Stormarner Gastwirte starten einzigartiges Projekt: Kunden können mit Motorhilfe gemütlich zu Restaurants und Sehenswürdigkeiten radeln.

Ahrensburg. Einfach aufs Knöpfchen drücken und ohne einen Tropfen Schweiß zu vergießen durch Stormarner Lande radeln - von Lokal zu Lokal, von Sehenswürdigkeit zu Sehenswürdigkeit. Fantastisch! "Nein, nein. Ganz so ist das nicht", sagt Axel Strehl, "ein bisschen strampeln muss man auch beim E-Bike schon. Sonst passiert gar nix." Der Vorsitzende des Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga) Stormarn strahlt, denn Elektrofahrräder sollen den Tourismus auf Touren bringen. Die Idee: gepflegt Radeln und gepflegt Essen als Kombi-Angebot für Tagesgäste.

Der Schub kommt von hinten. Ein 36-Volt-Akku unter dem Gepäckträger liefert den Strom für einen Motor im Vorderrad. So lassen sich 80 Kilometer auch von denen zurücklegen, die körperlich nicht topfit sind. "Diese große Reichweite ist das Interessante für uns Gastwirte", sagt der Dehoga-Chef. Und so schnürt der Ahrensburger jetzt Radeln und Speisen zu einem neuen Stormarner Tourismus- Paket. "E-Bike-Radlermenü" steht darauf. "Das gibt es sonst nirgends", sagt Strehl. Eine Weltneuheit also, die erst einmal die Stormarner selbst in Bewegung bringen soll. Strehl: "Und wenn dann noch ein paar Hamburger ins schöne Stormarn kommen würde, wäre das eine feine Sache."

+++ Auf Elektro-Bikes durch die Lüneburger Heide +++

Etwas Neues anzuschieben, wenn auch mit Motorhilfe, ist immer mühsam. Es braucht Überzeugungsarbeit. Acht Dehoga-Betriebe - auch drei Hotels sind dabei - machen beim Start mit: in Reinbek, Ahrensburg, Tremsbüttel und Bad Oldesloe. Es sollen noch deutlich mehr werden. Alle werden ihren Gästen E-Bikes zur Verfügung stellen, auf Wunsch auch ein Lunchpaket mitgeben und zum Abschluss der Tour ein Menü servieren. "Über die Reihenfolge können die Gäste natürlich selbst entscheiden", sagt Strehl. Wer also zuerst essen, dann radeln und vielleicht irgendwo anders noch zu Kaffee und Kuchen einkehren möchte, hat die Wahl.

+++ Strom reicht für 80 Kilometer +++

Auf jeden Fall sollen die Radler einen Flyer in die Hand bekommen, auf dem sie Tourenvorschläge und Hinweise auf Stormarner Sehenswürdigkeiten finden: sei es das Reinbeker Schloss, der Eiskeller in Jersbek, das Stormarnsche Dorfmuseum in Hoisdorf oder die Peter-Paul-Kirche in Bad Oldesloe. Die Flyer werden gerade von der Werbeagentur Markt und Trend (M+T) in Neumünster entwickelt. "M+T erarbeitet in unserem Auftrag die gesamte Marketingstrategie", sagt Strehl, der auch die drei Aktivregionen Alsterland, Holsteins Herz und Sachsenwald-Elbe von dem Vorhaben überzeugt hat. "Wir fördern den Druck der Flyer und die Anzeigenkampagne, um das Projekt bekannt zu machen. Wir haben sofort zugestimmt", sagt Dieter Kuhn, Regionalmanager von Alsterland. Holsteins Herz schlägt ebenfalls für das E-Bike-Radlermenü. Die Aktivregion Sachsenwald-Elbe wird im März entscheiden.

+++ Lieferant ist seit zwei Jahren in Braak +++

12 500 Euro bringen die drei Verbände auf, das sind 45 Prozent der Kosten fürs Marketingkonzept. "55 Prozent zahlen wir. Und die Kosten für die Fahrräder übernehmen wir ganz", sagt Strehl.

Was die Kunden zahlen müssen, steht noch nicht fest. Welche Menü-Pakete und welche Routenvorschläge im Flyer zu finden sein werden, ist ebenfalls noch offen. "Die Details müssen wir noch klären", sagt der Gastronom, der sich "auf die ganze Geschichte" schon freut.

+++ E-Bikes sollen Radtourismus ankurbeln +++

Das neue Tourismusprojekt startet mit einer Auftaktveranstaltung Ende April. Strehl will dafür Vertreter der Aktivregionen nach Ahrensburg einladen. Auch Landrat Klaus Plöger soll bei der Gelegenheit eine Proberunde auf dem E-Bike drehen. Günter Heuer, der Leiter der Hotelfachschule Lübeck, wird ebenfalls dazugebeten. "Die Schule hat das Projekt für uns entwickelt und auf unsere Bitte hin untersucht, was für unsere ländliche Region so passt", sagt Strehl, "und das hier passt perfekt."

Dass die "ganze Geschichte" nun aber tatsächlich ins Rollen kommt, ist zu einem nicht unerheblichen Teil der Firma Leviatec aus Braak zu verdanken. "Wir verkaufen E-Bikes in ganz Deutschland und auch europaweit", sagt Verkaufsleiterin Mandy Siemer. Für den Dehoga-Kreisverband hat die Firma eine Ausnahme gemacht und verleiht die Räder auch.