Der Norden gehört inzwischen zur kulinarischen Spitzenklasse - weil Starköche frischen Wind in die Küche bringen.

Timmendorfer Strand. Wenn die Badegäste alle abgereist sind, der Wind wieder scharf über das platte Land pfeift und die Saison in Schleswig-Holstein ausplätschert, kehrt Ruhe ein im Land. Doch weil Touristiker nichts so sehr fürchten wie die Nebensaison, sollen die Sterne in den kommenden Monaten umso heller strahlen - die Michelin-Sterne.

Vom einfachen Agrarland hat sich das Land zwischen Ost- und Nordsee zur kulinarischen Bundesliga hochgekocht. Die Gastronomie hat längst wesentlich mehr anzubieten als Fischbrötchen, Matjes mit Bratkartoffeln oder Eintopf. "Dazu hat das Schleswig-Holstein Gourmet-Festival ganz wesentlich beigetragen", sagt Klaus-Peter Willhöft, Präsident des Festivals, das in die 23. Saison gestartet ist.

Von sieben Michelin-Sternen in den Anfängen 1987 steigerte sich Schleswig-Holstein auf inzwischen etwa 50 Restaurants mit den begehrten Auszeichnungen. Zwölf Betriebe im Kreis Schleswig/Flensburg, die seinerzeit beim Schleswig-Holstein Musik Festival die Gäste auf dem Land beköstigten, hatten sich 1987 zur Kooperation Gastliches Wikingland e. V. zusammengetan. Ursprünglich als Saisonverlängerung gedacht und um dem kulinarischen Leben zwischen Ahrensburg und Sylt frischen Wind einzuhauchen, hat das Gourmet-Festival längst ein festes Publikum.

Das Prinzip: Spitzenköche aus dem gesamten Bundesgebiet kommen in den Norden in die 15 Mitgliedshäuser, die am Festival teilnehmen, und tischen zusammen mit den Lokalmatadoren ein Fünf-Gänge-Menü auf. "Wir verstehen das als Mitarbeiterfortbildung. Der Gastkoch wohnt hier bei uns und produziert das Menü mit unserer Truppe", sagt Ulrike Carstensen, die vor den Toren Hamburgs in Ellerbek den 1900 erbauten Gasthof Heinsen's betreibt. Am 8. und9. November kocht dort Achim Schwekendiek vom Schlosshotel Münchhausen mit Küchenchef Stefan Berndt und dessen Crew. "Für die Gäste ist so ein Abend ein absoluter Höhepunkt", so die Erfahrung von Carstensen. Das bestätigt auch André Schneider, Küchenchef des Strandhotels Glücksburg, das gerade der Kooperation beigetreten ist und sich erstmals am Festival beteiligt. Auch für die eigene Crew seien es besondere Tage, wenn man einem Großen der Zunft über die Schulter gucken könne, sagt Schneider.

In diesem Jahr stehen vor allem auch dänische Feinschmecker im Blickpunkt: "29 Prozent der schleswig-holsteinischen Touristen sind Dänen. Und die gehen gern gut essen", weiß Willhöft. Damit passen sie gut in das schleswig-holsteinische Tourismuskonzept, das als Zielgruppe die "anspruchsvollen Genießer" im Blick hat. "Die Angebote in der Gastronomie sind ein ganz wichtiger Beitrag für die Entwicklung des Tourismus", betont Volker Popp, Vorsitzender des Tourismus-Verbandes Schleswig-Holstein.