Sanitätsreiter der Johanniter-Unfallhilfe sind vom Wochenende an in der Lüneburger Heide unterwegs. Auch Polizei reitet im Naturschutzpark.

Lüneburg. Wenn vom kommenden Wochenende an die Außentemperaturen bei ungetrübtem Sonnenschein wieder mehr als 20 Grad steigen, dürfte sich auch das Heideblüten-Barometer seinem Höchstpunkt nähern. Der auf der Internetseite der Tourismusorganisation Lüneburger Heide veröffentlichte Gradmesser zeigt an, wie weit das Naturereignis der in kräftigem Lila erscheinenden Heideflächen gediehen ist. Wenn nach der Glockenheide in diesen Tagen auch die Besenheide aufblüht, dürften wieder viele Tausend Besucher in den Naturpark Lüneburger Heide kommen. Damit bei dem Massenereignis für die Sicherheit der Besucher gesorgt ist, reiten dort am Sonnabend von 10 bis 17 Uhr erstmals in diesem Jahr wieder die Sanitäter der Johanniter-Unfallhilfe aus.

Wie berichtet, kontrollieren seit Ende Juli zwei Beamte der Polizeidirektion Lüneburg hoch zu Ross die Einhaltung der Verhaltensregeln im Naturschutzpark Lüneburger Heide. Verboten ist dort unter anderem, Feuer zu machen, die Wege zu verlassen und Hunde ohne Leine laufen zu lassen. In medizinischen Notfällen sind die berittenen Ordnungshüter aber ebenso wie ihre fünf zu Hilfspolizisten bestellten Naturwächter des Vereins Naturschutzpark Lüneburger Heide (VNP) auf die Hilfe ausgebildeter Sanitäter angewiesen. Seit dem Sommer 2004 haben sie daher als Verstärkung die Reiterstaffel der evangelischen Hilfsorganisation an ihrer Seite, deren Mitglieder an ihren kreisrunden roten Aufnähern mit weißem, achtspitzigem Johanniterkreuz an Sanitäterweste und Satteltasche zu erkennen sind.

Bei einem gemeinsamen Streifenritt mit den Polizisten vor etwa vier Jahren erlebte Martina Leffrang vom Johanniter-Regionalverband Harburg ihren bisher ernstesten Hilfseinsatz. "Eine Frau Mitte 60 hatte nach einem Wespenstich eine heftige allergische Reaktion", sagt die ausgebildete Rettungsassistentin. "In acht Minuten legten wir die mehr als vier Kilometer lange Strecke zu der Patientin zurück." Als besonderes Problem erwies sich dabei, dass ihre Route auch von mehreren Kutschern befahren wurde. Ohne Sirenen ausgestattet, mussten die reitenden Helfer zunächst mit Rufen gegen die laut singenden Passagiere in den Fuhrwerken ankommen. Beim Überholen im Galopp galt es darüber hinaus, die Zugtiere der Gespanne nicht aufzuscheuchen. "Doch die Eile war berechtigt", sagt Leffrang. "Wir waren knapp 20 Minuten vor dem Notarzt im Hubschrauber bei der Frau und leisteten lebenswichtige Erste Hilfe."

Leffrang und die 34 anderen, vor allem weiblichen und zwischen 13 und 57 Jahre alten Mitglieder der in Meckelfeld beheimateten Reiterstaffel kümmern sich in ihrer Freizeit vorwiegend um Wanderer, die bei heißem Wetter zu wenig trinken. "Viele Ältere macht die Hitze einfach total kaputt", sagt Leffrang. "In seltenen Fällen werden wir aber auch zu Herzinfarkten gerufen." Um in solchen Situationen fachgerecht Menschenleben retten zu können, müssen die Ersthelfer mindestens eine Sanitätsausbildung der Johanniter absolvieren. Stefanie Borchardt aus Luhmühlen zum Beispiel bringt darüber hinaus Berufserfahrung als Anästhesiekrankenschwester mit, ihre Vereinskameradin Ramona Gosau ist ausgebildete Ärztin.

Doch auch die vierbeinigen Helfer müssen auf ihre lebenswichtige Aufgabe zwischen Anfang August und Ende September gut vorbereitet werden. Beim Schrecktraining hören sie Luftballons neben sich zerplatzen oder Plastiktüten rascheln. Zudem werden die Pferde im Alter von vier bis sieben Jahren an spielende Kinder und grelles Licht gewöhnt.

"Die Sanitätsreiter der Johanniter leisten wertvolle Unterstützung für unsere Naturwächter", sagt Mathias Zimmermann, Geschäftsführer des VNP. Die Hilfspolizisten des VNP rufen die medizinischen Ersthelfer, wenn ein Tourist beispielsweise nach einem Sturz über Schmerzen klagt. Die Zusammenarbeit funktioniert auch in der Gegenrichtung. Zimmermann: "Wenn die Reiter in der Ferne einen freilaufenden Hund sehen, melden sie das meinen Mitarbeitern, die den aktuellen Standort der Herden kennen."

Für interessierte Reiter mit eigenem Pferd gibt es am Freitag, 14. September, gegen 19 Uhr ein Informationstreffen beim Johanniter-Ortsverband Buchholz, Rütgersstraße 3. Die Ehrenamtlichen müssen Zeit für die monatlichen Übungstreffen in der Meckelfelder Reithalle der Staffel mitbringen. In den drei- bis vierstündigen Trainings wird unter anderem die Begegnung mit einem musizierenden Spielmannszug eingeübt. In den Wintermonaten lernen die angehenden Sanitätshelfer unter anderem, was im Notfall bei Knochenbrüchen zu tun ist oder welche Wiederbelebungstechniken es gibt. Für Fragen ist der Johanniter-Regionalverband Harburg unter der Telefonnummer 040/768 66 62 zu erreichen.