Gegen den geplanten Großstall für 7500 Tiere hat sich eine Bürgerinitiative formiert. Rechtsextreme agieren als Trittbrettfahrer.

Handorf. Schon bevor die Bürgerinitiative (BI) "Keine Schweinerei in Handorf" am Mittwochabend ins Leben gerufen wurde, und bereits 160 Mitglieder zählt, hatten die Gegner der geplanten Schweinemastanlage für 7500 Tiere dicke Brocken zu bewegen. Zum einen scheiterte der Versuch, hinter den Kulissen einem der beiden Landwirte, die den Stall am Ortsausgang Richtung Oldershausen bauen wollen, das dafür nötige Land im Wert von 140 000 Euro abzukaufen. Er lehnte das Angebot der Kirche ebenso ab wie das eines anderen Kaufwilligen. Zum anderen missbrauchte die NPD im Kommunalwahlkampf die BI.

Ein Mitglied des Bundesvorstandes der rechtsextremen Partei, das in Handorf lebt und zur Gemeinderatswahl erfolglos angetreten war, ließ sich an einem Protestplakat ablichten, das BI-Mitbegründerin Gitta Tangermann entworfen und im Ort angebracht hatte.

Das Bild war dann in einem Wahlflyer des NPD-Mannes abgedruckt, der an die Haushalte der 2000-Einwohner-Gemeinde verteilt wurde. Zudem ist es weiterhin auf der Internetseite der Partei zu sehen, mit dem Hinweis, er sei von Beginn an BI-Mitglied und setze sich für den Umweltschutz ein.

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Dem widerspricht die Bürgerinitiative nachdrücklich. "Es gab keine Zusammenarbeit mit der NPD, es gibt keine, noch wird es jemals eine geben!", heißt es auf der Internetseite der BI. "Er ist kein Mitglied", sagt Lars Klockmann vom Gründungsausschuss. Und Gitta Tangermann erklärt wütend: "Wir lassen uns das Engagement nicht von den Nazis zerstören."

Überhaupt, so Klockmann, habe der Mann keinerlei Rückhalt in der Bevölkerung: "Er wohnt in Handorf. Mehr nicht." Überdies sei in der BI-Präambel festgelegt, dass eine rechtsextremistische Gesinnung, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit nicht toleriert werden.

Das für die BI entweihte Protestplakat gibt es nicht mehr. "Es wurde vom Wind zerfetzt", sagt Tangermann. Doch neue werden auf den Widerstand gegen die Massentierhaltung aufmerksam machen. "Wir wissen immer noch nicht ganz genau, wer wirklich hinter dem Vorhaben steckt. Es wird schwierig, das Projekt schon im Vorfeld zu verhindern", so die Handorferin.

Grund dafür ist, dass es nach dem Gesetz als "landwirtschaftlich privilegiert" gilt. "Es kann aber nicht sein, dass Bauern weiterhin alles bauen dürfen, was sie wollen", kritisiert Tangermann, die pikanterweise selbst Landwirtin ist. Sie fordert von Bund und Land, das Baugesetz zu ändern. Juristisch hat sich die BI bereits vorbereitet und zu Gutachtern und Anwälten Kontakt für Klagen gegen die mögliche Baugenehmigung aufgenommen.

BI-Sprecher Ulrich Großer sagt, eine weitere Aufgabe sei es, Öffentlichkeit zu schaffen und Druck aufzubauen gegen eine Anlage, die das Dorf mit Keimen belaste, die für chronisch Kranke gefährlich seien. "Die Art der Haltung ist zudem Tierquälerei. Wir befürchten auch eine hohe Verkehrsbelastung durch Schweine- und Futtermitteltransporte sowie Gülleentsorgung."

Bisher liegt laut Sprecherin Katrin Peters beim Landkreis Lüneburg als zuständiger Genehmigungsbehörde noch keine Bauvoranfrage für den Großstall vor. "Vor einigen Wochen gab es ein Informationsgespräch mit Landwirten. Bei dem wurden mögliche Probleme wie Immissionen und der Widerstand der Bevölkerung angesprochen", sagt sie. Mehr sei noch nicht geschehen. "Uns ist nicht bekannt, ob das Projekt weiterverfolgt wird."

Heiner Luhmann, frisch gewählter CDU-Bürgermeister der Samtgemeinde Bardowick und zurzeit noch ehrenamtlich stellvertretender Bürgermeister in Handorf, sagt, die Gemeinde allein habe nicht viel in der Hand, um das Projekt zu verhindern. "Wir werden prüfen, ob die Infrastruktur des Ortes für die Pläne ausreicht."

Sobald er im Amt sei, werde er anschieben, dass der Flächennutzungsplan der Samtgemeinde optimiert wird: "Das gilt für Großställe, Biogasanlagen, Windräder, die Entsorgung und Aufarbeitung von Gärsubstraten." Die Landwirtschaft soll weiterhin gefördert werden. "Wir müssen jedoch differenziert klären, welche Art wir bei uns wollen." Bauern sollten von ihrer Arbeit leben können: "Das muss aber nicht zwangsläufig über Masse gehen", so Luhmann.

Der Verpächter des Hofes, der bislang für die CDU im Gemeinderat saß und sich um die Wiederwahl beworben hatte, hat von seinen Mitbürgern übrigens längst die Quittung bekommen: Er wurde bei der Gemeinderatswahl am vergangenen Sonntag abgewählt.