom Auto, hin zu Verbundsystemen. Je nach Wetter und Weg würden junge Leute schon jetzt ins Car to go, aufs Leihrad oder in Bus und Bahn steigen. "Wenn es dann noch einen Fahrschein für alle Verkehrsmittel gibt, wird die Akzeptanz weiter steigen", sagt Brüning.

Das E-Bike setze sich für Strecken bis zu 15 Kilometer immer mehr durch. In Kopenhagen pendelten schon 40 Prozent der Arbeitnehmer auf einem Elektro-Fahrrad zum Job - ein Modell, das auch für Norderstedt Sinn mache, aber voraussetze, das die E-Biker flott und ungestört vorankommen.

Auch die Schüler will Brüning dazu animieren, sich Gedanken zu machen. Schließlich gebe es elf zertifizierte Zukunftsschulen in der Stadt und ein ambitioniertes Ziel: Bis 2040 soll Norderstedt Deutschlands erste klimaneutrale Stadt werden, soll heißen: Es wird nur noch so viel CO2 in die Luft gepustet, wie auch durch Bäume und Moore gebunden wird.