Zum Spontan-Chor im Spectrum-Kino fanden sich rund 140 Senioren zusammen. Das Programm für Ältere soll regelmäßig angeboten werden.

Norderstedt. "Entweder es klappt oder es geht schief. Viel kann ja gar nicht passieren", sagt Burkhard Nehmiz im gut gefüllten Saal des Spectrum-Kinos in Norderstedt. Und wie es klappt: Dank der ermunternden Art des musikalischen Leiters der Melanchthongemeinde Hamburg stimmen alle Senioren fröhlich mit ein. "Alle Vögel sind schon da" und "Der Kuckuck und der Esel" schallt es durch das Kino. Spätestens beim anspruchsvollen Kanon von "Es tönen die Lieder" kombiniert mit "Himmel und Erde müssen vergeh'n" sind auch die Zurückhaltendsten lautstark mit dabei, zusätzlich motiviert durch die Chöre "Sen-Chor-As" sowie des Ansingechors der Seniorenkantorei der Melanchthongemeinde.

Insgesamt 140 Senioren und Seniorinnen sind gekommen, um gemeinsam zu singen und sich den Film "Vaya con Dios" anzusehen. Die Idee zum improvisierten Seniorenchor stammt vom Norderstedter Seniorenbeirat. Der Plan: Vor, zwischen und nach dem Film werden die Zuschauer zu Sängern. Einige Sangeslustige sind sogar mit der AKN aus umliegenden Gemeinden angereist. Mit einem solchen Andrang hat selbst Organisator Reinhard Zahn, stellvertretender Vorsitzender des Seniorenbeirats, nicht gerechnet. "Ich bin mit der Resonanz überaus zufrieden. Es ist ja nicht einfach, Senioren zu mobilisieren. Das ist uns aber gut gelungen."

Mit "Vaya con Dios" hat Reinhard Zahn aber keinen Film für Ältere ausgewählt: Daniel Brühl in der Hauptrolle, der sich in seiner Rolle als Mönch Arbo in die attraktive Journalistin Chiara, gespielt von Chiara Schoras, verliebt, bietet eine glänzende schauspielerische Leistung. So hat der erst im Jahr 2000 gedrehte Film das Potenzial, Alt und Jung gleichermaßen zu begeistern.

Tatsächlich senken die vier Gemeinde-Praktikanten Joel Pille, Fabian und Pascal Markmann sowie Laurenz Jaskotkta den Altersschnitt im Publikum deutlich. Auch sie finden mit ihren 13 Jahren Gefallen an dem Nachmittag im Kino. Mit Laptop und Kamera dokumentieren die Schüler die ausgelassene Stimmung für eine spätere Präsentation im Konfirmandenunterricht. "Der Film ist gut, mit diesem Projekt haben wir Glück gehabt", stellt Joel lachend fest. Nur laut mitsingen wollen sie dann doch nicht. Die auf der Leinwand dargestellten Gegensätze zwischen den frommen Mönchen und der für sie vollkommen neuen Außenwelt sorgen im Publikum immer wieder für Gelächter.

In der Pause heißt es aber nicht nur singen. Die Besucher bedienen sich an den drei Kuchenblechen, die Norderstedter Bäckereien gespendet hatten. Es geht munter zu, das Foyer des Kinos ist fast zu klein für die Menschenmasse, die sich auf einmal aus dem größten Saal des Kinos ergießt. Viel Zeit zum Durchschnaufen bleibt den Besuchern aber nicht. "Kanons im Kino - ein absolutes Novum", sagt Nehmiz begeistert und animiert seine Sänger sogleich wieder mit ausladenden Gesten und enormem Elan. "Wer nicht singen kann, der summt" heißt nicht nur das nächste Lied. Nehmiz und der neu formierte Seniorenchor nehmen den Titel wörtlich. "Sie glauben ja gar nicht, wie schön das hier vorne klingt", ruft der musikalische Leiter, um sich kurz darauf über die Akustik im Kinosaal zu beschweren. Die sei wie "bei Hempels unterm Sofa".

Nachdem das letzte Lied gesungen ist, fällen Brigitta Liesener, Helga Heidorn, die auch sonst in ihrer Freizeit im Chor singen, und Peter Schulz ein eindeutiges Urteil: "Uns hat es sehr gut gefallen", sagen sie, "sowohl der Film als auch das Singen waren sehr interessant". Freuen wird das vor allem Reinhard Zahn. Der Seniorenbeirat möchte das Kinoprogramm für Ältere gern etablieren und regelmäßig anbieten.