Stellvertretender Bürgermeister soll Frau belästigt haben. FDP fordert Rücktritt. Dose bestreitet die Vorwürfe und spricht von Verleumdung.

Ellerau. Er ist in Ellerau bekannt wie der sprichwörtliche bunte Hund. Er investiert viel Zeit und Kraft, um "sein Dorf" lebenswerter zu gestalten. Doch nun sieht sich Joachim Dose mit einem Vorwurf konfrontiert, der Folgen haben könnte: Der langjährige Kommunalpolitiker, Gemeindevertreter, Kreistagsabgeordnete, Vorsitzende des Vereins "Wir für Ellerau" und stellvertretende Bürgermeister von Ellerau soll in der Bäckerei Drave eine Frau belästigt und deswegen Hausverbot haben.

Hans Bihl (FDP) hatte den Vorgang im Gemeinderat öffentlich gemacht und den Rücktritt Doses vom Amt des stellvertretenden Bürgermeisters gefordert. "Eine solch herausragende Position hat Vorbildcharakter und erfordert angemessenes Verhalten", sagte der Liberale. Um das Amt und den Ruf der Gemeinde nicht zu beschädigen, sei ein Rücktritt die einzig mögliche Konsequenz. Er habe den Stein ins Rollen gebracht, da das Hausverbot ohnehin unter den Bürgern der Gemeinde kursiere. Er habe gehört, dass Dose eine Kundin belästigt haben soll.

Dose wies diesen Vorwurf sofort scharf zurück: "Ich habe niemanden belästigt", sagte der 65-Jährige. Es stimme, dass er Hausverbot habe: "Es gab Differenzen zwischen einer Verkäuferin und mir", sagte der Politiker. Er akzeptiere das Hausverbot. Die Behauptung, er habe eine Frau belästigt, sei eine Verleumdung, gegen die er juristisch vorgehen wolle. Er habe einen Anwalt eingeschaltet, weil ihm weder die Verkäuferin noch der Inhaber der Bäckerei in Ellerau sagen wolle, wer ihn beschuldigt. Ob Dose aber tatsächlich den Rechtsweg beschreitet, scheint inzwischen mindestens zweifelhaft. Wenn sich Inhaber und Verkäuferin nicht mehr erinnern könnten, gehe ein Rechtsstreit aus wie das Hornberger Schießen. "Was aber bleibt ist, mein beschädigter Ruf", sagt Dose.

+++ "Wir für Ellerau": Immer im Einsatz für das Dorf +++

Heinz-Horst Meyer, Geschäftsführer der Bäckereikette, bestätigte das Hausverbot, wollte aber darüber hinaus keinen Kommentar abgeben: "Nur so viel: Eine Kundin hat er nicht belästigt." Dose müsse selbst über sein Verhalten nachdenken. "Es ist ja unbestritten, dass er viel Gutes für die Gemeinde getan hat und tut. Das darf aber nicht dazu führen, dass er sich wie der König von Ellerau verhält", sagt Bihl. "Er denkt wohl, er ist der Größte im Stall", ergänzt Karl-Maria Kwoll von der gleichnamigen Bäckerei in Ellerau. Auch er ist nicht gut auf Dose zu sprechen. Im Herbst 2010 habe der Kommunalpolitiker sein Auto quer zu den Parkplätzen so vor der Bäckerei abgestellt, dass alle Stellplätze blockiert gewesen seien. "Nicht unsere Kunden waren betroffen, sondern auch alle, die beim Hähnchenmann kaufen wollten", sagte Kwoll. Nach zweieinhalb Stunden habe er einen Streifenwagen gestoppt. Dose kam zurück und habe die Polizisten "unflätig beschimpft", sodass die ihm ein Platzverbot erteilt hätten. "Wenn er sich entschuldigt hätte, wäre alles in Ordnung gewesen. Hat er aber nicht", sagt der Bäckermeister.

Die Politiker der anderen Parteien bewerten den Vorgang zurückhaltend: Es handele sich bisher um Gerüchte. Die muss er jetzt selbst aufklären, und dann müssen wir entscheiden, was wir machen", sagt SPD-Fraktionschef Heinrich Reising. Kollege Wolfgang Dutsch von Aktives Ellerau sieht keinen Handlungsbedarf und kritisiert Bihl: "Das in der Form öffentlich zu machen, war nicht die feine englische Art. Das hätte man auch diskreter machen können." CDU-Fraktionschef Rüdiger Schulz verweist auf Doses ganz spezielle, wenig zurückhaltende Art, Leute zu begrüßen. "Wenn da was dran ist, muss er zurücktreten", sagt Schulz. Bihl kündigt an: Wenn Dose am Amt festhält, werde die FDP während der nächsten Sitzung des Gemeinderates einen Antrag auf Abberufung stellen.