“Die Diven sind unter uns“: Entstanden in einer Barmbeker Küche, singt der DamenLikörChor am Muttertag beim Kabarettfestival.

St.-Pauli-Theater. Wenn die Kittel fallen, stehen Hausfrauen schon mal nackt da. "Wir hatten noch nie solch eine großen Applaus", erinnert sich Jutta Jahnke lachend an einen Vorfall jüngst in "Santa Fu". Jahnke und ihre Mitstreiterinnen kamen jedoch weder zum Befriedigen von Männerfantasien noch zum Putzen in die Justizvollzugsanstalt Fuhlsbüttel - sie traten auch dort als Sängerinnen auf.

Seit gut 13 Jahren existiert der Hamburger DamenLikörChor bereits. Der Auftritt in 50er-Jahre-Kitteln hat sich zu einem Ritual entwickelt: Darunter indes kommen alsbald figurumschmeichelnde Kleider zum Vorschein, die mit der Musik nicht nur "Knackis", sondern schon Kollegen, Kinder und zahlreiche Familien beglückt haben. Dabei ist der DamenLikörChor eine echte Schnapsidee: Während ihre Männer Autos frisierten, trafen sich einige Frauen in einer Barmbeker Küche zum Kaffeeklatsch, tranken ein paar Likörchen und fingen an zu trällern.

+++Kabarettistische Aufklärung über den kleinen Unterschied+++

Neben Jutta Jahnke, damals wie heute vor allem als Künstleragentin für ihre Schwester Gerburg und weitere Kabarettisten bekannt, saßen auch Ruth Toma und Andrea Bongers mit am Tisch. Drehbuchautorin die eine, Schauspielerin die andere. "Die beiden schreiben alle Texte", erklärt Jutta Jahnke. Das Repertoire ist wie die Zahl der Mitglieder und die Reputation gewachsen. Der bis zu 40 Frauen starke Chor gewann 2009 beim NDR-Wettbewerb "Hamburg singt" und ist heute vor allem für Medleys aus Pop, Musical und Klassik gerühmt. Lieder wie "Barmbek" (nach Sinatras "New York, New York") erfreuen sich lokaler Popularität.

"Sie scannt dich, wenn du reinkommst. Und du fühlst dich klein und dick. Das schaffen Eppendorfer Tussen mit 'nem Blick", heißt es ironisch im "Zicken"-Song. Das neue Lied "Was geht?" speist sich aus Erfahrungen der Frauen, die vor Klubs auf dem Kiez mit der Begründung "Geschlossene Gesellschaft" leider öfter draußen bleiben mussten. "Wir sind ja tendenziell eher um die 40 als um die 30", sagt Jutta Jahnke mit vielsagendem Lächeln.

+++Hamburger Kabarettfestival mit den Stars der ersten Stunde+++

Dass der DamenLikörChor ob solcher Themen beim Kabarettfestival im St.-Pauli-Theater das weibliche Element vertritt, liegt nahe. Diesmal am Muttertag als Premiere und mit prominenter Verstärkung: Schauspielerin Gilla Cremer, auch eine Sängerin der ersten Stunde, schlüpft in die Rolle der Hilde Knef, ihre Kollegin Marion Martienzen noch mal in die der Judy Garland ("Somewhere Over The Rainbow").

Einen Zickenkrieg vermeiden helfen soll beim Programm "Die Diven sind unter uns" der neue Chorleiter Dietmar Loeffler. Der 50-Jährige hat in den Kammerspielen auch die Liederabende "Männerbeschaffungsmaßnahmen" und "Pasta e Basta" inszeniert. Loeffler ersetzt den vielbeschäftigten Christian Willner, besser bekannt als Valentin Willnowsky im Comedy-Duo Emmi und Willnowsky. "Er hat in fünf Jahren aus dem Chor das gemacht, was er ist", sagt Jutta Jahnke. Auch das, wofür das Ensemble heute steht: Stringenz, Disziplin und Leidenschaft.

Nachdem die Damen am 7. Juni im Polittbüro ihr ganz eigenes Vorspiel zur nahenden EM geliefert haben, sind sie im Oktober sogar ins Hamburger Rathaus geladen: Der DamenLikörChor soll bei einem Senatsempfang singen. Fragt sich nur, ob die Frauen in Kitteln ins Rathaus kommen ...

DamenLikörChor: "Die Diven sind unter uns" So 13.5., 20.00, St.-Pauli-Theater (S Reeperbahn), Spielbudenplatz 29/30, Karten ab 15,80 unter T. 47 11 06 66; "Von Titten, Lust und Fußballfreuden" Do 7.6., 20.00, Polittbüro (U/S Hbf.), Steindamm 45, Karten zu 15,-/erm. 10,- unter T. 28 05 54 67