Beim zweiten Naturpark-Tag in der Lüneburger Heide waren 300 Umweltschützer am Wochenende ehrenamtlich im Einsatz.

Mit Gummistiefeln, Regenjacke und Arbeitshandschuhen machte sich Heike Rieckmann aus Winsen am Sonnabend auf den Weg zur so genannten Zigeunerbrücke zwischen den Ortschaften Ollsen und Nindorf in der benachbarten Samtgemeinde Hanstedt. "Ich hatte in der Zeitung vom Naturpark-Tag in der Lüneburger Heide gelesen", sagt die 47-Jährige. "Im Internet habe ich mir die 24 verschiedenen Aktionen angeschaut. Weil meine elfjährige Tochter Alma gerne etwas am Wasser machen wollte, haben wir uns für die 'Renaturierung der Schmalen Aue' entschieden."

Etwa 300 Naturfreunde aus der Region engagierten sich am Wochenende wie die Rieckmanns aus Winsen für den Erhalt der aus Menschenhand entstandenen Kulturlandschaft im Städtedreieck zwischen Hamburg, Bremen und Hannover. Das etwa 23 400 Hektar große Naturschutzgebiet zwischen Buchholz und Soltau erstreckt sich auf Teilen der Landkreise Harburg, Lüneburg und Heidekreis. An den zwei Dutzend verschiedenen Einsatzorten inmitten der Urlaubsregion Lüneburger Heide ging es jeweils darum, den erst nach den Kahlschlägen des Mittelalters entstandenen Lebensraum für Tiere und Pflanzen zu erhalten und als Ort für Ruhe und Erholung suchende Menschen nutzbar zu machen.

Möglich wurde der zum zweiten Mal veranstaltete Naturpark-Tag durch das finanzielle Engagement verschiedener Sponsoren. Den größten Beitrag leistete die Bingo-Umweltstiftung mit 8600 Euro, gefolgt von der Versicherung Generali und der Domkellerei Bardowick sowie der Klosterkammer Hannover und der Naturschutzstiftung Heidekreis. Mit den Spenden wurden Arbeitsgeräte und Verpflegung für die Ehrenamtlichen finanziert.

"Ich finde diesen Aktionstag grandios", sagt Heike Rieckmann, die sich in ihrer Freizeit gern zusammen mit ihren Kindern für die Natur ihrer Heimat ins Zeug legt. "Im nächsten Jahr machen wir vielleicht einmal beim Entkusseln mit." So bezeichnen Naturschützer die Landschaftspflege von Heideflächen, Feuchtwiesen und entwässerten Mooren. Dabei wird mit Spaten, Motorsensen und Sägen das Wachstum junger Gehölze gebremst. Die sogenannten Kussel stammen vor allem von Kiefern, Weiden und Birken.

Auf dem Programm des zweiten Naturpark-Tags standen insgesamt 15 Arbeitseinsätze zum Entkusseln. In der östlich von Hanstedt gelegenen Töpsheide war mit Alida Gundlach auch eine prominente Helferin dabei. Die Fernsehmoderatorin und Autorin ist im Naturpark zu Hause und war in diesem Jahr Schirmherrin des Aktionstages. "Damit möchte ich die zahlreichen freiwilligen Initiativen unterstützen, die sich für unsere Kulturlandschaft engagieren", sagt die Gründerin und Vorsitzende des Vereins Tierwork.

Auf dem Gebiet des Landkreises Lüneburg ist beispielsweise der Verein Regiokult seit zehn Jahren damit beschäftigt, Heideflächen zu erhalten und zu pflegen. Am Wochenende entkusselten die Vereinsmitglieder die Kronsbergheide an der Bundesstraße 209. Die Landesbauforschungsgesellschaft Sottorf lud dagegen zum Bauckhof Amelinghausen ein, um gemeinsam mit dem Planwagen zu einer aufgeforsteten Fläche im Wald zu fahren. Dort entfernten die Helfer Unterwuchs, damit die jungen Bäume wachsen können. Die Flur- und Naturlehrpfade in Südergellersen und Heiligenthal machte dagegen die Gemeinde Südergellersen mit Hilfe freiwilliger Helfer winterfest.

Eine ähnliche Aktion im Landkreis Harburg veranstaltete das "Naturpark-Team Persiel - Müller" aus Wulfsen/Garstedt. Mit dem Fahrrad kontrollierten die Helfer den Zustand eines Teilstücks des Jacobsweges Lüneburger Heide. Auf dem Abschnitt zwischen Hittfeld und Asendorf zeichneten sie verwaschene Markierungszeichen nach und schnitten zugewachsene Bereiche frei. Um die Bedingungen für Moose und Flechten im Ausläufer der Lohberge zwischen dem Büsenbachtal und Handeloh zu steuern, wurden gezielt einzelne Fichten gefällt, die jeweils Traubeneichen bedrängen. Ausgeführt hat diese Aktion die Handeloher Ortgruppe des Arbeitskreises Naturschutz in der Samtgemeinde Tostedt zusammen mit den Hamburger Wasserwerken, der Forstbetriebsgemeinschaft Hanstedt und dem Landkreis Harburg. Für die natürliche Heimat des Moorfrosches engagierte sich die Grundschule Steinbeck. Kinder der Klasse 2b und ihre Eltern mähten dafür die Wiesen an den vom Verein Naturschutzpark bewirtschafteten Holmer Karpfenteichen.

Für reichhaltiges Leben unter der Wasseroberfläche setzt sich auch Jörg Lindner ein. Der 30-Jährige hat im Keller seines Hauses in Winsen sechs Aquarien aufgestellt, in denen er etwa 50 Hochlandkärpflinge hält. Die seltenen Tiere sind in Mexiko und dem US-Bundesstaat Nevada zu Hause. Doch weil dort einzelne der 55 Unterarten dieses Fisches in ihrer Existenz bedroht sind, sind die Erhaltungszuchten von engagierten Aquarianern wie Lindner notwendig, um die Artenvielfalt zu bewahren. "Es fühlt sich gut an, etwas für die Natur zu tun", sagt der 30-Jährige. Daher meldete auch er sich freiwillig, um bei der Renaturierung des Bachs bei Ollsen mitzuhelfen.

"Wir wollen verhindern, dass die Schmale Aue den Bach runtergeht", sagt Klaus Schröder. Der überzeugte Anhänger des tierschonenden Fliegenfischens ohne Widerhaken engagiert sich seit 30 Jahren im Pachtverein Hamburger Angler, der die Schmale Aue von Ollsen bis zur Mündung in die Seeve sowie die Seeve im Jesteburger Bereich gepachtet hat. Dort wurden über Jahrhunderte Kieselsteine für den Hausbau entnommen, die Bachforellen ruhige Laichmöglichkeiten und Futter durch anhaftende Insekten boten. "Wir wollen jetzt Mikrohabitate für komplexe Futterketten schaffen", sagt Schröder. Dazu dienen auch 30 Buhnen aus Erlenlaub.