Chemnitz. Anpacken, planen, umsetzen: Chemnitz will nach der Kür zur Europäischen Kulturhauptstadt 2025 nicht lange feiern. Es geht um finanzielle Zusagen und konkrete Strukturen.

Nach der Entscheidung für Chemnitz als Europäische Kulturhauptstadt 2025 will die Stadt in einem ersten Schritt neue Strukturen schaffen. "Wir werden sofort mit der Umsetzung beginnen", sagte Ferenc Csák, Leiter des Kulturhauptstadt-Projekts und des Kulturbetriebs der Stadt Chemnitz. Demnach werde es so schnell wie möglich Gespräche mit Land und Bund zur Finanzierung geben. Der Freistaat hatte für den Siegfall 20 Millionen Euro bis 2025 zugesagt.

Darüber hinaus werde man bis spätestens im zweiten Quartal kommenden Jahres eine Kultur-GmbH gründen. Bislang agierte das Bewerbungsteam in einem Kulturhauptstadtbüro als Teil der Chemnitzer Stadtverwaltung. Bis zum Herbst 2021 soll das dann bestehende Team zu 100 Prozent arbeitsfähig sein, so Csák.

Der Titel zeige, dass sich Chemnitz nicht länger verstecken müsse. Es sei ein Geschenk, aus dem Schatten ins Licht zu treten, sagte Sven Schulze. Der amtierende Chemnitzer Finanzbürgermeister wird im November neuer Oberbürgermeister der Stadt, er folgt auf Barbara Ludwig (SPD), die die Kulturhauptstadt-Bewerbung maßgeblich initiiert hatte. Sie war nach 14 Jahren nicht mehr zur Wahl angetreten und hat an diesem Donnerstag offiziell ihren letzten Arbeitstag.

Die europäische Auswahljury hatte am Mittwoch eine Empfehlung für Chemnitz verkündet. Die Jury-Vorsitzende Sylvia Amann forderte Chemnitz auf, Kunst und Kultur in den Mittelpunkt zu stellen und als Teil der Lösung der aktuellen Probleme zu verstehen. "Europa braucht jetzt mehr denn je ein Klima der Offenheit und der Solidarität."

Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) hatte Chemnitz umgehend breite Unterstützung zugesichert. "Chemnitz 2025" habe das Potenzial, ein starker Impulsgeber für viele weitere Orte in Europa zu sein, sagte der Regierungschef nach der Verkündung: "Denn Chemnitz steht auch dafür, wie wichtig es ist, die Gefahr von Spaltungen zu überwinden und aktiv für unsere europäischen Werte und für den gesellschaftlichen Zusammenhalt einzutreten."

Vor allem im Sommer 2018 war dieser Zusammenhalt in Chemnitz gefragt: Nach einer tödlichen Messerattacke auf einen jungen Mann, für die Flüchtlinge verantwortlich gemacht wurden und für die später ein junger Syrer eine lange Haftstrafe erhielt, kam es tagelang zu Ausschreitungen von Rechtsextremen. Die gesamte Stadt geriet unter Verdacht als braune Hochburg. Der Kulturhauptstadt-Titel sei auch wichtig, um zu zeigen, dass Chemnitz viel mehr sei als diese Bilder von vor zwei Jahren, betonte Rathaus-Chefin Ludwig.