Landeskriminalamt nimmt sechs Aktenordner mit. Henstedt-Ulzburger Politiker stellt Betrugsanzeige

Kreis Segeberg. Die Ermittlungen gegen Torsten Thormählen und Klaus Lange gehen weiter. Zwei Mitarbeiter des Landeskriminalamtes waren gestern Vormittag im Ellerauer Rathaus, um weitere Unterlagen zu holen, weil bei der Auswertung der bisher beschlagnahmten Akten mit Buchungs- und sonstigen Unterlagen aus dem Bestand der Kommunalbetriebe Ellerau Lücken aufgetaucht waren. Mit sechs Aktenordnern, verstaut in einem Karton, fuhren die Ermittler anschließend wieder nach Kiel. In den Ordnern waren Buchungsunterlagen der vergangenen drei Jahre abgeheftet.

Mitarbeiter der Kriminalpolizei waren gestern zwar im Rathaus am Berliner Damm, der ehemalige Prokurist der Kommunalbetriebe und Leiter der Ellerauer Stabsstelle im Rathaus erschien jedoch nicht zum Dienst: Bis einschließlich Dienstag, 21. Februar, war Klaus Lange, gegen den Staatsanwaltschaft und Kriminalpolizei ermitteln, krankgeschrieben. Elleraus ehrenamtlicher Bürgermeister Eckart Urban hat von der Stadt Norderstedt, unter deren Verwaltung Ellerau steht, nichts über den Mitarbeiter gehört. Siegried Becker, Leiterin des Hauptamtes im Norderstedter Rathaus, hält sich mit Angaben über Klaus Lange bedeckt. "Er ist nicht im Dienst", teilte sie gestern mit. Als städtischer Angestellter unterliege er dem Arbeitsrecht, nicht aber dem Disziplinarrecht. "Wir werden arbeitsrechtlich tätig", sagte Siegried Becker.

Im Henstedt-Ulzburger Rathaus ist inzwischen der Alltag eingekehrt - ohne Bürgermeister Torsten Thormählen, gegen den unter anderem wegen der gemeinschaftlichen und gewerbsmäßigen Untreue in besonders schweren Fällen ermittelt wird. Weil er auf Anraten der Landrätin einen dreiwöchigen Urlaub angetreten hat, nahm während der Gemeinderatssitzung sein Stellvertreter Wilhelm Dahmen (WHU) den Platz neben Bürgervorsteher Carsten Schäfer ein. Schäfer warnte die Kommunalpolitiker und Zuhörer im Ratssaal vor einer Vorverurteilung: " Die Vorwürfe sind schwerwiegend. Aber: Wir alle sind gut beraten, Herrn Thormählen nicht vorzuverurteilen, sondern ihn als unschuldig anzusehen." Diese Aussage hinderte einen Besucher auf der Tribüne des Ratssaales nicht, schon mal anzufragen, wer denn die entstehenden Kosten für die Neuwahl eines Bürgermeisters bezahlen müsse. Wilhelm Dahmen wies in seiner Antwort ebenfalls auf die Unschuldsvermutung hin. Darüber habe sich noch niemand Gedanken gemacht, aber "zu gegebener Zeit" werde sich der Hauptausschuss bei Bedarf damit beschäftigen.

Gestern wurde bekannt, dass gegen Torsten Thormählen bereits seit der vergangenen Woche auch eine Betrugsanzeige aus Henstedt-Ulzburg bei der Staatsanwaltschaft vorliegt. Die hat der FDP-Fraktionsvorsitzende Klaus-Peter Eberhard erstattet, weil er nach eigenen Angaben davon ausgeht, dass der Bürgermeister seine Einkünfte unvollständig angegeben hat.

Mit Verweis auf das Beamtengesetz, meint Eberhard, dass alle Einkünfte, die über einen bestimmten Betrag hinausgehen, der Gemeinde Henstedt-Ulzburg zustehen würden. Diese Summe hätte der Bürgermeister an die Gemeinde abführen müssen. "In diese Richtung müsste auch die Stadt Norderstedt aktiv werden, bei der Thormählen als Stadtrat tätig war."