Pasewalk/Berlin. Der Süden Vorpommerns war wirtschaftlich lange ein Sorgenkind. Gewerbegebiete blieben leer, junge Menschen wanderten ab. Nun kündigen sich erste Investitionen an. Und junge Firmen, denen Berlin zu teuer wird, schauen sich ebenfalls am Stettiner Haff um.

In Vorpommern stehen mehrere größere Investitionen an. Wie der Geschäftsführer der Förder- und Entwicklungsgesellschaft Vorpommern-Greifswald mbH Ulrich Vetter am Dienstag in Pasewalk sagte, sind nach jahrelangen Bemühungen Ansiedlungen von Firmen in Pasewalk, Ueckermünde, Penkun sowie moderne Wohn- und Freizeitkomplexe an der Peene in Anklam geplant.

Die Region von Wolgast bis zur Uckermark, die - bis auf die Insel Usedom - lange zu den strukturschwächsten in Deutschland gehörte, habe gute Perspektiven durch niedrige Grundstückspreise und ihrer Nähe zu Berlin mit seinen hohen Immobilienpreisen, zu Stettin (Szczecin) mit rund 400 000 Einwohnern und zur Ostsee, meinte Vetter.

Ein großes Problem sei jedoch die Internet-Breitbandversorgung. "Wir können viel versuchen: Günstigen Wohnraum, Krippenplätze, Jagd- und andere Freizeitmöglichkeiten", sagte Dietrich Lehmann vom Unternehmerverband Vorpommern. Doch die Breitbandversorgung sei "ein K.-o.-Kriterium": Ohne 5G werden es schwer, etwas zu entwickeln. In Pasewalk sorgen die Stadtwerke für schnelles Internet. Bund und Land seien da kaum hilfreich, kritisierte Lehmann. Einige Firmen wollen sich nun über einen privaten Anbieter versorgen lassen.

Als Erste will sich eine Industriebaufirma aus Baden-Württemberg im Industriepark Berlin/Szczecin bei Pasewalk ansiedeln. Für das 156 Hektar große Großgewerbegebiet werden seit rund 20 Jahren Investoren gesucht. "Es gibt auch international viel Interesse", sagte Vetter. Doch es dauere, bis es zu Verträgen mit Investoren komme: "Das ist kein Hauruckgeschäft." Arbeitskräfte seien wegen des Lohngefälles zur polnischen Seite in der Region Pasewalk kein Problem.

In Ueckermünde werde für rund 40 Millionen Euro ein Hotelprojekt am Stettiner Haff entstehen. "Die Verhandlungen sind auf der Zielgeraden, der Baustart könnte 2021 sein." Eine Musikfirma aus dem Prenzlauer Berg in Berlin wolle in die Region Löcknitz. In Penkun plane ein Projektentwickler ein touristisches Projekt, das aber in kleinen Teilen umgesetzt werden soll.

Insgesamt seien derzeit Investitionen über etwa 78 Millionen Euro spruchreif, die rund 100 Arbeitsplätze bringen könnten, sagte Vetter. Die Förder- und Entwicklungsgesellschaft, der zuletzt Wolgast, Loitz, Anklam und Strasburg (Uckermark) beigetreten sind, wird unter anderem vom Kreis Vorpommern-Greifswald und zwei Sparkassen getragen.