Jochen Fischer, Mitglied der Geschichtswerkstatt und der “Initiative Stolpersteine in Lüneburg“, ist entsetzt: “Das ist eine weitere Schandtat.“

Lüneburg. Soeben hat der 61-Jährige erfahren, dass in der Nacht zu Donnerstag zahlreiche Stolpersteine in der Lüneburger Innenstadt mit Nazi-Aufklebern entwürdigt wurden. Gerade erst am Dienstag hatten Unbekannte zwei weitere Gedenktafeln aus der Bardowicker Straße gestohlen (die Rundschau berichtete).

Oberbürgermeister Ulrich Mädge kündigte an, einen der beiden Steine im Wert von 95 Euro zu ersetzen. Mehr als 20 Gedenktafeln aus Messing liegen in Lüneburg. Der Aktionskünstler Gunter Demnig verlegt die Steine in Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus. Das die Denkmäler nun ausgerechnet mit Nazi-Stickern beklebt werden, macht Jochen Fischer besonders betroffen: "Die Opfer werden erneut zu Opfern."

Ein unbekannter Zeuge hatte die Aufkleber auf den Steinen in der Bäckerstraße und Am Sande entdeckt und der Antifaschistischen Aktion Lüneburg/Uelzen (Antifa) gemeldet. Später fanden Antifa-Aktivisten auch in der Oberen Schrangenstraße geschändete Steine auf. Auf den Aufklebern prangt das Konterfei des Naziverbrechers Rudolf Heß. Für Montag planen Rechtsextremisten eine nicht angemeldete Versammlung im Clamartpark, um des Hitlerstellvertreters zu gedenken.

Die Antifa hat eine Protestdemonstration angemeldet. Der ursprüngliche Plan war, vom Marktplatz ausgehend über den Sand zum Clamartpark zu ziehen. Doch die Stadtverwaltung wollte die Route ändern und die Aktivisten stattdessen über den Lamberti-Platz und durch die Wallstraße zum Clamartpark leiten. Antifa-Sprecher Olaf Meyer sagt: "Deshalb bleibt es jetzt bei einer stationären Kundgebung auf dem Marktplatz." Unterstützung bekommt Meyer dabei auch vom Bündnis für Demokratie/Netzwerk gegen Rechtsextremismus, dessen Mitglieder sich größtenteils beteiligen wollen. Auch Jochen Fischer will am Montag ein deutliches Zeichen setzen und friedlich aber bestimmt zeigen, dass für Rechtsextremisten in Lüneburg kein Platz ist - für Stolpersteine hingegen schon.