Der Streit mit Naturschützern verhindert seit fünf Jahren die Fördergenehmigung. Im Frühjahr 2011 soll es zu einer Einigung kommen.

Winsen. Seit fünf Jahren wartet Hamburg Wasser auf eine Entscheidung: Darf das städtische Versorgungsunternehmen in der Lüneburger Heide weiterhin Grundwasser fördern? Nun geht es möglicherweise endlich auf die Zielgerade. Michael Beckereit, der Sprecher der Geschäftsführung von Hamburg Wasser, sagte dem Abendblatt: "Ich hoffe, dass der Bescheid im nächsten Frühjahr da sein wird." 16,6 Millionen Kubikmeter im Jahr will das Unternehmen in der Nordheide fördern und hat das ordnungsgemäß bei der Verwaltung des Landkreises Harburg in Winsen beantragt.

Seitdem gibt es Nachforderungen der Genehmigungsbehörde, Proteste von Naturschützern, Bedingungen der Politiker - aber keinen Bewilligungsbescheid. Hamburg fördert seit der Antragstellung Wasser - mit einer vorläufigen Genehmigung für jährlich gut 15 Millionen Kubikmeter. "Rein von der Wassermenge her ist es kein Problem, dass wir momentan auf diese Menge beschränkt sind", sagt Beckereit. "Aber es macht keine Freude, jeden zweiten Tag eine Negativmeldung über unser Unternehmen lesen zu müssen."

"Kampf ums Heidewasser", "Angst vor der Lüneburger Wüste": Solche und ähnliche Schlagzeilen begleiten seit Jahren den Antrag von Hamburg Wasser. Naturschützer sammeln vermeintliche Belege, dass durch die Grundwasserentnahme Heideflüsse wie die Este und die ihr zufließenden Bäche trockenfallen könnten. Auch Rissbildungen in Gebäuden werden der Wasserförderung angelastet. Befeuert wird die Kritik noch dadurch, dass Hamburg seinerseits Wasser in Norddeutschland weiterverkauft.

Die CDU/FDP-Mehrheit im niedersächsischen Landtag hat unlängst gefordert, dass die beiden Länder einen Staatsvertrag zu diesem Thema aushandeln sollten. Bedingungen: Die Förderung müsse auf maximal zehn Jahre beschränkt bleiben, die Fördermengen müssten verringert werden, und Hamburg Wasser müsse einen "angemessenen finanziellen Ausgleich" zahlen. Michael Beckereit reagiert auf solche Forderungen leicht gereizt: "Ich wundere mich gelegentlich schon darüber, was dort alles verlangt wird. Man sollte sich doch an die gesetzlichen Regelungen halten."

Hamburg Wasser zahle derzeit für das Wasser aus der Heide exakt den Preis, der auch anderen Grundwassernutzern abverlangt werde. Einen höheren Preis von einem Hamburger Unternehmen zu verlangen wäre rechtlich zumindest bedenklich, meint auch der Hamburger Umwelt-Staatsrat Christian Maaß (GAL). "Wenn wir mehr bezahlen sollen, müssen wir uns damit abfinden. Aber es muss dann schon gleiches Recht für alle gelten", sagte er dem Abendblatt. "Die Wasserfrage sollte nicht zu einer dauerhaften Belastung der Zusammenarbeit zwischen Niedersachsen und Hamburg führen", mahnt Christian Maaß.

Verzichten kann Hamburg auf das Wasser aus den Reservoirs unter der Heide nicht. "Die Ballungsräume können sich nicht selbst versorgen, die Stadtfläche reicht als Fördergebiet nicht aus", sagt Maaß. Rund 200 Millionen Kubikmeter Wasser fördert das Unternehmen im Jahr, der Heideanteil macht 13 Prozent aus. Mit einem Bescheid der Kreisverwaltung in Winsen könnte das Unternehmen besser planen. Wenn er 2011 kommt, wären seit Antragstellung sechs Jahre vergangen. "Normalerweise ist so ein Verfahren in zwei Jahren durch", sagt Beckereit.