Das Kultusministerin hält die Unterrichtsversorgung für gesichert. Niedersächsische Schulen sind auf die Schweinegrippe vorbereitet.

Hannover. In Niedersachsen beginnt heute das neue Schuljahr. Kultusministerin Elisabeth Heister-Neumann (CDU) präsentierte das zu diesem Termin übliche Bündel an Zahlen über Schüler- und Lehrerzahlen und die Botschaft: "Die Unterrichtsversorgung ist gesichert."



Genauso wichtig aber war ihr mit Blick auf die in Niedersachsen besonders stark grassierende Schweinegrippe eine andere Feststellung: "Wir müssen wachsam sein, aber es besteht kein Grund zur Panik."


Bereits in der vergangenen Woche haben die 3500 Schulen und 4000 Kindertagesstätten umfangreiche Post aus Hannover bekommen. Informationsmaterial, Begleitbriefe für erkrankte Kinder, Beratungs- und Informationsangebote. Dass Schulen und Kitas "eine bedeutende Rolle spielen für die Weiterverbreitung der Virusgrippe", davon geht die Landesregierung aus. Heister-Neumann aber erinnerte auch daran, dass Schulen und Kitas sich im Umgang mit meldepflichtigen Krankheiten auskennen. "Völlig überzogen" nennt das zuständige Sozialministerium die Diskussion über die Alternative, die Schulen komplett zu schließen. Das sei "eher panikfördernd" und entspreche nicht der gegenwärtigen Situation.


Auch in Hamburg, wo die Schule am 27. August wieder beginnt, ist bislang nicht geplant, die Ferien wegen der Schweinegrippe auszudehnen. "Wir stimmen das Vorgehen zum Infektionsschutz mit der Schulbehörde ab", sagt Jasmin Eisenhut, Sprecherin der Gesundheitsbehörde.


Aber nicht nur Schweinegrippe ist ein Thema. Vorsichtige Entwarnung gab gestern auch die Kultusministerin mit Blick auf die Schulen: Mit einer ganzen Reihe von Maßnahmen sei es gelungen, die Unterrichtsversorgung stabil bei etwa 95,5 Prozent zu halten. Die Schülerzahl ging leicht zurück um 1,3 Prozent auf jetzt noch 941 000 Kinder und Jugendliche an den allgemeinbildenden Schulen. 500 zusätzliche Stellen für Lehrer und weitere Referendariatsplätze wurden geschaffen, und es ist auch gelungen, Nachwuchslehrer für die rund 1700 Stellen zu gewinnen, die durch Pensionierung frei werden. Haken dabei: Über 600 dieser neuen Lehrer stecken noch im Examen, kommen erst im Herbst nach und nach an die Schulen. Bis dahin muss improvisiert werden - inklusive Stundenausfall. Zum Stichtag 1. November arbeiten dann 86 000 Lehrer an Niedersachsens Schulen, die höchste Zahl in der Geschichte des Landes.


Manche von ihnen unterrichten aber mehr, als ihnen lieb ist: Streng wie nie zuvor wurden die Anträge von 10 000 Lehrern auf Teilzeit geprüft. Vor allem Pädagogen in Mangelfächern mussten erleben, dass der Dienstherr um jede Stunde feilschte.


Hintergrund: Der Wettbewerb zwischen den Ländern um die jungen Lehrer wird wegen der weiter steigenden Pensionierungszahlen immer härter, Niedersachsen zahlt zudem schlechter als andere Länder. Weswegen die CDU-FDP-Landesregierung zwar auf eine stabile Unterrichtsversorgung verweisen kann, aber das Problem der Mangelfächer nicht hat lindern können. An Gymnasien werden händeringend Naturwissenschaftler, Latein- und Spanisch-Lehrer gesucht, an den Realschulen gibt es zu wenig Französisch- Lehrer, an Haupt und Realschulen ist zudem das Fach Physik ein Engpass. Hinzu kommt, dass nicht jeder Bewerber bereit ist, in jeder Region zu arbeiten. Eingestellt wurden deshalb auch 158 Quereinsteiger für die Naturwissenschaften, doppelt so viele wie im Vorjahr.


Dass sie den Lehrern auch wegen des 2011 anstehenden doppelten Abiturjahrgangs viel zumutet, ist der Ministerin klar. Sie lobte die Pädagogen gestern ausdrücklich für ihre engagierte Arbeit und versprach für die Zeit ab 2011 spürbare Entlastung: "Darauf haben sie mein Wort."