Schwerin/Bollewick/Rostock. Beim Schiffbau und der Entwicklung ländlicher Regionen können der Nordosten und die Niederlande voneinander lernen. Davon zeigte sich Ministerpräsidentin Schwesig beim Besuch des niederländische Königspaars überzeugt. Nicht ganz überzeugt vom Königspaar war eine Vierjährige.

Am Ende des royalen Besuchs stand der medizinische Rettungsdienst im Fokus: Das niederländische Königspaar hat am Dienstag seine zweitägige Visite in Mecklenburg-Vorpommern auf dem Land beendet und sich dort über Telemedizinversorgung informiert. Anschließend fuhren Willem-Alexander und Máxima nach Potsdam weiter.

In Bollewick an der Mecklenburgischen Seenplatte, der letzten Station der Reise durch Mecklenburg-Vorpommern, hatten zuvor mehr als 100 Menschen das Königspaar winkend und freundlich begrüßt. Gemeinsam mit der Schweriner Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) und Experten sahen sich Willem-Alexander und Máxima hier eine fiktive Unfallsituation mit Telemedizinversorgung an. Die Frau hatte "schwere Beinverletzungen" von einem "Radsturz" und wurde von Rettungssanitätern untersucht, die ihrerseits per Funk und Bildschirm mit einem Arzt in Verbindung standen. Die Frau wurde dann nach ärztlicher Anweisung versorgt. "Das ist ein gutes Beispiel, wie wir die Zehnminutenfrist bei Unfällen einhalten und die Notfallversorgung aufrechterhalten können", sagte Schwesig später.

Überhaupt zog die Regierungschefin ein positives Fazit des zweitägigen Besuchs von Willem-Alexander und Máxima. "Wir haben uns über Schiffbau, Küstenschutz und ländliche Räume ausgetauscht und das wurde von Tagungen begleitet", erläuterte Schwesig. Das vertiefe die Beziehungen zu den Niederlanden, die nach Polen Mecklenburg-Vorpommerns wichtigster Wirtschaftspartner seien.

Ganz konkret konnte da der Bürgermeister von Bollewick Bertold Meyer (parteilos) werden. Auf der Tagung mit rund 100 Teilnehmern, bei der das Königspaar mehrere Projekte zur "Stärkung vitaler ländlicher Räume" besuchten, verabredeten Meyer und Joris Bengevoord, Bürgermeister von Winterswijk in der holländischen Provinz Gelderland, dass solche Netzwerktreffen mit Vereinen aus Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Holland regelmäßig stattfinden sollen. Alle diese Regionen hätten ähnliche Probleme damit, jungen Leuten berufliche Perspektiven, günstiges Wohnen, schnelles Internet und gute Verkehrsanbindungen zu bieten.

Zuvor hatte das Königspaar die MV-Werft in Rostock-Warnemünde besucht. Rund 500 Werftarbeiter standen Spalier und applaudierten freundlich, als die Gäste die riesige Dockhalle betraten. Sie erhielten Einblicke in die Fertigung von Kreuzfahrtschiffen der "Global-Class", die für den chinesischen Markt gedacht sind und bis zu 11 000 Menschen an Bord nehmen können. "Das Königspaar hat sich besonders für unsere Anstrengungen interessiert, mit dem asiatischen Markt zu konkurrieren", berichtete Werftchef Peter Fetten. "Das haben wir uns auf die Fahne geschrieben, und in ein paar Jahren sind wir soweit."

Einer der wichtigsten Schritte hin zur Konkurrenzfähigkeit sei die Automatisierung und Verbesserung vieler Arbeitsschritte. "Dabei sind uns die Holländer so nah vom Denken und Handeln, dass wir möglicherweise noch etwas Neues lernen können", sagte Fetten. Dem diente ein maritimes Symposium von Firmen beider Staaten. Zum Programm zählte auch ein kurzes Gespräch mit dem 21-jährigen Fabian Jux, der über die Besonderheit des dualen Studiums berichtete, das derzeit 30 junge Leute auf der Werft absolvieren.

Regierungschefin Schwesig, die Willem-Alexander und Máxima mit ihrem Mann Stefan in Bollewick verabschiedete, zeigte sich sehr von der herzlichen Art beeindruckt, mit der Bewohner dem Königspaar überall im Nordosten begegnet waren. So wollten in Bollewick etliche Kita-Kinder "unbedingt mal eine Königin sehen." "Sie hat aber keine Krone auf", bemängelte eine Vierjährige. Die Königin trug Hut.

Der Besuchstag sollte am Dienstag in Potsdam zu Ende gehen. Dort war ein Treffen im Einsatzführungskommando der Bundeswehr in der Henning-von-Tresckow-Kaserne geplant. Dazu wurden auch die niederländische Verteidigungsministerin Ank Bijleveld und ihre deutsche Kollegin Ursula von der Leyen (CDU) erwartet.