Berlin.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat auch die jüngere Generation in Ost- und Westdeutschland ermuntert, mehr ihre persönlichen Lebensgeschichten miteinander auszutauschen. Heute lebe hierzulande bereits eine ganze Generation, die das geteilte Deutschland und die umstürzenden Ereignisse von 1989 und 1990 nicht mehr aus eigener Erinnerung kenne, sondern nur aus Erzählungen und dem Geschichtsunterricht.

30 Jahre nach dem Mauerfall werde eine ganz neue Diskussion darüber geführt, was ostdeutsch sei, sagte Steinmeier. Für viele, die kurz davor oder danach geboren worden seien, spiele es keine so große Rolle mehr, ob einer aus dem Osten oder dem Westen komme. "Und doch sind auch die Kinder der Friedlichen Revolution geprägt von den Erfahrungen, die ihre Familien, ihre Eltern gemacht haben. Und diese Prägungen unterscheiden sich oft immer noch grundlegend, je nachdem, ob einer im Westen oder im Osten des Landes groß geworden ist."

Zum fünften Gespräch seiner Reihe "geteilte Geschichte(n)" hatte Steinmeier den 1990 in Niedersachsen geborenen Journalisten Paul-Jonas Hildebrandt und die junge Ost-Berliner Unternehmerin Fränzi Kühne eingeladen, die beim Mauerfall 1989 noch ein Kind war. In der Gesprächsrunde zeigte sich unter anderem, dass der Freundeskreis der Ost-Frau Kühne vor allem aus Ostdeutschen und der des West-Mannes Hildebrandt vor allem aus Westdeutschen besteht.

Steinmeier verwies auf eine Studie, nach der sich eine Mehrheit der ostdeutschen Kinder der Friedlichen Revolution auch in erster Linie als Ostdeutsche verstünden. Im Westen spiele das eine geringere Rolle.