CDU ist voller Siegeszuversicht - auch FDP und Grüne sind in Hochstimmung. SPD will kämpfen.

Kiel. 46 Prozent würden Ralf Stegner ihre Stimme geben, wenn sie den Ministerpräsidenten direkt wählen könnten - allerdings gilt diese Zahl nur für die SPD-Wähler. Diese erschütternd geringe Akzeptanz im eigenen Lager hat die aktuelle Psephos-Umfrage im Auftrag des Hamburger Abendblatts ergeben. Wie schlecht dieser Wert ist, wird deutlich, wenn man das CDU-Lager betrachtet. Dort würden 87 Prozent für Carstensen votieren. Während der streitbare Kopf-Mensch Stegner also selbst bei den SPD-Stammwählern nicht mal jeden Zweiten überzeugen kann, hat der Bauch-Mensch Carstensen quer durch alle Bevölkerungsschichten die Nase deutlich vorn: bei Männern (49 zu neun Prozent) wie bei Frauen (39 zu 15); bei den 18- bis 34-Jährigen (41 zu 15) ebenso wie bei den über 65-Jährigen (49 zu zehn). Besonders erschreckend für die SPD ist, dass nur acht Prozent aller Erwerbstätigen sich für Stegner entscheiden würden, aber 49 Prozent für Carstensen. Bei den Nicht-Erwerbstätigen, also Studenten, Rentnern, Arbeitslosen und Hausfrauen, sieht es mit 37 Prozent (Carstensen) zu 18 (Stegner) etwas besser für den Sozialdemokraten aus.

Die Partei ist zwar nicht ganz so abgestürzt wie ihr Spitzenmann, die Sonntagsfrage kann den Genossen aber kaum Hoffnung für die Wahlen machen. Mit 25 Prozent würden sie im Vergleich zur Landtagswahl 2005 fast 14 Prozentpunkte verlieren. Die CDU bliebe dagegen stabil und liegt mit 39 Prozent nur 1,2 Punkte unter ihrem Landtagswahl-Ergebnis.

Deutlich gewinnen würden auch die FDP, die ihren Stimmenanteil mit 14 Prozent (2005: 6,6 Prozent) mehr als verdoppeln würde. Kräftig zulegen könnten auch die Grünen, die sich von 6,2 auf elf Prozent verbessern würden. Der SSW mit vier Prozent (plus 0,4 Punkte) und die Linke mit vier Prozent (plus 3,2 Punkte) runden das Bild ab, nach dem vor allem die kleinen Parteien von einer Großen Koalition profitieren können.

Die Laune ist aber auch bei CDU-Landeschef Peter Harry Carstensen bestens:

"Ich freue mich über die Ergebnisse." Die CDU sei bei der Sonntagsfrage stabil. Mit dem Ergebnis des Direktvergleichs zu Stegner war Carstensen (44 zu 19 Prozent) nicht ganz zufrieden. Der Abstand zu Stegner sei aber "sehr befriedigend".

Stegner selbst sagte: "Umfragen sind das eine, das Ergebnis am Wahlabend das andere." Die SPD werde deutlich machen, "wer für den Koalitionsbruch, den Pannenmeiler Krümmel und den Bonus-Skandal bei der HSH Nordbank die Verantwortung trägt."

FDP-Fraktionschef Wolfgang Kubicki frohlockte indes: "Wir haben eine sehr gute Stimmung für die FDP und werden das am 27. September in Stimmen umsetzen." Ähnlich äußerte sich Grünen-Fraktionschef Karl-Martin Hentschel: Das Ergebnis sei erfreulich. "Wir wollen aber stärker als die FDP werden."

Unterdessen sehen die Wähler angesichts des seit Jahren andauernden Streits die Arbeit der Landesregierung gar nicht mal so negativ. Auf die Frage, welche Schulnote sie der Landesregierung geben würden, ergab sich mit 3,8 ein "knapp ausreichend". Bei einer Umfrage im September 2007 war die Note mit 3,5 nur unwesentlich besser. "Psephos" befragte 672 wahlberechtigte Schleswig-Holsteiner am 16. und 17. Juli. Die repräsentative Umfrage hat eine durchschnittliche Schwankungsbreite von drei Prozentpunkten.