Nicht jeder hat Lust oder die Möglichkeit, im Sommer zu verreisen. Die Lüneburger Rundschau stellt deshalb in einer Serie Ziele für den Urlaub daheim vor. In dieser Woche sind es Kirchen in der Region. Heute: St. Peter und Paul in Betzendorf.

Betzendorf. Der mächtige Wehrturm der Kirche St. Peter und Paul in der Ortsmitte lässt ahnen, dass die Ortschaft Betzendorf in der Samtgemeinde Amelinghausen einst wenig friedliche Zeiten erlebt hat.

Ehedem an der alten Heerstraße nach Celle gelegen, mussten sich die Dorfbewohner im Mittelalter offenbar so manchen Feind vom Leib halten - und weil man sich eine eigene Burganlage wie im reichen Lüneburg nicht leisten konnte, wurde der Turm der Kirche St. Peter und Paul vermutlich auch zu Verteidigungszwecken genutzt. Immer noch sichtbare Schießscharten im Gemäuer des Wehrturmes weisen darauf hin. Außerdem stand gegenüber der Kirche im Mittelalter ein befestigter Gutshof - der so genannte "Barkhof". Er gehörte der Adelsfamilie von Oedeme: "Es gibt Hinweise, dass auf dem Barkhof ein zweiter Verteidigungsturm stand, der unserem Kirchturm sehr ähnelte", sagt Christian Cordes, Pastor der Kirchengemeinde Betzendorf. Auf diese Weise wurde die Verteidigung des Dorfes in jenen unsicheren Zeiten geleistet.

"Wir vermuten, dass die Kirche St. Peter und Paul im 12. oder 13. Jahrhundert entstanden ist", sagt Cordes. "Eine Gründungsurkunde ist leider nicht erhalten."

Schon lange zuvor, in der Jungsteinzeit, gab es in der gesamten Umgebung von Betzendorf menschliche Siedlungen. Und im benachbarten Drögenindorf brachten Ausgrabungen einen Urnenfriedhof aus langobardischer Zeit ans Tageslicht.

Die turbulente Geschichte des Ortes und seiner Kirche hat Jürgen Wesenick, einer der Amtsvorgänger von Pastor Christian Cordes, in einem kleinen Kirchenführer dokumentiert. Darin wird auch die heute nicht mehr zugängliche Gruft erwähnt, die sich unter der Kirche befindet "Dort wurden Mitglieder der Familie von Estorff aus Barnstedt beigesetzt", sagt Pastor Cordes.

Die Familie aus dem Nachbarort hielt bis ins 18. Jahrhundert das so genannte "Kirchenpatronat". "Das Recht zur Grablege in der Kirche war mit dem Patronat verbunden", sagt Cordes.

Das Kirchschiff von St. Peter und Paul weist den typischen Zuschnitt vieler Heidekirchen auf: Altar und Orgelempore liegen sich gegenüber. Der romanisch geprägte Innenraum wurde im 15. Jahrhundert durch Strebepfeiler verstärkt, ein Chorraum mit fünf Pfeilern wurde angebaut: "Damit gewannen gotische Bauformen an Bedeutung. Der Altarschrein, der auch aus dem 15. Jahrhundert stammt, ist erhalten geblieben", sagt Cordes.

Geschaffen hat das hölzerne Triptychon auf dem Altar der Lüneburger Künstler Volkmer Klovesten: "Es zeigt Jesus und Maria im Kreis der Jünger und Apostel. Man spricht auch von Maria und Jesus im Kreis ihres Hofstabes. Das war ein häufiges Motiv, es findet sich auch im Nonnenkloster Ebstorf", sagt Cordes.

Und woher hatten die Betzendorfer seinerzeit die Mittel für aufwendige Umbauten ihrer Kirche im 15. Jahrhundert? "Man geht davon aus, dass damals ein wohlhabender Pastor der Gemeinde vorstand. Er hat auch dafür gesorgt, dass Ackerland und ein Wald in den Besitz der Gemeinde kamen", erzählt Cordes.

Altargerätschaften wie Kelche und Weinkannen aus Silber und Zinn sind teilweise noch im Besitz der Kirchengemeinde - als Besonderheit ist ein Paar silberner Eheringe erhalten, das an Brautpaare ausgeliehen wurde, die keine eigenen Trauringe hatten.