Rettung trotz Investorenausstiegs ist in Sicht. Lübecker sammeln Unterschriften für den Airport-Erhalt. Politiker signalisieren Zustimmung.

Hamburg/Lübeck. Für den Erhalt des Lübecker Flughafens zeichnet sich ein Bürgerentscheid ab. Innerhalb von vier Wochen seien bereits 25.000 bis 30.000 Unterschriften gesammelt worden, bestätigte der CDU-Fraktionschef in der Hansestadt, Andreas Zander, einen Bericht der "Lübecker Nachrichten". Zander rechnet damit, dass nach Auswertung der Listen die erforderlichen rund 17 500 gültigen Unterschriften zusammenkommen. Dann könnte es frühestens im April einen Bürgerentscheid über den Flughafen Blankensee geben, der von vielen Reisenden aus Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern genutzt wird. Das von CDU, FDP und den "Bürgern für Lübeck" initiierte Bürgerbegehren läuft bis zum Donnerstag.

Ende November hatte die Lübecker Bürgerschaft mit einer rot-rot-grünen Mehrheit beschlossen, den Flughafen abzuwickeln, wenn bis Ende Februar kein privater Investor bereit ist, ihn mit allen Risiken zu übernehmen.

Dagegen plädierte SPD-Bürgermeister Bernd Saxe dafür, dass Lübeck den Airport zunächst selbst ausbaut und betreibt. 2009 war der neuseeländische Mehrheitsgesellschafter Infratil aus Blankensee ausgestiegen.

In einem Bürgerentscheid wären die Lübecker wie bei einer Kommunalwahl dazu aufgerufen, über den Erhalt von Blankensee abzustimmen. Es geht um die Frage, ob die Hansestadt den Flughafen für vier Millionen Euro in Eigenregie ausbauen und bis einschließlich 2012 weiterführen soll.

Er hoffe aber, dass es gar nicht erst zu einem Entscheid kommen müsse, sagte FDP-Fraktionschef Thomas Schalies. Vielmehr soll die Bürgerschaft in ihrer Sitzung Ende Januar der Forderung der Bürger schon im Vorwege nachkommen. Einen entsprechenden Antrag habe die FDP eingereicht, so Schalies. Der CDU-Politiker Zander betonte jedoch: "Ich hätte aber auch keine Angst, in einen Bürgerentscheid zu gehen." Die SPD, deren Stimmen in der Bürgerschaft für den FDP-Antrag notwendig wären, signalisierte indes Kompromissbereitschaft. "Wir werden die Unterschriftenaktion nicht ignorieren", sagte der Fraktionsvorsitzende Peter Reinhardt den "Lübecker Nachrichten".

Für den Erhalt des Regionalflughafens, an den 160 Arbeitsplätze gekoppelt sind, hatten sich auch die Lübecker Kaufleute und Verbandschefs eingesetzt. Vertreter unter anderem von Handels- und Handwerkskammer, von der Gaststättenvereinigung Dehoga und des Lübecker Verkehrsvereins gingen zuletzt in die Fußgängerzonen auf Stimmenfang für das Bürgerbegehren - wohl erfolgreich, wie sich nun zeigt. Das Aus des Flughafens wollte in Lübeck sowieso niemand - auch nicht der auf der Suche nach Investoren sondierende Bürgermeister Saxe, der Anfang Dezember im Kieler Landtag um Unterstützung warb. Den Wunsch, das Land möge sich an den Betriebskosten beteiligen, bekam er freilich nicht erfüllt. Die Causa bleibt ein Lübecker Problem. Und die Investorensuche ein schwieriges Unterfangen in Zeiten der Krise.

Für die Stadt hat der Flughafen große Bedeutung. Auch weil zehn Prozent der Übernachtungen in der Stadt von Fluggästen gebucht werden. Saxe verweist stets auf das Potenzial des Airports: Der Flughafen sei ein idealer Partner für Billigfluglinien, die Nähe zu Hamburg sei ein wichtiger Faktor, Fuhlsbüttel verfolge mit den großen Airlines ein anderes Geschäftsmodell. Die Passagierzahlen seien mit über 30 Prozent gegenüber 2008 gegen den Trend gewachsen. Derzeit fertigt der Flughafen zwischen 700 000 und 800 000 Passagiere pro Jahr ab.

Angeblich planen die Billig-Fluglinien Ryanair und Wizz Air noch mehr Flugverbindungen nach und von Lübeck. Saxe geht davon aus, dass der Flughafen bald in die Gewinnzone vorstößt, bis zu 1,8 Millionen Fluggäste per anno seien im Bereich des Möglichen.

Erfolg können Bürgermeister und Stadt derzeit gut gebrauchen: Erst kürzlich platzte der Traum von der Lübecker Hafencity. Die sollte auf einer Halbinsel in der Trave vor der Altstadt entstehen. Doch dann stieg der isländische Investor DCP aus, der Inselstaat ist von der Wirtschaftskrise bekanntermaßen besonders hart getroffen. Das mit 500 Millionen Euro verschuldete Lübeck sucht nun auch dort nach einer Alternative.