Valetta/Oldenburg. Ein Jugendlicher aus Niedersachsen stirbt unter mysteriösen Umständen auf Malta. Bei der Obduktion stellen Ärzte fest: Organe fehlen.

  • Ein Jugendlicher aus Niedersachsen stirbt unter mysteriösen Umständen auf Malta
  • Bei der Obduktion stellen Ärzte fest: Organe fehlen

Es ist ein rätselhafter Fall: Ein 17-Jähriger aus der niedersächsischen Stadt Oldenburg verschwindet im Juli 2016 im Urlaub auf Malta spurlos. Eine Woche später wird seine Leiche in einer Felsspalte der Dingli-Klippen an der Südküste der Insel entdeckt. Neben ihm ein blaues Fahrrad, das er sich geliehen hatte. Wie genau der Jugendliche ums Leben kam, wurde nie geklärt. Und als seine Leiche zurück nach Deutschland geschickt wird, fehlen Organe.

Die Familie des 17-Jährigen sucht ein Jahr später noch immer nach Antworten. „Vieles ist in Malta schief gelaufen“, sagte der Vater des Jungen, Bernd Mansholt, der Deutschen Presse-Agentur.

Ohne Organe kann Todesursache nicht festgestellt werden

Auch die Staatsanwaltschaft Oldenburg ermittelt noch immer zum Tod des Jugendlichen. Im Rahmen der Obduktion seien zwar keine Hinweise auf ein Fremdverschulden gefunden worden, teilte Staatsanwalt Torben Tölle am Freitag mit. „Allerdings fehlten bei dem nach Deutschland überführten Leichnam eine Vielzahl von Organen“, sagte Tölle. Ohne die Organe sei es nicht möglich, die Todesursache festzustellen.

Nur die linke Niere, das Zwerchfell, die Milz und der Dickdarm sollen sich noch im Körper befunden haben, schreibt „Times of Malta“. Die Ärzte hätten der Familie mitgeteilt, dass die anderen Organe von Tieren zerstört worden seien, das Gehirn hätte sich verflüssigt. Bisse oder Wunden konnten die Mediziner in Deutschland aber nicht feststellen.

In Malta gibt es eigentlich klare Regeln zur Organspende

Einen Organspendeausweis hatte der Jugendliche nach Angaben seines Vaters nicht. Zwar gelten in den EU-Ländern verschiedene Modelle zur Organentnahme, doch auf Malta ist eine Zustimmung nötig. Dort ist ein Toter nicht automatisch Organspender, sondern er selbst muss zu Lebzeiten zugestimmt haben. Liegt keine Zustimmung vor, können die Angehörigen entscheiden, ob Organe entnommen werden dürfen. „Nachgefragt wurde das bei uns aber nicht“, sagte Mansholt.

Nachdem Experten in Malta den Leichnam untersucht hatten, führten Ärzte in Deutschland eine zweite Obduktion durch. Der Obduktionsbericht über die Erstobduktion liegt in Deutschland nicht vor, hieß es von der Staatsanwaltschaft. Schon im November sei ein Auskunftsersuchen nach Malta versandt worden, um das Ergebnis der dortigen Obduktion, Todesermittlungen und den Verbleib der fehlenden Organe in Erfahrung zu bringen. „Eine Antwort auf dieses Ersuchen steht derzeit noch aus“, teilte Staatsanwalt Tölle weiter mit. Die maltesischen Behörden wollten sich offiziell nicht zu dem Fall äußern.

Familie hat Theorie zum Tod des Jungen

Im April ist der Vater zusammen mit seiner Tochter wieder nach Malta gereist, hat bei den Behörden Anzeige wegen illegaler Organentnahme erstattet. Er vermutet keinen organisierten Organhandel dahinter, vielmehr könnten schlampig arbeitende Behörden in Malta Schuld sein. Der Oldenburger hält es für vorstellbar, dass die Organe zu Studienzwecken an der Universität von Malta gelandet sind.

Das Fehlen der Organe ist nicht die einzige Ungereimtheit: Der 17-Jährige war, bevor er starb, auf einem Fahrrad unterwegs, hatte für seinen Ausflug höchstwahrscheinlich einen Rucksack dabei, war zudem ausgerüstet mit einer Gopro-Kamera. „Obwohl eine Polizistin auf Malta mir mehrmals bestätigt hat, dass die Gopro auch an der Leiche gefunden wurde, tauchte sie nie wieder auf“, beschreibt der Vater.

Als Mansholt die persönlichen Dinge seines Sohnes habe abholen wollen, hätte man ihm stattdessen eine andere Digitalkamera überreichen wollen. Diese gehörte seinem Sohn aber nicht.

Die Familie hat eine Theorie zum Tod des Jungen: Es könnte gut sein, dass der abenteuerlustige junge Mann seine Kräfte überschätzt hat und am Ende an einem Hitzschlag starb. Die maltesischen Behörden gingen zunächst davon aus, dass der Jugendliche mit dem Rad abgestürzt war. Doch kein Knochen seines Körpers war gebrochen, er hatte zum Zeitpunkt seines Todes lediglich eine Schürfwunde am Arm. (dpa/jha)