Behörde entzieht Genehmigung. Es fehlte an Pädagogen, ihrer regelmäßigen Bezahlung sowie einem Schulkonzept

Lüneburg/Winsen. Die Landesschulbehörde Lüneburg hat der privat geführten Michaeli Grundschule in Winsen die Genehmigung zur Weiterführung des Schulbetriebs entzogen. Dies geht aus einer Verfügung an den Schulträger hervor, die der Lüneburger Rundschau vorliegt. Christian Zachlod, Sprecher der Schulbehörde, bestätigt den Sachverhalt: "Die Landesschulbehörde hat die Entscheidung getroffen, die Genehmigung mit Wirkung zum 15. Oktober zurückzunehmen. Die Entscheidung jedoch ist noch nicht bestandskräftig." Bis Ende des Monats kann der Trägerverein der Schule Einspruch einlegen.

Die Liste der Mängel und Verstöße, die zum Aus der Schule führten, ist lang. Es geht um fehlende Konzepte, rechtswidrige Entscheidungen, unregelmäßig gezahlte Gehälter, die Unterschreitung der vorgeschriebenen Mindestschülerzahl, Lehrer mit mangelnder Qualifikation und nicht eingehaltenen Fristen.

Christine Reifschläger, Schulgründerin und Vorsitzende des Vereins Freunde und Förderer der Michaeli Schule, bestätigt gegenüber der Rundschau die Vorwürfe: "Das sind Fakten und Tatsachen, die leider der Wahrheit entsprechen. Für uns alle ist das sehr dramatisch."

Erst im Juni 2009 hatte der Verein die Genehmigung zum Betrieb der integrativen Grundschule in der Schillerstraße erhalten. Wesentliche Voraussetzung war eine Zahl von dauerhaft mindestens zwölf Schülern. Von anfänglich 19 angemeldeten Kindern waren bei der Eröffnung der Schule noch 13 dabei.

Im Februar dieses Jahres wurden zwölf Kinder in den Klassenräumen des ehemaligen Umkleidebaus eines Sportvereins gezählt. Zwei von ihnen, so stellte die Landesschulbehörde fest, besuchten "ohne nachgewiesene Berechtigung" die Schule.

"Das allein wäre schon Grund genug gewesen, uns die Genehmigung zu entziehen", sagt die bestürzte Winsenerin. Grund allen Übels, so Reifschläger, sei die fehlende Vertrauensbasis zwischen Eltern und Lehrern gewesen. Auch das Verhältnis zwischen Trägerverein und Schulleitung habe nicht gepasst. "Zwischen uns hat es oft geknallt."

Um weiter machen zu können, benötigt die integrative Grundschule mit angedachtem Waldorf-Konzept einen neunen Träger. Eine Absage von der Lüneburger Waldorfschule hat Reifschläger bereits erhalten. Auch die Rudolf-Steiner-Schule Nordheide in Kakenstorf hält sich bedeckt. Ohne neuen Träger werden die zehn Schüler nach den Herbstferien auf andere Schulen wechseln müssen.

Gabi M. (Name von der Redaktion geändert) ist eine der Mütter, die ihren Sohn frühzeitig aus der Privatschule holte. Sie erhebt schwere Vorwürfe gegen die Schulgründerin Christine Reifschläger. "Sie ist eine Person, die sich massiv einmischt und überall die Finger drin hat." Die 35-jährige Mutter kritisiert: "Wir Eltern wurden vor vollendete Tatsachen gestellt."

So, wenn es um die Entlassung von Lehrern ging oder, wie es im Bericht der Landeschulbehörde heißt, "dass die monatlichen Entgelte an die Lehrkräfte regelmäßig verspätet gezahlt wurden."

Darunter zu leiden hatte vor allem die erste Schulleiterin Iris Düntsch (32). "Die junge Frau wurde benutzt und nach einem halben Jahr wieder entlassen", sagt Gabi M. Lehrerin Düntsch wartet bis heute auf ihr Geld. Öffentlich will sie sich nicht äußern, da sie rechtliche Schritte des Vereins befürchtet. Außerdem moniert die Behörde das mangelnde Konzept der Schule. "Uns war eine Mischung aus Waldorf-, Montessori- und Förderschule versprochen worden", sagt Gabi M. Letztlich strebte Reifschläger eine Waldorfschule an.

Ein entsprechendes Konzept liegt nicht vor und "ohne Realisierung des entsprechenden Konzeptelements fehlt es an einem besonderen pädagogischen Interesse an der Schule und damit an einer ganz wesentlichen Zulassungsvoraussetzung des Grundgesetzes für eine Grundschule", schreibt die staatliche Aufsichtsbehörte in Lüneburg in ihrer Verfügung.

Gleiches gilt für das Zwei-Pädagogen-Prinzip in allen Unterrichtsstunden. Es mangelt, so die Schulbehörde, an einer Förderschullehrkraft zur Betreuung der Förderkinder genauso wie an ausgebildeten Pädagogen. Trotz allem nimmt die derzeitige Schulleiterin Gisela Schuhmacher die Privatschule in Schutz. Zwar bekennt sie sich zu mancher Schwachstelle, "doch sehe ich nicht, dass die Schule geschlossen wird. Gerade in den kleinen Klassen haben sich die Schüler mit Lernschwächen hervorragend entwickelt", argumentiert Schuhmacher.

Sie hofft, der Schulträger werde angemahnte Mängel beseitigen und fehlende Statistiken nachreichen. Das Schreiben der Landesschulbehörde lässt jedoch keinerlei Spielräume. Ausreichend Zeit zur Beseitigung der eingeräumten Mängel sei gegeben worden, die Rücknahme der Genehmigung schon Ende August bekannt gewesen.

"Es ist nicht zu erkennen, dass die Schule in der Lage ist, das zur Genehmigung vorgelegte Konzept umzusetzen. Erschwerend kommt hinzu, dass Ihr bisheriges Verhalten auch künftig keine entscheidende Änderung erwarten lässt." Zudem fehle offensichtlich die erforderliche finanzielle Ausstattung zur Umsetzung der genehmigten Schulkonzeption und zur Sicherung der wirtschaftlichen Stellung der Lehrkräfte.

Gabi M. hat aus der Niederlage gelernt: "Wenn man händeringend nach Alternativen zum traditionellen Schulsystem sucht, dann kann man schnell auf die Nase fallen." Christine Reifschläger zieht für sich die bittere Bilanz: "Schule ist nicht so einfach zu machen."