Heute FDP-Spitzenkandidat Boris Freiherr von dem Bussche. Der Liberale will den Mittelstand stärken, die regionale Infrastruktur ausbauen, und setzt auf erneuerbare Energie.

Lüneburg. Er ist Rechtsanwalt mit Adelstitel - Boris Freiherr von dem Bussche. Beides schürt das Vorurteil: Dieser Mann muss irgendwie abgehoben sein. Aber Adelstitel haben ja - zumindest in der Bundespolitik - Konjunktur. Und wer den FDP-Spitzenkandidaten der Landkreise Lüneburg und Lüchow-Dannenberg für die Bundestagswahl 2009 trifft und sich mit ihm unterhält, der merkt schnell: Dieser Freiherr ist eine sehr präsente und angenehme Person - und alles andere als abgehoben.

Dazu kommt der Workaholic auch gar nicht erst. Er ist: Rechtsanwalt und Chef von neun Mitarbeitern, Kreis-Fraktionsvorsitzender seiner Partei, Stadtratsmitglied in Hitzacker, Mitglied im Schulvorstand in einem Dannenberger Gymnasium, Mitgründer eines Fördervereins für Freibäder und - nicht zuletzt - Vater von vier Söhnen. Und dann unterrichtet der 43-Jährige, noch nebenbei ehrenamtlich den Abiturjahrgang in Politik, Recht und Steuerfragen. "Das ist quasi Bodenhaftungsunterricht", sagt von dem Bussche lächelnd. "Das bekommen die Schüler sonst nicht beigebracht." Wenn dann noch Zeit ist, geht der agile Allrounder seinen anderen Hobbys nach: Laufen, Schwimmen, Radfahren und zur Jagd gehen. Bleibt die Frage: Wie macht der Mann das bloß?

Von dem Bussches Büro ist nur 100 Meter von Haus und Familie entfernt. "Das macht vieles einfacher", sagt er und gibt zu, dass er seinen kurzen Arbeitsweg sehr schätzt. Vielleicht ist das der Grund, warum der FDP-Spitzenkandidat die Infrastruktur im Lüneburger Umland und im Kreis Lüchow-Dannenberg zu einem seiner zentralen politischen Themen erhoben hat. "Lüneburg hat durch die A 250 wirtschaftlich und touristisch unglaublich gewonnen", schwärmt von dem Bussche. "Jetzt muss auch das Umland von der Metropolregion Hamburg erfasst werden." Dazu gehöre auch der Bau der A 39 und eine Erweiterung der B 216. "Der gesamte Wirtschaftsbereich schreit danach." Die mittelständischen Unternehmen in der Region müssen erhalten werden, und dazu gehöre eine vernünftige Infrastruktur. Auch die Regulierung der Landwirtschaft liegt dem freien Demokraten am Herzen. "Das ist kein reiner Wirtschaftsfaktor, das hat auch einen hohen kulturellen Stellenwert."

Ein weiteres wichtiges Thema ist für von dem Bussche die Diskussion um Gorleben. Entgegen der Parteilinie setzt sich der FDP-Mann seit Jahren für die Erkundung anderer Standorte ein. Aufgrund wissenschaftlicher Erkenntnisse müsse für die Endlagerung von Atommüll der beste Standort, nicht bloß ein möglicherweise geeigneter, gefunden werden, meint von dem Bussche.

Das FDP-Wahlprogramm spricht von der Kernkraft als "Übergangstechnologie". Von dem Bussche sieht allerdings auch die Laufzeitverlängerung kritisch. "Die Kernkraft ist für mich kein schlüssiges System." Sicherheitsfragen und Endlagerung seien ungelöst - bei Wind- oder Solarenergie sehe er solche Probleme nicht. "Im Ausbau erneuerbarer Energien steckt ein irres Potenzial, auch für Arbeitsplätze und Know-how. Das wird für die kommenden Generationen einen unvorstellbaren Stellenwert haben." Von dem Bussche weiß, dass er damit wie ein Grüner klingt. "Aber da hat in allen Parteien ein Umdenken stattgefunden", erklärt er.

Boris Freiherr von dem Bussche ist ein Mann, dem man abnimmt, dass er sich für seine Region verantwortlich fühlt. Anders als bei der Konkurrenz hängen seine Wahlplakate übrigens erst seit dieser Woche - aus humorvoller Bescheidenheit: "Ich will ja niemanden langweilen."